Am Samstag sind in Frankreich landesweit wie schon im Juni Tausende gegen Polizeigewalt auf die Straße gegangen. Foto: dpa/Lewis Joly

Drei Monate nach dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle in Paris haben in ganz Frankreich Tausende an etwa hundert Protestveranstaltungen teilgenommen. Dabei gab es offenbar auch Angriffe auf die Polizei.

In Frankreich sind am Samstag mehrere tausend Menschen gegen Polizeigewalt auf die Straße gegangen. Landesweit gab es etwa 100 Protestveranstaltungen.

Bei der Kundgebung in Paris wurde dabei ein Polizeiauto von Demonstranten mit Eisenstangen angegriffen, wie der französische Nachrichtensender BFTMV unter Berufung auf die Polizei berichtete. Dabei sollen Beamte verletzt worden sein.

Zu den Demonstrationen haben zahlreiche Organisationen drei Monate dem Tod eines Jugendlichen bei einer Polizeikontrolle bei Paris aufgerufen. Sie beklagen systemischen Rassismus, Polizeigewalt sowie eine wachsende soziale Ungleichheit, unter der vor allem die Bewohner der Vorstädte zu leiden hätten.

Jugendlicher bei Kontrolle erschossen

Nach dem Tod des 17-jährigen Nahel Ende Juni durch einen Polizeischuss war es in den Vorstädten Frankreichs zu tagelangen schweren Unruhen gekommen. Videobilder zeigten, dass der Jugendliche bei der Polizeikontrolle die Beamten keineswegs umzufahren versuchte, wie diese zunächst angegeben hatten.

Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron hat seitdem weder ein Konzept zur Verbesserung der Lage in den sozial abgehängten Vorstädten vorgelegt, noch wurde das Polizeiauftreten kritisch analysiert.

Statistisch kein Anstieg

Laut einem Bericht der Generalinspektion der Nationalen Polizei (IGPN) zufolge starben bei Polizeieinsätzen im Jahr 2022 insgesamt 38 Menschen und 66 wurden verletzt (im Vergleich zu 37 Toten und 79 Verletzten im Jahr 2021).