Hauke Hein steht vor seiner Arbeit „Ins Schwarze“ aus der Reihe „Horizonte“. Die farblich fein abgestimmten Streifen erzeugen eine räumliche Wirkung. Foto: Frank Eppler

Hauke Hein aus Fellbach beschäftigt sich schon ein Leben lang mit Kunst, er hat aber auch als Konstrukteur gearbeitet. In der Galerie Schäfer Waiblingen zeigt er nun seine Bildkonstruktionen, die nicht nur farblich besonders sind.

Die Farbe Lila, darüber Streifen in Beige, Flieder und Hellgrün, gefolgt von Abschnitten aus fein abgestuften, hellen Blautönen. Wer Hauke Heins Gemälde aus der Reihe „Horizonte“ betrachtet, erkennt schnell, was er vor sich hat. Auch wenn der Maler die Landschaft der Lüneburger Heide radikal reduziert und abstrahiert, diese in verschiedenfarbige Streifen zerlegt und sie dann übereinander gestapelt hat.

„Ich habe schon immer gerne Landschaften gemalt und irgendwann festgestellt, dass sie immer aus Farbstreifen bestehen“, schildert der Fellbacher, wie ihm die Idee zu den Streifenbildern kam, die bis Anfang Oktober in der Waiblinger Galerie Schäfer ausgestellt sind. Neben Pinseln und sorgfältig abgemischten Acrylfarben benutzt Hauke Hein Malerband, um die einzelnen Farbstreifen exakt voneinander zu trennen.

Zu sehen sind Bilder der Reihen „Räume“ und „Horizonte“

Auch die Bilder aus der Reihe „Räume“, die der 73-Jährige derzeit ebenfalls in Waiblingen zeigt, sind konstruiert. Trotzdem sind sie unter ganz anderen Voraussetzungen entstanden. Hier hat der Künstler kein natürliches oder gegenständliches Vorbild abstrahiert, sondern Formen und Farben nach bestimmten, selbst festgelegten Regeln arrangiert. Bei der Arbeit „Dreiergruppen“ etwa stehen immer drei Quadrate in der gleiche Farbe beisammen, umgeben von andersfarbigen Quadraten. Auch im Gemälde „Stufungen III“ hat Hauke Hein die Dreierregel angewandt. Dank geschickter Farbwahl und Anordnung wirken die Quadrate wie Würfel, die unterschiedlich weit aus dem Gemälde herausragen. Da mache sich auch seine langjährige Tätigkeit bei einer metallverarbeitenden Firma bemerkbar, sagt Hauke Hein. Viele Jahre hat er für die Nellmersbacher Firma Kaysser Maschinen programmiert und konstruiert – und in seiner Freizeit fleißig gemalt. „Ich hatte auch in dieser Zeit immer eine Kiste mit Acrylfarben und Malpappe im Rucksack“, sagt Hauke Hein.

In seinem Leben hat Kunst stets eine wichtige Rolle gespielt. Nach seinem Abitur in Krefeld hatte er begonnen, an der Uni Bochum Kunstgeschichte zu studieren. „Das diente auch dazu, eine Mappe für die Bewerbung an Kunsthochschulen zusammenzubekommen“, erzählt der 73-Jährige. Das klappte, und so wechselte er schon bald, im Jahr 1971, an die Staatliche Hochschule für Bildende Künste in Berlin. „Es gab viel Emotion in dieser Zeit“, sagt Hauke Hein, „und man war gut darin, Veranstaltungen zu sprengen. Man hat versucht, sich zu finden.“ Sich selbst beschreibt er als einen „relativ unbequemen Studenten“, der oft mit den Professoren, überwiegend gesetzten Herren, kollidierte. „Ich war teils aufsässig und habe nie an die Konsequenzen gedacht.“

Mit dem 7,5-Tonner durch Stuttgart

Letzten Endes entschied er sich, an die PH zu wechseln und Geschichte und Kunstpädagogik zu studieren. Drei Jahre hielt er durch. „Aber dann habe ich gemerkt, dass Kunstlehrer nicht mein Beruf ist.“ Gemeinsam mit seiner Frau, die 1975 an die Uni Tübingen ging, zog er nach Stuttgart, wo er zunächst jobbte: Mit einem 7,5-Tonner beförderte er erst Essen, später Reifen von A nach B. „Das war aber auch keine Perspektive.“

Weil er sich für das Material Metall interessierte, entschied er sich für eine Lehre zum Werkzeugmacher, besuchte dann die Meisterschule und heuerte 1987 bei der Firma Kaysser an, wo er bis 2015 arbeitete. Dort war Hauke Hein auch Ansprechpartner für Künstler und gestaltete Produkte, die an Kunden verschenkt wurden. Nach dem Renteneintritt ist er zu den Anfängen zurückgekehrt und hat Malerei an der Freien Kunstschule Stuttgart studiert. „Ich habe mir rausgepickt, was mich interessiert hat: Aktzeichnen, Porträts und Figuren.“

Kunst und Konstruktion

Ausstellung
 „Räume + Horizonte – Bildkonstruktionen von Hauke Hein“ ist bis 7.  Oktober in der Galerie Schäfer, Lange Straße 9, in Waiblingen zu sehen. Deren Öffnungszeiten sind donnerstags und freitags von 13 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr.

Biografie
 Hauke Hein ist 1950 in Essen geboren. Er studierte zunächst an der Ruhr Universität Bochum Kunstgeschichte. Nach Abstechern an die Staatliche Hochschule für bildende Künste Berlin, Abteilung Freie Kunst, und die PH Berlin, wo er Kunstpädagogik und Geschichte studierte, zog er 1975 mit seiner Frau nach Stuttgart. Hier ließ er sich zum Werkzeugmacher und Mechanikermeister umschulen und arbeitete viele Jahre als Leiter der Konstruktionsabteilung der Firma Kaysser in Leutenbach. Nach Ende des Berufslebens studierte er an der Freien Kunstschule Stuttgart.