Seit vielen Jahren gibt es Prozessionen der italienischen Gemeinde in Bad Cannstatt. Dieses Jahr nur einen kleinen Kreuzweg. Foto: imago/Lichtgut

Auch in diesem Jahr gibt es an Karfreitag keine große Prozession der italienischen Gemeinde. An zehn Stationen wird dennoch an die Passion erinnert.

Der Karfreitag ist ein wichtiger Feiertag für Christen weltweit. An dem Tag wird an die Kreuzigung Jesu Christi erinnert. Vielerorts gibt es Prozessionen. In Bad Cannstatt wird der Kreuzweg von St. Rupert nach St. Martin in die Neckarvorstadt führen, sagt Nicole Höfle, Sprecherin des katholischen Stadtdekanats. Beginn ist um 15 Uhr in St. Rupert. Die Menschen gehen den Leidensweg Christi nach. An den Stationen wird gebetet, es werden Lieder gesungen und Texte gelesen. Die Sprache ist Italienisch, da sich auf dem Kreuzweg die Gläubigen aus der italienischen Gemeinde San Martino treffen, die Bad Cannstatt und die Neckarvororte umfasst. „Wir werden von St. Rupert in der Koblenzer Straße nach St. Martin in der Duisburger Straße laufen und auf dem Weg elf Stationen haben, an denen wir den Kreuzweg beten“, erklärt Sonia Cussigh von der italienischen San Martino Gemeinde. Die Prozession wird etwa eine Stunde dauern und in der Martinskirche mit Kreuzverehrung ihren Abschluss finden.

Ob die Tradition auflebt, ist noch offen

„Ob die italienischen Gemeinden die Tradition der großen Karfreitagsprozession wieder aufleben lassen, wird sich voraussichtlich im Laufe des Jahres entscheiden“, sagt Höfle. Im Sommer bekommen die Gemeinden San Martino und Cristo Re in Vaihingen einen neuen Pfarrer. Dann müsse geschaut werden, ob die vier italienischen Gemeinden in Stuttgart die Karfreitagsprozession wieder stemmen können, an der regelmäßig 70 Laiendarstellerinnen und Laiendarsteller mitgewirkt haben. Die Prozession sei jedes Jahr aufs Neue mit erheblichem organisatorischem Aufwand verbunden gewesen, mit Genehmigungen, Proben und dem Anpassen der Kostüme, erläutert Höfle.

Mehr als 40 Jahre lang hat die italienische katholische Gemeinde die Prozession durch Bad Cannstatt organisiert. 2018 wurde sie erstmals abgesagt, damals spielten die Kosten für Sperrungen eine Rolle. 2019 hat dann wieder eine Prozession stattgefunden, allerdings in abgespeckter Form. „Ich hoffe sehr, dass wir es im kommenden Jahr wieder hinbekommen“, sagt Cussigh. In den 40 Jahren, in denen die Prozession bisher stattgefunden habe, hätten überwiegend Menschen aus der italienischen Gemeinde daran teilgenommen, aber auch die Bläser der evangelischen Gemeinden in Stuttgart, deutsche Mitglieder aus den Kirchengemeinden St. Antonius Zuffenhausen und Liebfrauen Bad Cannstatt haben die Gemeinde unterstützt, sowie einige Ämter der Stadt Stuttgart, das Staatstheater und einige Firmen. In den 1970er Jahren wurde die Passionsgeschichte erstmals von den italienischen Katholiken rund um den Kurpark aufgeführt.

In Stuttgart leben rund 11 500 italienische Katholiken, die sich auf die Gemeinden Buon Pastore in Stammheim, Cristo Re in Vaihingen, San Giorgio in Stuttgart-Mitte und San Martino in Bad Cannstatt verteilen.