In Berlin und München fanden schon Kundgebungen statt. Foto: /Paul Zinken

Nach Berlin und München machen die Schausteller auch in Stuttgart auf ihre missliche Lage aufmerksam. Am 23. Juli gibt es einen Autokorso vom Wasen zum Karlsplatz und dort eine Großkundgebung.

Bad Cannstatt - Nach Berlin und München machen jetzt auch Schausteller in Stuttgart auf ihre missliche Lage und fehlende Unterstützung aufmerksam. Der Schaustellerverband Südwest ruft am Donnerstag zur Großkundgebung auf dem Karlsplatz auf. Um 12.30 Uhr startet ein Autokorso vom Cannstatter Wasen in die Innenstadt. Nach der Kundgebung, die um 13 Uhr beginnt und bis 16 Uhr genehmigt ist, geht es wieder zurück.

Appell an Kretschmann

„Wir rechnen mit 1000 Teilnehmern und mehreren hundert Fahrzeugen“, sagt Mark Roschmann, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes Südwest. Damit soll an die Landesregierung und vor allem an Ministerpräsident Winfried Kretschmann appelliert und die Ungleichbehandlung kritisiert werden. In vielen Bereichen gebe es Lockerungen und Entgegenkommen, bei den Schaustellern jedoch geht seit den Weihnachtsmärkten 2019 gar nichts mehr. Daher steht auch die Großkundgebungunter dem Motto „Das Karussell muss sich weiterdrehen.“ Eine Besserung der Situation ist nämlich nicht in Sicht. „Jetzt werden bereits die ersten Weihnachtsmärkte abgesagt“, so Roschmann. „Das ist für uns ein Fiasko.“ Unter den Kollegen mache sich Verzweiflung breit, es geh um die blanke Existenz.

Überbrückungshilfe geht an Realität vorbei

Zweiter Grund für die außergewöhnliche Aktion: „Die Überbrückungshilfe haut für uns nicht hin.“ Die Unterstützungsmaßnahmen, die schon mehrere Bezeichnungen hatten, jetzt als Überbrückungshilfen laufen, seien nicht auf diese Branche zugeschnitten. Der Wille werde nicht abgesprochen, doch immer wieder gibt es Ablehnungen. „Das ist für uns uninteressant und geht an der Realität vorbei.“ Es handle sich um den berühmten Tropfen auf den heißen Stein. „Entweder wir dürfen arbeiten oder wir bekommen passende Unterstützung“, machte der Schaustellervertreter deutlich. Denn es sei ja nicht die Schuld der Schausteller.

Lob von der Polizei

Daher machen die Schausteller jetzt auf ihre Situation aufmerksam. In Berlin – mit 5000 Teilnehmern und 1800 Fahrzeugen wurde bei der Kundgebung zeitweise der Verkehr lahmgelegt – gab es von Vertretern aus dem Bundestag parteiübergreifend großes Verständnis, wurde Hilfsbereitschaft signalisiert. Auch in München (600 Teilnehmer und 200 Fahrzeuge) gab es reichlich Zuspruch für die Betroffenen und Lob auch von der Polizei. Alles sei absolut friedlich verlaufen. Darauf setzt auch Mark Roschmann. „Wir wollen ja keine Randale, sondern nur auf unsere missliche Lage aufmerksam machen.“ In Münchenkonstatierte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger der Branche, systemrelevant zu sein, und zeigte sich optimistisch, dass kleinere Veranstaltungen im Sommer möglich sein werden und für die zweite Jahreshälfte ein Befreiungsschlag zu erwarten sei.

Verschiedene Konzepte erarbeitet

In Stuttgart soll auf verschiedenen Plätzen ansässigen Schaustellern ermöglicht werden, ihre Buden aufzubauen. „Das ist für Stuttgarter Schausteller okay, aber für die anderen im Verband sollte dies auch möglich sein.“ Wobei aber betont wird, dass eigentlich nur auf den eingeführten Festplätzen Geld verdient werden kann. Der Verband hat mehrere Konzepte für unterschiedliche Veranstaltungen und Feste erarbeitet, die auf die Corona-Situation eingehen. Auch für den Cannstatter Wasen gibt es Konzepte, einen mobilen Freizeitpark oder ein Herbstfest auf die Beine zu stellen. Eine Genehmigung steht aber nicht in Aussicht. Roschmann moniert, dass keine Unterscheidungen getroffen werden. „Da wird die Kirmes in Ostfildern mit dem Oktoberfest in München gleichgesetzt.“

Nicht nur Schausteller aufgerufen

Aufgerufen zur Großkundgebung sind nicht nur Schausteller, sondern alle, die an derartigen Veranstaltungen beteiligt sind und zum Gelingen beitragen: neben Marktkaufleuten auch Zirkusse, Künstler, Sicherheitsfirmen, Licht- und Tontechniker, Zeltverleiher, Lieferanten für Speis und Trank, Brauereien und Elektro- Fachfirmen. „Alle, die in unserem Kreislauf wirtschaftlich etabliert sind, brauchen dringend richtige Hilfen. Wir wollen wieder arbeiten dürfen.“

Bei der Kundgebung am Donnerstag, 23. Juli, sprechen unter anderem Albert Ritter, der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, Werner Burgmeier, Präsident des Landesverbandes der Schausteller und Marktkaufleute, Patrick Arens, Schausteller und Event-Organisator, Mark Roschmann auch ein Vertreter der Deutschen Circusunternehmen und Politiker aus Landtag und Bundestag.