Sven Happek (links) und Hao Mu sicherten dem Sportbund nach einem 7:9-Rückstand im fünften Satz noch das 8:8 in Plüderhausen. Foto: Arnold Quelle: Unbekannt

Plüderhausen - Hitchcock-Krimi mit Rekord-Dauer: Nach vier Stunden und vierzig Minuten trennten sich die Teams des DJK Sportbund Stuttgart und des SV Plüderhausen in der Tischtennis-Regionalliga Südwest mit 8:8. Nach dem Unentschieden vor Wochenfrist in 4:30 Stunden gegen Freiburg toppte das Team aus dem Stuttgart Osten die Dramatik nochmals und konnte aufgrund der personellen Probleme und des Spielverlaufs mit dem Punktgewinn zufrieden sein.

Mit 9:5-Punkten steht man nun auf Platz drei und hofft am kommenden Samstag (17.30 Uhr) im Heimspiel gegen den Tabellenletzten TTC Bietigheim-Bissingen zumindest auf einen weiteren Punkt.

„Das war eine starke Team-Leistung, wir können mit uns zufrieden sein.“ Gabriel Gaa, Sportbunds Nummer fünf, versammelte unmittelbar nach Spielende seine Mannschaft im Kreis und lobte den großen Kampf. Und in der Tat: Nach einer 4:2-Führung mussten die Stuttgarter Plüderhausen ziehen lassen, lagen 4:6 zurück, schafften wieder den Ausgleich zum 7:7. In den beiden Abschluss-Duellen war dann alles drin, ein Sieg für Plüderhausen, ein Unentschieden, ein Auswärtssieg für Stuttgart - beide Partien endeten im 5. Satz mit zwei Zählern Unterschied. Es wurde ein wohl alles in allem gerechtes 8:8.

Der Sportbund musste aufgrund der zeitgleich stattfindenden Deutschen Top-24-Rangliste auf seine Nachwuchs-Cracks Carlos Dettling und Uros Bojic (qualifizierte sich fürs Top-12-Endturnier) verzichten. Stattdessen sprang Verbandsliga-Akteur Matthias Schulze-Kadelbach ein. Der hatte überraschend im spannendsten Augenblick des hin und her wogenden Spiels - beim Stand von 7:7 - Matchball gegen Rieger, konnte diesen aber nicht nutzen und unterlag 11:13 im 5. Satz. Ausgleichende Gerechtigkeit dann am Nebentisch, als im Schlussdoppel Sportbunds Duo Hao Mu/Sven Happek einen 7:9-Rückstand im Entscheidungssatz noch zum erlösenden 11:9 drehen konnten und damit das 8:8 sicherten.

Bis zum 7:7 war es vor 100 Zuschauern ein Auf und Ab gewesen: Der Sportbund ging wie erhofft mit 2:1 aus den Doppeln. Dem Sieg von Hao Mu/Happek (3:0 über Magyar/Blagojevic) und der Niederlage von Alexander Frank/Matthias Schulze-Kadelbach (1:3 gegen Teodoro/Schaal) folgte ein fulminanter Viersatz-Erfolg von Marius Henninger/Gabriel Gaa über Rieger, der mit Abwehrspieler Huzjak auf Schnitt- und Tempowechsel setzte. Im vorderen Paarkreuz dominierte Plüderhausens ungarischer Spitzenspieler Magyar. Der Linkshänder steigerte sich nach Satzrückstand gegen Sven Happek und siegte in vier Durchgängen. Im Top-Duell gegen Hao Mu gelang Magyar dann ebenfalls eine Leistungssteigerung, als er nach 4:6 im 5. Satz alles traf und siegte. Gegen Abwehrspieler Huzjak hatten die beiden Sportbundler dagegen einen guten Plan. Hao Mu gelang dies mit seinem unnachahmlichen System, möglichst harte Spinbälle unerreichbar für den Abwehrer zu setzen. Sven Happek dagegen stellte nach zwei verlorenen Sätzen völlig um und versuchte es mit dem Prinzip Geduld und schier endlosen Ballwechseln. Dennoch lag er im 4. Satz 1:6 und 5:9 zurück. Mit unbändigem Kampfgeist drehte er das Spiel und verhinderte - ganz entscheidend - den 4:7-Rückstand seines Teams. Auch im mittleren Paarkreuz gab es Dramatik pur zu bewundern. Plüderhausens Brasilianer Teodoro entpuppte sich dabei als „Comeback-Künstler“. Gegen Marius Henninger lag er 7:11 und 4:9 zurück - mit riskant ausgerichtetem Spiel drehte er das Duell noch in einen 3:1-Sieg. Und auch gegen Routinier Alexander Frank befreite er sich noch aus den Fesseln eines 7:9-Rückstands im 5. Satz und siegte 11:9. Ganz anders Teodoros Teamkollege Schaal. Er wurde zur tragischen Figur der Gastgeber. Zunächst unterlag er nach Führung im 5. Satz gegen Alexander Frank mit 9:11. Im zweiten Einzel wechselten sich im Entscheidungssatz gegen Marius Henninger die Matchbälle auf beiden Seiten ab. Mit 16:14 holte der 18-jährige Stuttgarter den wichtigen 6:7-Anschlusspunkt. Am „ruhigsten“ ging es im hinteren Paarkreuz zu: Im ersten Durchgang beherrschte Plüderhausen mit dem beim Sportbund ausgebildeten Aleksandar Blagojevic (3:0 gegen Matthias Schulze-Kadelbach) und Rieger mit drei knappen Sätzen gegen Gaa das Geschehen. Spannender wurde es in Durchgang zwei: Zunächst musste Gaa bei seinem ersten Erfolg nach sechs Einzel-Niederlagen lange zittern, bevor das 3:1 über Blagojevic perfekt war. Der 7:7-Ausgleich war geschafft. Es folgte der dramatische Höhepunkt des Krimis mit der Punkteteilung am Ende. Thomas Walter