Bundeskanzler Scholz (links) verspricht dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj mehr Waffen aus Deutschland. Foto: dpa/Kay Nietfeld

Das Bündnis reagiert auf die Bedrohung aus Russland und setzt wieder auf Abschreckung und klassische Landesverteidigung, kommentiert unser Korrespondent Knut Krohn.

Die Nato hat eine geradezu dramatische Wandlung vollzogen. Vor nicht allzu langer Zeit wurde sie noch als „hirntot“ verspottet, inzwischen aber ist das Verteidigungsbündnis lebendiger und notwendiger als je zuvor. Tatsächlich suchten nach Jahrzehnten des Friedens auf dem Kontinent vor allem die europäischen Staaten nach einem Sinn des militärischen Bündnisses. Am Ende konzentrierte man sich auf Auslandseinsätze in fernen Ländern. Doch der Überfall Russlands auf die Ukraine brachte die jähe Wende. Auf dem Gipfel in Vilnius erinnerten sich die Mitglieder wieder an die ursprüngliche Aufgabe der Allianz: Abschreckung und klassische Landesverteidigung.

Die Nato ist auf einen Angriff vorbereitet

Also werden wieder Pläne gemacht, in denen kritische Orte definiert werden und aufgelistet wird, was zu deren Verteidigung notwendig ist. Zählten dazu früher Streitkräfte zu Lande, zur See und in der Luft, kommt nun allerdings noch der Cyber-Raum hinzu. Auch die Verteidigungslinie ist länger geworden. Durch den Beitritt von Finnland und Schweden zieht sich der Nato-Raum nun vom Polarkreis bis ans Schwarze Meer.

Die Staaten müssen konsequent aufrüsten

Das bedeutet auch ein Umdenken in den Hauptstädten Europas. Da sich die USA zunehmend dem pazifischen Raum zuwenden, müssen sich vor allem Berlin, Paris und London über eine stärkere militärische Zusammenarbeit Gedanken machen. Denn die Strategie der Nato besteht darin, Russland sehr deutlich zu machen, dass jeder Angriff auf das Territorium des Bündnisses fürchterliche Folgen für Moskau hätte. Dazu müssen die westlichen Streitkräfte konsequent mit den modernsten Waffen ausgerüstet werden. Das ist die einzige Sprache, die der Kreml versteht – zumindest so lange menschenverachtende Diktatoren wie Wladimir Putin das Sagen haben.