Jan-Lennard Struff steht im Finale von Stuttgart. Foto: dpa/Marijan Murat

Tennisprofi Jan-Lennard Struff ist in der Vorbereitung auf Wimbledon in Topform und kann sich in Stuttgart am Sonntag seinen ersten ATP-Titel sichern. Im Publikum applaudiert auch Boris Becker.

Am Ende des nächsten eindrucksvollen Auftritts von Tennisprofi Jan-Lennard Struff erhob sich auch Boris Becker von seinem Sitz: Der selbstbewusste Sauerländer beeindruckt nur sechs Wochen nach seinem Erfolgslauf ins Masters-1000-Finale in Madrid auch in Stuttgart mit dem Erreichen des Endspiels. Mit 3:6, 6:3, 6:3 entschied Struff am Samstag sein Halbfinale des Rasenturniers gegen den früheren polnischen Wimbledon-Halbfinalisten Hubert Hurkacz für sich. In der Vorbereitung auf Wimbledon (3. bis 16. Juli) wartet auf den 33-Jährigen am Sonntag (15.30 Uhr/ServusTV und Sky) die nächste Chance auf den Premieren-Titel auf der ATP-Tour und der nächste sportliche Höhepunkt eines bisher überzeugenden Jahres.

„Ich bin sehr, sehr glücklich. Die Stimmung ist Weltklasse. Morgen wird es bestimmt auch richtig geil. Es bedeutet mir richtig viel in meinem dritten Finale zu sein. Ich freue mich auf morgen und werde alles geben“, sagte Struff. Auch Becker, der unter den rund 5000 Zuschauern auf dem ausverkauften Centre Court saß, applaudierte immer wieder für Struff. „Es ist ein großer Sieg für ihn. Er spielt mit einem unglaublichen Selbstvertrauen. Großes Rasentennis, Kompliment“, sagte Becker bei ServusTV.

Boris Becker traut Struff Finalsieg zu

Anders als bei seinen beiden bisherigen Endspielen auf Sandplätzen in Madrid in diesem Jahr und in München 2021 soll es am Sonntag gegen den US-Amerikaner Frances Tiafoe mit dem letzten Schritt zum Titel klappen. US-Open-Halbfinalist Tiafoe setzte sich in seinem Halbfinale 6:3, 7:6 (13:11) gegen den ungarischen Qualifikanten Marton Fucsovics durch. „In der Form von heute kann er ihn schlagen“, urteilte Becker über den Sauerländer.

Es wäre das nächste Ausrufezeichen nach dem rasanten Aufstieg bis zur aktuellen deutschen Nummer eins. Unabhängig vom Ergebnis hatte bereits festgestanden, dass Struff am Montag in der Weltrangliste mindestens auf Platz 21 vorrückt und den Hamburger Alexander Zverev wieder als deutsche Nummer eins ablöst. French-Open-Halbfinalist Zverev wird nach seiner Oberschenkelzerrung in der kommenden Woche im westfälischen Halle in die Wimbledon-Vorbereitung einsteigen.

Standing Ovations und „Struffi“-Rufe

Struff, der zu Beginn der Saison außerhalb der Top 150 in der Weltrangliste stand, erwischte gegen Hurkacz einen schlechten Start und lag schnell 0:3 zurück. Gegen die Aufschläge des Halle-Siegers von 2022 fand er zunächst keine Mittel. Erst im zweiten Durchgang nutzte Struff konsequent seinen ersten Breakball zum entscheidenden Vorteil für den Satzausgleich. Struff, Stuttgart-Halbfinalist von 2019, spielte wie in den Partien zuvor aggressiv weiter, punktete immer wieder mit seiner wuchtigen Vorhand und verdiente sich den Erfolg. Die Fans feierten ihn mit Standing Ovations und „Struffi“-Rufen.

Auf dem Gang durch die Katakomben vor dem Halbfinale hatte Struff noch seinen Davis-Cup-Kumpels Kevin Krawietz und Tim Pütz gratuliert, die am Sonntag um den Doppel-Titel spielen. Das Duo aus Coburg und Frankfurt am Main setzte sich im Halbfinale 7:6 (8:6), 6:7 (12:14), 10:4 gegen die an eins gesetzten Rohan Bopanna und Matthew Ebden aus Indien und Australien durch. Im Endspiel (12.00 Uhr) treffen die beiden auf die Olympiasieger Nikola Mektic und Mate Pavic aus Kroatien. „Wenn man bei einem deutschen Turnier im Finale steht, ist das natürlich umso schöner“, hatte Krawietz der Deutschen Presse-Agentur vor ein paar Tagen gesagt.