Frankreichs Doppeltorschützin Eugénie Le Sommer. Foto: Imago/Aap

Beim 4:0 im WM-Achtelfinale gegen ein überfordertes Marokko zeigen die französischen Fußballerinnen ihr Potenzial. Der nächste Gegner dürfte sie mehr fordern.

Auf Jubelstürme verzichteten die französischen Fußballerinnen nach ihrem Einzug ins WM-Viertelfinale. Lächelnd nahmen die Favoritinnen das klare 4:0 (3:0) gegen überforderte Marokkanerinnen in Adelaide zur Kenntnis, mehr aber auch nicht. „Jetzt haben wir den Durchbruch geschafft“, sagte Stürmerin Kenza Dali. Doch wenige Minuten nach Schlusspfiff blickten die stark kombinierenden Französinnen und ihr Trainer schon nach vorn auf das anstehende Duell mit Australien.

„Jetzt müssen wir uns natürlich konzentrieren auf das Gastgeberland“, forderte Coach Hervé Renard, nachdem sein Team die Pflicht erfüllt hatte. Im Viertelfinale am Samstag in Brisbane soll gegen den Co-Ausrichter (09.00 Uhr MESZ) auch die Kür gelingen. „Wir haben die Möglichkeiten, die Fähigkeiten, das zu schaffen. Wir wissen schon, dass das kein leichtes Spiel werden wird – für beide Teams nicht“, sagte der Coach. Doppeltorschützin Eugénie Le Sommer versprach im ZDF: „Darauf werden wir uns sehr gut vorbereiten.“

Le Sommer spricht über französisches Erfolgsgeheimnis

Die Offensive um Le Sommer und Kadidiatou Diani, die ein Tor selbst erzielte und zwei weitere vorlegte, war gegen Marokko von Beginn an blendend aufgelegt. Diani (15. Minute), Dali (20.) und Le Sommer (23.) entschieden die einseitige Partie mit ihren Toren früh. Marokko war wie beim 0:6 gegen Deutschland in der Vorrunde überfordert, mit zwei Siegen waren die Nordafrikanerinnen aber dennoch vor dem DFB-Team weitergekommen.

Vor 13 557 Zuschauerinnen und Zuschauern besorgte Le Sommer für Frankreich nach der Pause den Endstand (70.). „Wir haben schnell das erste Tor geschossen und dann das zweite“, erklärte sie das simple Erfolgsgeheimnis. „Wir sind ruhig geblieben und haben unser Spiel gespielt.“

Marokkos französischer Trainer Reynald Pedros, der mit den Fußballerinnen von Olympique Lyon einst etliche Titel sammelte, fand trotz des Ausscheidens lobende Worte für sein Team. „Dieses Ergebnis, dass wir jetzt rausgeflogen sind, das soll uns natürlich nicht diesen tollen Lauf vermiesen, den wir während der WM hatten“, sagte der 51-Jährige. Gegen Frankreich habe einiges gefehlt, „aber wir sind trotzdem weit gekommen. Jetzt gehen wir wieder zurück an die Arbeit.“ Die WM sei für den Debütanten „historisch“ gewesen.

Eng wurde es im Achtelfinale zwischen Jamaika und Kolumbien

Wesentlich knapper gestalteten die favorisierten Kolumbianerinnen ihr Achtelfinale gegen Jamaika. 1:0 (0:0) hieß es nach einem hart umkämpften Spiel, das wenig fußballerische Klasse bot. Am Ende reichte den Cafeteras vor 27 706 Zuschauerinnen und Zuschauern in Melbourne ein Tor von Kapitänin Catalina Usme in der 51. Minute zum erstmaligen Einzug in ein WM-Viertelfinale. In der Runde der letzten acht Teams spielt Kolumbien am Samstag in Sydney gegen England um den Einzug ins Halbfinale (12.30 Uhr MESZ). 

„Nachdem das Tor fiel, hatte ich alle möglichen Emotionen“, sagte Torschützin Usme. „In all den Jahren im Frauenfußball ist das ein so schöner Moment, der uns die Möglichkeit gibt, für unser Land Geschichte zu schreiben.“ Die Reise soll aber noch lange nicht zu Ende sein. „Wir können noch weiter kommen. Wir sind hierher gekommen, um sieben Endspiele zu spielen. Und wir müssen Schritt für Schritt gehen.“