Hoch die Krüge: Bald beginnt das Cannstatter Volksfest. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der Bierpreis beim Cannstatter Volksfest und der Spritpreis haben viel gemeinsam. Nach oben gibt es kein Limit, doch getankt wird immer. Das Bier kostet in diesem Jahr mehr als je zuvor – und dafür gibt es viele Gründe.

Die Kunde hat sich schnell herumgesprochen. Die Bürger waren grantig und forderten Abhilfe, erst mit Worten, dann mit den Fäusten. Das Bier sollte teurer werden. Einen ganzen Pfennig! Also stürmten die Menschen die Brauereien, schlugen sie kurz und klein. Die herbeigerufenen Soldaten verbrüderten sich mit den Protestierern. Schließlich kuschte König Ludwig I. und machte das Bier wieder billiger. Diese Episode von 1844 ging als Bierkrieg in die Münchner Stadtgeschichte ein. Immer wieder entzündete sich dort an teurem Bier der Volkszorn. 2004 sah der Bayerische Trachtenverband die Wiesn auf dem Weg zu einer „reinen Remmidemmi-Veranstaltung“. Die Maß Bier kostete erstmals mehr als sieben Euro. Einheimische könnten sich das unmöglich leisten.

Seit 2004 fast verdoppelt

Anno 2004 verlangte man in Bad Cannstatt 7,20 Euro. 19 Jahre später sind wir bei 13,90 Euro angelangt. Das kostet ein Liter Bier bei Michael Wilhelmer im Schwabenbräu-Zelt. Der Gastronom sagt, wegen der gestiegenen Kosten für Personal, Energie, Essen und Trinken hätte er eigentlich noch mehr verlangen müssen. Doch über die Schallmauer von 14 Euro habe er nicht wollen. Noch nicht.

Es gibt Preisunterschiede

Im Vorjahr zahlte man auf dem Wasen für die teuerste Maß 13,20 Euro. Die günstigste kostete 12,60 Euro. Unter 13 Euro bekommt man heuer in keinem der acht Zelte beim 176. Cannstatter Volksfest (22. September bis 8. Oktober) eine Maß. Im Fürstenberg-Zelt, im Hofbräu-Zelt und beim Göckelesmaier zahlt man 13,60 Euro. Sonja Merz verlangt 13,70 Euro. Bei der Familie Weeber, dem Wasenwirt, gibt es mit 13,40 Euro die günstigste Maß.

Ein Wirt schweigt sich noch aus

Ein anderes Prinzip verfolgt Nina Renoldi in ihrer Almhütte Royal. Da kommt ein Fass mit zehn Litern zum Selbstzapfen an den Tisch. Das kostet 125 Euro. Da kostet der Liter also 12,50 Euro. Der Wirtesprecher Werner Klauss und sein Bruder Dieter wollen erst nächste Woche sagen, wie viel sie im Dinkelacker-Zelt verlangen werden. „Wir machen die Speisekarten gerade fertig“, sagt er. Aber er spreche auch für die Kollegen, wenn er sagt: „Natürlich wirken sich die steigenden Preise und Löhne auch bei uns aus.“

Hohe Investitionen

Eigentlich habe man nicht viel investieren wollen dieses Jahr. Am Ende habe es sich dann doch wieder auf 300 000 Euro summiert. Der Löwenanteil sei dabei für eine neue Toilettenanlage fällig gewesen, nachhaltig, ohne Wasser. Das Platzgeld, das die Stadt verlangt, sei mit 120 000 Euro nunmehr 20 000 Euro teurer als im Vorjahr. Der Auf- und Abbau schlage mit 1,5 Millionen Euro zu Buche. Reservierungen sind wichtig. Sie werden vor dem Fest bezahlt. Mit diesem Geld arbeiten die Wirte. Und da sehe es „ganz ordentlich aus“, sagt Klauss. Die zweite Woche mit dem Feiertag am 3. Oktober beschert dem Fest quasi ein langes Wochenende. In München geht es schon an diesem Samstag los. Die teuerste Maß dort: 14,90 Euro.

Was kostet das Bier in München?