Höchste Zeit, diesen Autor auch hierzulande zu entdecken: Percival Everett. Foto: imago/Leemage/imago stock&people

Percival Everetts Roman „Erschütterung“ erzählt eine Vater-Tochter-Geschichte, wie sie noch niemand erzählt hat, und ist eine der großen Entdeckungen dieses literarischen Frühjahrs.

Stuttgart - Paläontologen verbringen ihr Leben in Höhlen, wo sie aus Knochenfunden und Versteinerungen eines längst vergangenen Lebens zusammenzusetzen versuchen, was einmal war oder gewesen sein könnte. Das zumindest ist der Beruf des Erzählers in Percival Everetts Roman „Erschütterung“, der, um im Bild zu bleiben, zu den lohnendsten Ausgrabungen dieses Literaturfrühlings zählt. Er heißt Zach Wells, und wenn er gerade nicht irgendwelche Erdlöcher im Grand Canyon erforscht, unterrichtet er an einer Universität im südlichen Kalifornien oder tröstet sich mit Schachpartien, die er gegen seine geliebte zwölfjährige Tochter in der Regel verliert, über die drohende Langeweile eines eher unspektakulären Ehealltags und vereinzelte melancholische Anwandlungen hinweg. Das Motiv der Höhle begleitet ihn schon länger, seit er als Kind seinen Vater im Keller gefunden hat – mit einer Schlinge um den Hals.