Es wird immer mehr Windräder geben. Foto: dpa/David Ebener

Korntal-Münchingen zieht nur dann mit, wenn am Standort nördlich des Aischbachs die Option für eine dritte Anlage besteht.

Dass der Technikkonzern Bosch in Schwieberdingen mit der Bremer wpd AG mit Standort in Bietigheim-Bissingen zwei Windräder mit einer Höhe von 261 Metern an der Gemarkungsgrenze zu Münchingen nördlich des Aischbachs bauen will, finden die Korntal-Münchinger grundsätzlich gut. Das sei ein erfolgversprechender Ansatz im Sinne der Energiewende, meint der für die Stadtentwicklung zuständige Stefan Wolf. Aber: „Wir sind mit der Positionierung unzufrieden.“ Die Stadt wolle schon immer am Standort Ried/See, den der Verband Region Stuttgart im Jahr 2015 als einziges von zehn untersuchten Arealen im Landkreis Ludwigsburg zum Vorranggebiet erklärt hatte, ein drittes Windrad haben und besagten Standort daher „nicht unbrauchbar machen“. Mit den aktuellen Plänen verbaue man sich allerdings genau das.

Laut Wolf verhindert die vorgesehene Positionierung der Anlagen die Realisierbarkeit einer dritten Anlage zwischen dem Aischbach und der nördlich verlaufenden Freileitungstrasse. „Wir halten es im Sinne der Energiewende für dringend geboten, Standortpotenziale optimal auszunutzen“, betont Stefan Wolf. Er schlägt deshalb vor, die zwei Windräder so zu verschieben, dass Platz für eine dritte Anlage ist. „Auch wenn sie nicht sofort umgesetzt wird.“

Korntal-Münchingen pro Bürgerwindrad

Windrad Nummer drei könnte das von einer Schwieberdinger Bürgerinitiative geforderte Bürgerwindrad sein, unterstützt von den örtlichen Grünen. Der Plan: In einer Genossenschaft oder einer GmbH könnten Investoren aus einem Umkreis von 50 Kilometern Anteile erwerben, von 3000 bis 500  000  Euro. Kommunen könnten sich je mit bis zu zehn Prozent an einer etwa neun Millionen Euro teuren Anlage einkaufen, insgesamt mit bis zu 25 Prozent. Pro Windrad rechnet die Initiative mit 300 Beteiligten. „Die Initiative hat uns gefragt, ob wir das Projekt unterstützen wollen“, berichtet der Bürgermeister Alexander Noak (parteilos) – und schob ein „Wir sind offen“ nach.

Einfluss auf die Pläne von Bosch hat die Stadt, weil nach Änderungen Stand jetzt ein Windrad auf Münchinger Gemarkung gebaut werden soll. Laut Wolf würde das Fundament auf einem städtischen Acker entstehen. Dies hätte deutlich höhere Pachterlöse für die Stadt zur Folge – „gegenüber einer bloßen Betroffenheit durch eine Rotor-Überstreichfläche“ – die Flügel drehen sich über Münchingen. Angesichts des Klimawandels, der bekämpft werden müsse, müsse eine Optimierung des Standorts „eindeutig“ Vorrang haben vor einer Maximierung städtischer Pachterlöse, sagt Stefan Wolf. Daher werde man die Mitwirkungsbereitschaft der Stadt an eine Standortoptimierung knüpfen mit dem Ziel, dass alle drei Windräder ermöglicht werden können.

Was gegen alternative Standorte spricht

Der Gemeinderat sieht das ähnlich. Das Gremium befürwortet ebenfalls ein drittes Windrad sowie die Unterstützung der Bürgerinitiative. Auch Bosch steht nach eigenen Angaben einer dritten Anlage offen gegenüber, ebenso positiv äußerten sich wpd und die Schwieberdinger Gemeindeverwaltung, als das Thema Bürgerwindrad aufkam.

Trotzdem hatte die Firma wpd Korntal-Münchingen alternative Standorte jenseits der Vorrangfläche genannt, zwei davon südlich des Aischbachs in Richtung Kaiserstein. Jedoch wolle die Stadtverwaltung am Ursprung festhalten, sagt Stefan Wolf. Für das Landschaftsbild erscheine eine räumliche Konzentration der Anlagen vorteilhaft. Außerdem seien Standorte nördlich des Aischbachs weiter weg von Siedlungen. Hinzu kommt, dass dem Bürgermeister Noak zufolge Nabu und BUND angemerkt hätten, dass südlich des Aischbachs, in Richtung Hemminger Regenpfeiferacker, die Einflugschneise seltener Zugvögel verlaufe.

Pläne liegen vorerst auf Eis

Vorerst geht auf dem Gebiet aber nichts voran. Der Gemeinderat in Schwieberdingen vertagte vor einer Woche die Entscheidung, Gemeindeflächen im Gebiet Ried bereitzustellen. Das Gremium will mehr Informationen, die Fraktionen wollen intern diskutieren, Bürger fürchten einen Windpark rund um die Kommune, denn auch andere Unternehmen planen Anlagen. Geht es nach Bosch und der Firma wpd, drehen sich die Windräder schon im Jahr 2026 und versorgen den Sitz des Konzerns in Schwieberdingen mit Strom. Jetzt gibt es erst einmal eine Bürgerinfo mit Bosch an Bord, danach wollen die Gemeinderäte wieder beraten.