Wenn mehrere private Investoren ihr Geld an einen Kreditnehmer verleihen, ist die Rede von einem Peer-to-peer-Kredit oder auch Crowd- oder Schwarm-Finanzierung. Foto: Pixabay © tumisu (CC0 Public Domain)

Nicht immer ist es einfach, einen Kredit von einer Bank zu bekommen. Die Gründe dafür können vielfältig sein, meist liegt es an einem schlechten Schufa-Score oder die Bank sieht ein anderes Ausfallrisiko, wie ein zu geringes Einkommen oder einen befristeten Arbeitsplatz. Dann helfen manchmal die Familie oder Freunde aus mit einem Kredit von privat. Das sollte ebenfalls nach bestimmen Spielregeln ablaufen und in irgendeiner Form vertraglich geregelt sein. Schließlich soll es wegen des Geldes nicht zum Streit kommen. Am besten ist auch hier ein schriftlicher Kreditvertrag, den beide Seiten unterschreiben. Dabei sollte neben der Kreditsumme, zu zahlende Zinsen auch die Laufzeit unbedingt geregelt sein.

Privatkredit vs. Kredit von privat – das sind die Unterschiede

Bei den Begrifflichkeiten kann es gelegentlich zu Verwechslungen kommen. Der Begriff Privatkredit wird häufig als Synonym für den Begriff Kredit von privat verwendet. Die beiden Begriffe meinen allerdings nicht dasselbe. Ein Privatkredit ist ein Kredit, den eine Privatperson von einer Bank erhält. Darüber hinaus gibt es den Unternehmenskredit. Mit Privatkredit ist meistens der Konsumentenkredit gemeint. Der Kredit von privat hingegen ist ein Kredit, den eine Privatperson vergibt. Das muss heute nicht mehr zwangsläufig im Familien-, Freundes- und Bekanntenkreis stattfinden. Heute gibt es p2p-Kredite über ausgewählte Finanzierungspartner. Private Geldgeber investieren ihr Geld in ein bestimmtes Projekt, das Kreditsuchende auf einer Plattform im Internet vorstellen. Mehrere Geldgeber finanzieren in der Regel die verschiedenen Projekte, sodass das Risiko auf mehrere Geldgeber verteilt ist. Der Begriff p2p ist aus dem Englischen abgeleitet von peer to peer, was so viel bedeutet wie „von Gleichem zu Gleichem“.

Welche Vorteile haben Kredite von privaten Geldgebern?

Für den Kreditnehmer ist ein Kredit von Familie oder Freunden deshalb vorteilhaft, weil der Kreditgeber meistens mit der finanziellen Situation des Kreditnehmers vertraut ist und erst gar keine Bonitätsprüfung durchführt. Das Geld ist schnell verfügbar, um beispielsweise das sehr günstige gebrauchte Auto zu kaufen oder die Materialien für die Wohnungsrenovierung zu kaufen.

Auch bei den verschiedenen p2p-Portalen hat ein Kredit zahlreiche Vorteile. Gerade für Kreditnehmer, deren Bonität nicht so gut ist, sind die Portale eine Möglichkeit, dennoch einen Kredit zu bekommen. Bei vielen Banken gibt es keinen Kredit bei einem zu geringen Einkommen. Auch bei p2p-Krediten führen die Portale eine Bonitätsprüfung durch, allerdings stehen die Chancen deutlich besser, einen Kredit bewilligt zu bekommen. Für Gewerbetreibende und Selbstständige bestehen ebenfalls gute Chancen. Diese Personengruppe hat es bei Banken mitunter sehr schwer, einen Kredit zu bekommen, weil die Einnahmen sehr stark schwanken. Ein weiterer Vorteil sind die individuell gestaltbaren Konditionen. Bei einigen Portalen besteht die Möglichkeit Sonderkonditionen zu vereinbaren.

Was kostet ein Kredit von privat?

