Ursula und Michael Schäfer stellen nun eigene Bilder in ihrer Galerie aus. Foto: Gottfried Stoppe/l

Stadtansichten, Blumen, PS-Protze oder eine vertrocknete Eidechse – Ursula und Michael Schäfer finden immer ein Motiv. In ihrer Galerie zeigen die Waiblinger Kunst. Und nun ausnahmsweise ihre eigene.

Ob Hamburger Hafen, die Toskana, der Markusplatz in Venedig oder die Rems vor der Haustür: Ursula und Michael Schäfer finden immer und überall ein Motiv. Seit gut 30 Jahren haben die Waiblinger Eheleute ein gemeinsames Hobby – die Malerei. Doch obwohl sie ihre Bilder meist Seite an Seite auf die Leinwand bringen, ist ihre Herangehensweise komplett verschieden und ihr Motiv nur in den seltensten Fällen das Gleiche. Ein Bild von ihrer Kunst kann man sich in der Ausstellung mit dem Titel „Gegenüber – Miteinander“ machen, die am Abend des 11. Mai in der Galerie der Schäfers in Waiblingen eröffnet wird.

Galerie mit Café im denkmalgeschützten Haus

Die Galerie mit Bistro hat das Paar vor rund sechs Jahren in einem denkmalgeschützten Haus aus dem Jahr 1750 eingerichtet. Zuvor war das ziemlich verlotterte Gebäude gründlich saniert worden. Seither zeigen die Schäfers dort ausschließlich Arbeiten von Kunstschaffenden aus der Region. Eigene Werke auszustellen sei eigentlich nicht der Plan gewesen, sagen die beiden. Doch bald steht ein mehrwöchiger Malurlaub an, die Galerie bleibt während dieser Zeit geschlossen. „Das wollten wir keinem Künstler zumuten“, sagt Ursula Schäfer.

So haben sie also die Bilder gesichtet, die stapelweise in ihrem Atelier, einer umgebauten Scheune in der Ortschaft Neustadt, lagern und mit Mühe eine Auswahl getroffen. Sie besteht aus einer bunten Mischung von Arbeiten – die eine Hälfte stammt von ihr, die andere von ihm.

Zu sehen sind Stadtansichten, Szenen aus der Natur, klassische Stillleben, aber auch Blumen oder ein Stand auf dem Fischmarkt. Wobei zum Beispiel der Strauß aus roten Gladiolen auf Michael Schäfers Konto geht, das in Grautönen gehaltene Gemälde eines protzigen Automobils mit reichlich PS aber von Ursula Schäfer stammt. „Mit Getöse“ lautet der Titel, der zu ihrem Bedauern auch voll zutrifft: „Der parkt sein Auto immer direkt vor unserem Haus.“

Von schönen und weniger schönen Seiten des Lebens

Sie male gerne die schönen Seiten des Lebens, sagt Ursula Schäfer, „ich zeige eher das Positive“. Und sie überlege viel und lange, bevor sie sich an die Arbeit macht. „Und das Umfeld muss bei mir stimmen.“ Ihr Mann hingegen ist ein lustbetonter Maler, der einfach mal loslegt und spontan umsetzt, was ihn gerade berührt. Das kann eine Kriegsszene, ein verwelkter Blumenstrauß oder eine vertrocknete Eidechse am Wegesrand sein. Michael Schäfer experimentiert gerne, klebt mal Plastikfolie auf ein Gemälde oder streut eine Ladung Sand darauf.

„Er malt drei Bilder, wenn ich zwei male“, sagt Ursula Schäfer über ihren Mann. Und er sagt über sie: „Meine Frau hat das Bestreben, ein Bild ganz fertig zu malen, obwohl es das gar nicht braucht.“ Deshalb lautet sein Rat nicht selten: „Hör auf.“ Der Hang zur Perfektion habe wohl mit ihrem Beruf zu tun, vermutet sie: Nach der Schule hat die gebürtige Pfullingerin eine Ausbildung zur Positivretuscheurin gemacht. Ihren Mann, mit dem sie seit bald 50 Jahren verheiratet ist, hat sie mit 20 in einem Jugendclub in Reutlingen kennengelernt. Er studierte Medizin in Tübingen, sie pendelte nach Stuttgart und arbeitete Tag für Tag mit Pinsel und Farbe. „Das Malen war für mich immer eher Arbeit, und so ist es heute noch oftmals“, sagt die 73-Jährige: „Mein großes Handicap beim Malen ist, dass ich lange brauche, bis ich frei bin.“

Sie teilen Atelier und Farben

Nachdem sie ihren Beruf an den Nagel gehängt hatte, belegte Ursula Schäfer diverse Malkurse und begeisterte mit der Zeit auch ihren Mann dafür, der schon als Schüler gerne gezeichnet, das Hobby aber lange Zeit ruhen lassen hat. „Ich habe ihn langsam mit rübergeholt“, sagt Ursula Schäfer. Seit 2006 teilen sie sich ihr Atelier und die Farben. Und wenn sie nicht zu zweit malen, dann gerne mit der Künstlergemeinschaft Art U Zehn, die sie mitbegründet haben.

„Gegenüber – Miteinander“ eröffnet am 11. Mai, 19 Uhr, in der Langen Straße 9 in Waiblingen und ist bis 22. Juli ausgestellt. Die Galerie ist donnerstags und freitags von 13 bis 17 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr geöffnet. In der Urlaubszeit sollten Besucher vorab auf der Homepage nachschauen, ob die Galerie offen ist: www.galerie-schaefer-waiblingen.de