Dilara Cantürk haben die Bilder der Demonstrationen gegen Rechtsextremismus die Angst genommen. Foto: Privat

Bedroht hat sich Dilara Cantürk in Stuttgart nie gefühlt – bis sie auf TikTok vom Geheimtreffen der Rechtsextremisten erfährt. Eine Stimme aus unserer Reihe „Zuhause ist hier“.

Der Algorithmus spült das Geheimtreffen auf Dilara Cantürks Handy. In dem TikTok-Video sieht die 24-jährige Lehramtsstudentin Bilder von Männern. Eine Stimme erzählt von einem Treffen der Rechtsextremen, von „Remigrationsplänen“. Cantürk muss an die Wannseekonferenz denken. Sie googelt, findet nichts. „Das kann nicht sein“, denkt Cantürk.

Und dann: Kann das sein? Ist das aktuell, seriös? Dilara Cantürk ist Deutsche und Türkin.

Können die Demos etwas bewirken?

Es ist das erste Mal, dass sie sich bedroht fühlt, sagt sie. Doch die Medien beginnen zu berichten und die Menschen zu demonstrieren, mit jedem Tag mehr. An der Universität hängen Kommilitonen Plakate auf. Für Cantürk zerren sie das Treffen aus dem Geheimen, nehmen ihm Bedrohlichkeit.

Sie wisse nicht, ob die Demos politisch etwas bewirken können, sagt Dilara Cantürk. Ob sie auch nur einen AfD-Anhänger erreichen. „Aber ich sehe die Bilder und weiß, dass nicht alle diese Sache unterstützen. Dass auch Menschen ohne Migrationshintergrund mitlaufen. Ich glaube, keiner darf jetzt wegsehen.“

Aktuelle Debatte

Potsdamer Treffen
Das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ hat über ein Treffen berichtet, das im November in Potsdam stattfand. Daran nahmen neben dem prominenten Rechtsextremisten Martin Sellner auch Vertreter der AfD und der CDU teil. Sellner stellte ein „Remigrations“- Konzept vor. Es sieht vor, bestimmte Menschen aus Deutschland zu vertreiben – auch welche mit deutscher Staatsangehörigkeit.

„Remigration“
Die AfD verwendet den Begriff „Remigration“ schon länger. Nach der Debatte um die Recherche teilte die Partei mit, dass es dabei nach ihrem Verständnis weder um deutsche Staatsangehörige noch um Vertreibungen ginge.