Philipp Storz (links) und Jan Swoboda machen den ChatGPT für Firmen nutzbar. Foto: Ruben Bosio

Zwei junge Männer aus der Region Marbach-Bottwartal arbeiten an einem Programm, das den OpenAI ChatGPT kompatibel für Firmen macht.

Chatten mit der Maschine, Fragen stellen und Antworten bekommen, Texte, Briefe und E-Mails schreiben lassen, Matheaufgaben lösen, fremde Sprachen übersetzen . . . Künstliche Intelligenz und der OpenAI ChatGPT machen es möglich. Das Programm fasziniert Jan Swoboda und Philipp Storz, die beide aus der Region Marbach und Bottwartal stammen. Sie nutzen es gerne – allerdings bisher nicht geschäftlich. Denn da gibt es Lücken im Datenschutz. Doch diese wollen die beiden mittels eines zusätzlichen Programms schließen.

Ein „Taschenrechner für Texte“

Den ChatGPT erklärt der Jura-Student Jan Swoboda gerne mit einem „Taschenrechner für Texte“. Er sei eine Unterstützung, rechnen sollte man grundsätzlich schon selbst können, sagt der 21-Jährige, der 2019 am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium sein Abitur gemacht hat. „Zum Glück“, so sagt er lachend, „gab es das Programm zu meiner Schulzeit noch nicht.“ Wobei: Letztendlich könne technisch schon nachvollzogen werden, ob ein Text aus der Feder eines Menschen oder einer Maschine stammt.

„Das ist wie beim Doping. Irgendwann kommt es raus“, so Swoboda. Die Ergebnisse, die der ChatGPT liefert, sind Texte – sogar formal erstaunlich gute Texte. Dinge wie Emotionen, Innovationen oder Fantasie fehlt ihnen allerdings. Jan Swoboda: „Ein Mensch ist mit Bewusstsein und Kreativität beschenkt. Die Maschine ist das nicht, sie wird niemals einen so guten Text schreiben wie ein Mensch.“ Aber „es ist auch nicht verwerflich, sich von einem Taschenrechner als Werkzeug im Alltag helfen zu lassen“. Und genauso sieht er das mit dem ChatGPT.

Natürlich könne man formelle E-Mails oder Briefe auch selbst schreiben, sich Informationen zusammensammeln, für die Suchmaschinen die entsprechenden Links liefern und so weiter. Aber man könne sich die Arbeit auch erleichtern. „In vielen Bereichen kann das Programm einem Arbeit abnehmen, gerade auch in Unternehmen. Jeder sollte das benutzen können.“

Sensible Daten herausfiltern

Da die Software aus den USA kommt, genügt sie den deutschen Datenschutzregeln allerdings nicht. Zumal: „Die Infos – beispielsweise Namen oder Nummern –, die da reingehen, können im Internet ja auch sonst wo wieder herauskommen.“ Deshalb arbeiten Jan Swoboda und Philipp Storz, die gerne mal die eine oder andere App programmieren, an einem Programm, das ebenjene sensiblen Daten herausfiltert, ehe die Eingabe ins weltweite Netz entfleucht, und sie am Schluss an der richtigen Stelle wieder einsetzt. Davon bekommt der Nutzer freilich nichts mit.

In Kurz: Die beiden Studenten wollen das Programm kompatibel für deutsche Firmen machen, und zwar primär für die Unternehmen in der Region, aus der die beiden stammen, dem Landkreis Ludwigsburg. „Das Ding muss nicht in Berlin starten“, sagt Jan Swoboda.

Derzeit sind die beiden Studenten in der Markterforschungsphase. Sie versuchen, mit hiesigen Unternehmen über das Programm in den Austausch zu kommen. „Wir denken, dass man es in sehr viele Prozesse integrieren kann, und wollen mit den Beteiligten schauen, wie das am besten funktionieren kann“, sagt der 21-Jährige.

Für den privaten Bereich ist die Software übrigens eine nette Sache. Die Künstliche Intelligenz im ChatGPT ist überraschend unterhaltsam, gibt Ratschläge, erklärt und denkt sich nach Aufforderung auch ein Gespräch zwischen Goethe und Schiller aus.