Strittig ist, wie Radler den Knoten queren sollen. Foto: Archiv (KS-Images.de/Karsten Schmalz)

Die Kreuzung an der Straße nach Murr soll umgebaut werden. Das Land würde zusätzlich sogar eine Unterführung spendieren, doch die klamme Stadt Marbach lässt auf eigene Faust eine andere Variante prüfen.

Immer seltsamere Blüten treibt die Diskussion, wie nach dem geplanten Ausbau der Oehlerkreuzung an der Straße zwischenMarbach und Murr Radler und Fußgänger den Knotenpunkt queren können sollen.

Das Land hatte zugesichert, zusätzlich zu einer klassischen Lösung per Ampel eine Unterführung springen zu lassen. Den Stadträten schmeckt diese Option aber nicht. Unter anderem, weil sie in Teilen befürchten, damit eine neue Schmuddelecke heraufzubeschwören. Deshalb arbeitet die klamme Stadt an einem Plan B: einem Steg – selbst wenn sie dafür unter Umständen viel Geld in die Hand nehmen müsste.

SPD-Rat spricht von „Luftschlössern“

Das fängt schon bei der Machbarkeitsstudie für die Brücke an. Der Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderats hat am Donnerstag beschlossen, eine solche Expertise für rund 30 000 Euro anfertigen zu lassen. Wohl wissend, dass das Land im Vorfeld der Sitzung deutlich gemacht hatte, sich daran nicht beteiligen zu werden. Noch weitaus höhere Beträge könnten auf die Kommune zukommen, wenn sie sich am Ende tatsächlich für die Realisierung eines Stegs entscheiden würde. Bauamtsleiter Dieter Wanner brachte als ganz grobe Hausnummer Kosten von 4,5 Millionen Euro ins Spiel. „Wir bauen hier Luftschlösser. Wir geben 30 000 Euro für etwas aus, was wir uns in unserer Haushaltssituation nicht leisten können“, sagte ein schier fassungsloser Ernst Morlock von der SPD – der aber als Einziger gegen die Beauftragung der Studie votierte.

Im restlichen Gremium war der Tenor, vor allem im Sinne der vielen Radler an diesem Nadelöhr zumindest auszuloten, ob es eine bessere Lösung als einen Tunnel gibt. Wenn die Ergebnisse der Untersuchung vorliegen, könne man immer noch weitersehen. „Es ist gut, hart darüber nachzudenken“, sagte zum Beispiel Martin Mistele (Freie Wähler). Bürgermeister Jan Trost deutete zudem an, dass sich die Stadt bei einem solchen Projekt Hoffnung auf stattliche Zuschüsse machen dürfe. Nämlich dann, wenn sich das Bauwerk sinnvoll in das Radwegenetz einfüge.

Beteiligung des Landes nicht ausgeschlossen

Außerdem habe das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) nicht ausgeschlossen, zumindest so viel Geld zu einem Steg beizusteuern wie die dann nicht mehr benötigte Unterführung gekostet hätte, erklärte Bauamtsleiter Dieter Wanner. Wobei man sich nichts vormachen dürfe: in eine Brücke müsse man sicher deutlich mehr Geld investieren als in eine Unterführung.

Brücke braucht längere Anfahrtsrampe

„Wenn es nur um die planfreie Führung von Radfahrenden oder Fußgängerinnen und Fußgängern zur Querung einer Straße geht, ist die Unterführung die in der Regel kostengünstigere Variante und hinsichtlich der zu überwindenden Höhenmeter zu bevorzugende Variante“, bestätigt RP-Sprecherin Andrea Panitz. Verantwortlich dafür sind mathematische Grundsätze. Bei einer Brücke müsse zwischen Straßen- und Brückenfahrbahn je nach Konstruktion ein Höhenunterschied zwischen 5,2 und mehr als sechs Metern bewältigt werden. Bei einer Unterführung seien es nur 3,5 bis vier Meter, erläutert Panitz. Somit brauche man bei einem Steg auch längere Anfahrtsrampen. Wenn man davon ausgehe, bei einem Gefälle von sechs Prozent 1,5 Meter mehr Höhe überwinden zu müssen, ergebe sich eine Mehrlänge von 25 Metern auf jeder Seite.

Bessere Anbindung an Altstadt ins Spiel gebracht

Was Zuschüsse anbelange, seien die Vorstellungen der Stadt noch zu vage, um genaue Aussagen treffen zu können. Bei einem Austausch im April habe die Kommune Überlegungen angestellt „zu einer nicht nur die Landesstraße überbrückenden Brücke, sondern zu einer Brücke, die zudem der besseren Anbindung von der Stadt zum Neckar hin dienen soll, auch als Element im Hinblick auf die geplante Landesgartenschau“.