Die Zinsen handeln die Vertragspartner untereinander aus. Im Familien- und Freundeskreis verzichten die Geldgeber sehr häufig auf Zinsen. Bei den Portalen ist der Zins, wie bei den Banken auch, bonitätsabhängig. Hinzu kommen die Kosten für die Vermittlung des Kredits und meistens auch Kontoführungsgebühren.

Auch bei Krediten von privat sollten Kreditnehmer die Kosten im Auge behalten. Denn wer sich mit den Raten und anfallenden Kosten übernimmt, muss unter Umständen sein Konto überziehen. Das macht den Kredit richtig teuer. Ein Haushaltsbuch, in dem alle Ausgaben und Einnahmen notiert sind, gibt einen Überblick über die Finanzen und zeigt auch, wie hoch die monatliche Rate sein darf.

Welche Chancen und Risiken bieten private Kredite für beide Seiten?

Die Kreditnehmer profitieren davon, dass die Kreditanfragen und die Aufnahme des p2p-Kredits nicht an die Schufa gemeldet werden. Geraten sie allerdings in Zahlungsverzug, sind die Folgen ähnlich wie bei einer Bank. Kreditnehmer, die beispielsweise Zahlungserinnerungen und Mahnungen ignorieren, müssen damit rechnen, dass ein Inkasso-Unternehmen eingeschaltet wird. So wollen die Anleger wenigstens einen Teil ihrer Geldanlage retten.

Die privaten Geldgeber versuchen durch verschiedene Maßnahmen ihr Risiko gering zu halten. Zum einen prüfen sie sehr sorgfältig das Anliegen und das bisherige Zahlungsverhalten des zukünftigen Kreditnehmers. Zum anderen streuen sie ihr Risiko, indem sie nicht ihr gesamtes Geld in ein einziges Projekt investieren. Sie verteilen ihre Einlage auf mehrere kleiner Beträge, die an verschiedene Kreditnehmer ausgezahlt werden. Für die Zinseinnahmen müssen die Kreditgeber Kapitalerstragsteuer zahlen.

So funktioniert die Antragstellung bei einem Portal

Die Antragstellung über die Onlineportale läuft ähnlich ab wie bei einem Privatkredit. Zunächst geben die Interessenten ihre Daten auf dem Kreditportal ein. Allerdings tauchen die privaten Kredite nicht immer in den Ergebnissen auf. Es gibt bestimmte Gründe, bei denen auch die privaten Geldgeber kein Geld mehr verleihen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn das Ausfallrisiko als zu hoch eingestuft wird. Ein zu hohes Ausfallrisiko liegt vor, wenn der Interessent bereits eine eidesstattliche Versicherung über sein Vermögen abgegeben hat oder ein Insolvenzverfahren läuft.

Nach der Kreditanfrage geht es darum, die passenden Investoren für das Projekt zu finden. Diese wählen in der Regel selbst aus, wo sie ihr Geld investieren wollen, oder sie lassen ihre Investitionen über einen Portfoliomanager verwalten. Da die meisten Geldgeber ihr Geld in verschiedene Projekte investieren, ist es in der Regel notwendig, mehrere Geldgeber für ein Projekt zu finden. Sobald ausreichend Investoren bereit sind, ihr Geld zu investieren, zahlt eine Partnerbank das Geld an den Antragsteller aus. Deshalb ist der Kreditvertrag auch bei einem p2p-Kredit mit einer Bank. Diese überprüft die Unterlagen noch einmal und kann am Ende den Kredit immer noch ablehnen.

Kreditnehmer erfahren bei diesem scheinbar recht langwierigen Verfahren dennoch recht schnell, ob die Finanzierung zustande kommt oder nicht. Sollte es Schwierigkeiten geben, genügend Investoren zu finden, gibt es eine Frist. Ist diese abgelaufen, steht der Kreditwunsch nicht mehr auf dem Portal zur Verfügung und die Finanzierung kommt nicht zustande.