Horst Hrubesch und die DFB-Frauen wollen zu den Olympischen Spielen. Foto: dpa/Arne Dedert

Erster Matchball für Olympia: Mit einem Sieg gegen Frankreich wird für die DFB-Frauen und Horst Hrubesch der große Traum von den Sommerspielen in Paris wahr.

Horst Hrubesch hatte vor dem Olympia-Showdown derart viel zu sagen, die Dolmetscherin kam beim Übersetzen ins Französische kaum hinterher. „Wir wollen uns diesen Traum von Olympia auf jeden Fall erfüllen“, lautete Hrubeschs knackige Kernbotschaft. Deshalb soll am besten gleich der erste Matchball für Paris sitzen.

Vor „drei oder vier Monaten“, betonte der Interims-Bundestrainer auf der Pressekonferenz im gut gefüllten „Auditorium“ des Stadions von Olympique Lyon, „hätte keiner gedacht, dass wir jetzt hier sitzen“. Und doch ist das Ziel seiner Mission zum Greifen nah: Mit einem Sieg gegen Frankreich im Nations-League-Halbfinale am Freitag (21.00 Uhr/ARD) wird der Traum von den Sommerspielen wahr - und selbst im Falle einer Niederlage besteht noch Hoffnung.

Nach dem turbulenten WM-Krisenjahr zählt nur der kurzfristige Erfolg. Daher ist auch Unterstützung aus der DFB-Chefetage gewiss, Präsident Bernd Neuendorf und Geschäftsführer Andreas Rettig werden auf der Tribüne mitfiebern.

Vorangehen soll „Frankreich-Schreck“ Popp

„Nach der enttäuschenden WM wäre es ein ganz wichtiges Signal in Richtung Frauenfußball, wenn wir diese Hürde nehmen würden und uns für Paris qualifizieren“, sagte Neuendorf jüngst dem SID und erinnerte an die Begeisterung bei der EM 2022 in England: „Daran wollen wir wieder anknüpfen. Deswegen hoffe ich sehr, dass wir wieder erfolgreich sein werden.“

Als Favorit gehen die im Vorsommer in Australien so kläglich gescheiterten Vize-Europameisterinnen nicht ins Rennen, Mutmacher gibt es dennoch vor der hohen Hürde. Da wäre zum einen die Doppelchance, da der Gastgeber Frankreich für Olympia gesetzt ist. 

Wird der erste Matchball für eines der beiden Paris-Tickets vergeben, gibt es im Spiel um Platz drei am Mittwoch noch eine zweite Möglichkeit. Dort ginge es auswärts gegen den Verlierer des zweiten Halbfinals, also die Niederlande (in Heerenveen) oder Weltmeister Spanien (in Sevilla). So oder so: Das DFB-Team muss ein Topteam schlagen.

Vorangehen soll auch diesmal „Frankreich-Schreck“ Alexandra Popp. Die Kapitänin, die in Lyon in einer Doppelspitze mit Lea Schüller für maximale Torgefahr sorgen soll, erzielte gegen die Französinnen sowohl im EM-Halbfinale 2022 als auch wenige Monate später beim Testspiel in Dresden einen Doppelpack zum 2:1-Sieg.

„Besonderes Gefühl“ bei Olympischen Spielen

Laut der Frankreich-Expertin Sara Däbritz sehen Les Bleues die Deutschen durchaus als Angstgegner, bei großen Turnieren unterlagen sie dem DFB-Team mehrfach. „Genau mit dem Selbstvertrauen gehen wir auch in das Spiel“, versicherte die Mittelfeldspielerin von Olympique Lyon, warnte aber vor Frankreich: „Es ist eine starke Mannschaft. Sie haben individuelle Klasse und hohes Tempo.“

Däbritz gehört wie Popp zu den Spielerinnen, die bei der bislang letzten Olympia-Teilnahme 2016 dabei waren - der Goldcoup von Rio unter der damaligen Bundestrainerin Silvia Neid sei schlicht „unvergesslich“. Dieses „ganz besondere Gefühl“ bei Olympischen Spielen will die 29-Jährige unbedingt noch einmal erleben - genau wie Hrubesch.

Der 72-Jährige wird nicht müde zu betonen, wie „faszinierend“ er die Sommerspiele vor acht Jahren empfunden hat. Er weiß, wie Olympia geht: Damals holte Hrubesch Silber mit der DFB-Männerauswahl. Nun wäre es sein letztes Hurra als Trainer.

Geht seine Mission in den kommenden Tagen schief, dürften die DFB-Frauen ohne Hrubesch im April in die Qualifikation für die EM 2025 starten. Der Verband ist laut der neuen Sportdirektorin Nia Künzer „auf alles vorbereitet“ und „handlungsfähig“, falls in Kürze eine Nachfolgelösung benötigt wird.