Auch ein harmloses Material kann tödlich sein: Im Zweiten Weltkrieg rief die Esslinger Wollfabrik Merkel und Kienlin zum Stricken für die Front auf. Foto: Städt. Galerie/Esslingen

Die Künstlerinnen Ann-Kathrin Müller, Julia Schäfer und Judith Engel erforschen die Geschichte der Esslinger Villa Merkel. Vor 150 Jahren wurde das Fabrikantendomizil gebaut, seit 50 Jahren ist es Galerie der Stadt Esslingen.

Und ratsch, kappt die Schere den Lebensfaden. Die drei Parzen sind für ihn zuständig, fürs Spinnen, Zuteilen der Länge, Abschneiden. Im Garn eingewoben ist der Tod. Ein harmloses Material wie Wolle kann tödlich sein. Zum Beispiel als grauer Stricksocken in einem Soldatenstiefel, dessen Träger entweder andere tötet oder selbst getötet wird. Solche Sockenpaare liegen derzeit im Oberlichtsaal der Esslinger Villa Merkel für die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher parat. Man möge die Schuhe aus- und die Wollteile überziehen, so man das Haus betritt. Diesmal nicht aus militärischen Gründen, eher als spielerische Simulation: als gälte es, kostbare Intarsien zu schonen oder eben eine archäologische Stätte.