Ein Waschvollautomat aus dem Hause Bauknecht war lange Zeit der Traum einer jeden Hausfrau. Foto: Gottfried Stoppel

Im Stadtmuseum in Schorndorf wird die Geschichte der Firma Bauknecht, einst größter Arbeitgeber in der Stadt, dokumentiert. Zur Ausstellungseröffnung kamen viele ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Bauknecht weiß, was Frauen wünschen“: Den Werbeslogan kannte fast jede Frau und jeder Mann in Deutschland. Die Geschichte der Firma Bauknecht, die 60 Jahre – von 1956 bis 2016 – in Schorndorf ansässig und lange der größte Arbeitgeber in der Daimlerstadt war, wird noch bis Anfang April in einer umfangreichen Ausstellung mit dem Titel „Wir waren eine Familie. Die Firma Bauknecht in Schorndorf“ im Stadtmuseum dokumentiert.

OB Hornikel kam mit seiner Stimme kaum durch

Bernd Hornikel, Schorndorfs Oberbürgermeister, drang kaum durch mit seiner Stimme. Doch der Rathauschef nahm es locker. „Das erinnert mich vom Lärmpegel her an unsere Familientreffen“, sagte Hornikel und verwies auf seine Großfamilie mit „36 Cousins und Cousinen“. Tatsächlich war der Titel der Ausstellung nicht nur so dahergesagt. Die Eröffnung am Sonntag war ein großes Wiedersehen der Bauknecht-Familie. Dazu gehörte und gehört auch Kurt Schweigmann, der ehemalige Leiter des Schorndorfer Bauknecht-Werks, obschon dieser erst 1986 aus dem Saarland ins Remstal kam.

Schweigmann erzählte vom schweren Abschied, an dessen Erinnerung ihm noch heute das Herz blutet. „Wir waren ein verschworenes Team. Wir haben alles versucht, den Standort zu halten.“ Doch Ideen, wie in Solarenergie oder Elektroautos einzusteigen, wurden nicht realisiert. Immerhin hätten bei den Sozialplänen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alle Ebenen gut zusammengespielt, erklärte Kurt Schweigmann. Davor sei Bauknecht etwas ganz Besonderes gewesen. „Ich habe Menschen gefunden, die waren untereinander verknüpft, hilfsbereit und immer da.“ Hier sei auch Integration keine Floskel, sondern selbstverständlich gewesen.

Aus dem Remstal in die ganze Welt: Die erste Waschmaschine, die „W1“, die 1956 in der Daimlerstadt hergestellt worden war, ist im Stadtmuseum zu sehen. Auch die letzte Waschmaschine, die 2012 im Bauknecht-Werk in Schorndorf produziert wurde, steht da. Es war eine große Maschine aus der Reihe „Access“, die vorwiegend für den US-amerikanischen Markt gebaut wurde. Der Exportschlager war das letzte Highlight, das Bauknecht in Deutschland herstellte, mit der Werkschließung wurde die Produktion ins Ausland verlagert.

Bis heute gibt es Bauknecht-Stammtische

Wie sehr das Unternehmen das Stadtleben geprägt hat, sieht man daran, dass die Ringer als „ASV Bauknecht Schorndorf“ 1975 die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewannen. Und bis heute gibt es Bauknecht-Stammtische mit Ehemaligen, von denen sich viele bei der Erarbeitung der Ausstellung rege und engagiert beteiligt haben. „In den Gesprächen ist uns aufgefallen, wie sehr sich die Belegschaft mit Bauknecht identifiziert hat,“ sagte Andrea Bergler, die Leiterin des Stadtmuseums. Deshalb stehen die Erinnerungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zentrum - auf einer runden Wand, die an eine Waschmaschinentrommel erinnert, erzählen sie, wie es war bei Bauknecht in Schorndorf zu arbeiten.

Dokumentiert werden Unternehmensgeschichte und Werkgeschichte. Seit 1958 produzierte Bauknecht in Schorndorf Haushaltsgeräte, und die Fabrik war auf die Herstellung von Waschmaschinen spezialisiert, wie ein Zeitstrahl mit vielen Fotos und zwölf Großgeräten verdeutlicht. Technische Entwicklungen und wie elektrische Geräte seit der Nachkriegszeit in die privaten Haushalte einzogen, wird gezeigt. Neben Bauknecht-Waschmaschinen aus allen Jahrzehnten sind auch jeweils ein Trockner, ein Geschirrspüler und ein Küchenherd zu sehen. Sämtliche historische Gerätschaften stammen von der Bauknecht Hausgeräte GmbH, die die Firmenschau auch finanziell unterstützt.

Kleinere Küchengeräte aus den 1940er und 50er Jahren, die Bauknecht im benachbarten Welzheim produzierte, sind zu sehen. Auch die historische Werbung – samt einem der wohl bekanntesten deutschen Werbeslogans, mit dem Bauknecht einst warb – ist Thema. Zur Sonderschau wurde in der Dauerausstellung außerdem der Raum zum historischen Waschen – mit der selbst-konstruierten elektrischen Waschmaschine aus den 1930er-Jahren mit Bauknecht-Motor – aufgefrischt. Bei einem Familientreffen wird natürlich auch an den Nachwuchs gedacht: Für Kinder gibt es eine Spielküche mit Waschmaschine, und für die Großen ist ein vielfältiges Begleitprogramm geplant.

www.stadtmuseum-schorndorf.de