Daniel Didavi steht irgendwie noch nicht richtig auf dem Platz. Foto: Baumann - Baumann

Daniel Didavi ist fit, die Vorbereitung verlief gut. Doch so richtig angekommen ist der 28 Jahre alte Heimkehrer beim VfB Stuttgart bis jetzt noch nicht. Woran liegt das?

StuttgartAuf Augenhöhe mit Champions-League-Anwärtern wie Schalke 04 und Bayer Leverkusen – so hat sich das Daniel Didavi nach seinem Wechsel vom VfB Stuttgart zum VfL Wolfsburg 2016 eigentlich vorgestellt. Es folgten jedoch zwei Spielzeiten, in denen er mit dem ambitionierten VW-Club in der Fußball-Bundesliga gegen den Abstieg spielte.

In diesem Sommer kehrte der Nürtinger nach zwei ernüchternden Jahren zurück zu seinem Heimatverein. Die Euphorie in Stuttgart war nach der starken Rückrunde in der vergangenen Saison groß. Nach zwei Spieltagen liegt der Club gleichauf mit Schalke 04 und Bayer Leverkusen – und das hatte sich nicht nur Didavi anders ausgemalt.

Denn genau wie die beiden Champions-League-Anwärter hat der VfB einen Fehlstart mit zwei Niederlagen hingelegt, hinzu kommt noch das Pokal-Aus beim Drittligisten Hansa Rostock (0:2). Und besonders für den Heimkehrer läuft es alles andere als rund.

„Ein VfBler durch und durch“

Nach der 0:3-Pleite gegen den FC Bayern München am Samstagabend wollte sich Didavi wie schon in Mainz nicht äußern, wortlos ging er durch die Katakomben der Mercedes-Benz-Arena. Am Sonntagabend sprach er dann jedoch, als Studiogast in der SWR-Fernsehsendung „Sport im Dritten“. „Den Saisonstart haben wir uns anders vorgestellt, wir haben ihn vermasselt“, sagte er. „Kritik ist absolut gerechtfertigt.“

Daniel Didavi ist fit. Die Kniebeschwerden, die ihn in seiner Karriere lange immer wieder ausbremsten, sind Vergangenheit. Die chronischen Entzündungen hat er mit einer Ernährungsumstellung in den Griff bekommen. Aus dem passionierten Fleischesser ist ein Mann geworden, der sich weitgehend vegan ernährt – nur wenn beispielsweise sein aus dem Benin stammender Vater Ignace Afrikanisch kocht, macht er da noch eine Ausnahme.

Die Gesundheit macht also mit, die Saisonvorbereitung beim VfB ist für Didavi gut verlaufen, doch „der Saisonstart war für mich stotternd“: „Ich versuche noch, meinen Platz zu finden, wo ich der Mannschaft am besten helfen kann.“

Doch wo ist dieser Platz? Im Pokalspiel in Rostock bot der VfB-Trainer Tayfun Korkut den 28-Jährigen von Anfang an im rechten Mittelfeld auf. In den Bundesligaspielen in Mainz (0:1) und gegen den FC Bayern saß Didavi dagegen zunächst auf der Bank und wurde nur eingewechselt. Insgesamt 57 Spielminuten in der Liga stehen zu Buche – das ist freilich weit unter seinen Ansprüchen.

In diesem Sommer holte ihn VfB-Sportvorstand Michael Reschke („Er ist einer der torgefährlichsten Mittelfeldspieler der Liga und ein VfBler durch und durch“) nach Stuttgart zurück – Didavi kam mit der Empfehlung von neun Toren und sechs Vorlagen in 30 Bundesligaspielen in der vergangenen Saison. Sein Transfer mit einem Vertrag bis 2021 wurde parallel mit dem Wechsel von Stürmer Daniel Ginczek in die andere Richtung zum VfL Wolfsburg abgewickelt.

Didavi passt mit seiner ausgedehnten VfB-Vergangenheit, die bis ins Jahr 1997 zurückreicht, gut in das Stuttgarter Konzept einer Elf mit regionalen Wurzeln. Zudem ist der Mann mit der Nummer 10 einer, der mehr spielerischen Glanz bringen kann. Als zentraler offensiver Mittelfeldspieler, wie er vergangene Saison immer wieder vermisst wurde. Doch ist das Verlangen danach vielleicht mehr eine Fansehnsucht als eine Trainersehnsucht?

„Über seine Qualitäten brauchen wir nicht reden – er ist ein außergewöhnlicher Spieler“, betont der Trainer Tayfun Korkut immer wieder. So richtig Verwendung hatte er für Didavi bis jetzt allerdings nicht. Der Rückkehrer sieht sich in zentraler Rolle am besten aufgehoben. Auch aus Sicht des Coaches ist er dort am stärksten. Die klassische Zehnerposition gibt es in seinem Spielsystem allerdings nicht.

Somit bleibt für Didavi nur ein Platz als hängende Spitze hinter Keilstürmer Mario Gomez – oder auf der Ersatzbank. Nach seinen Einwechslungen fehlte Daniel Didavi zuletzt jeweils sichtlich die Bindung zum Spiel. Auf die Frage nach der Leistung des Neuzugangs sagte Tayfun Korkut nach dem Training am Sonntag nur: „Wir waren grundsätzlich nicht so gut im Spiel.“ Das soll sich bis zum übernächsten Sonntag (18 Uhr) ändern. Dann steht – nach der Länderspielpause – für den VfB die nächste Partie an. Gegner ist dann der SC Freiburg, und damit der vierte Bundesligist neben dem VfB, dem FC Schalke 04 und Bayer Leverkusen, der bis jetzt noch ohne Punkt dasteht.