Der VfB hat Jacob Bruun Larsen von Dortmund ausgeliehen. Foto: VfB Foto: VfB

Von Gregor Preiß

Stuttgart – Nun ist es nicht so, dass die Fans des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart vor Begeisterung ihre Hauswand weiß-rot angestrichen hätten, als am Dienstag die Verpflichtung von Jacob Bruun Larsen bekannt gegeben wurde. Nichts gegen Bruun Larsen – aber als Soforthilfe? Der Tenor in den Fan-Foren ist einhellig: Mit einiger Skepsis wurde das Leihgeschäft mit Borussia Dortmund kommentiert, das dem BVB 200 000 Euro in die Kasse spült und dem VfB auf seinen Außenbahnen wieder mehr Leben einhauchen soll. Dort gibt es nach dem Abgang von Josip Brekalo zum VfL Wolfsburg und dem Saison-Aus von Carlos Mané ja reichlich Vakanzen.

Rein spieltaktisch also ein nachvollziehbarer Transfer. Hinter der Bundesliga-Reife des 19-Jährigen (ein Kurzeinsatz) und den Wechselmodalitäten (Leihe bis Saisonende ohne Kaufoption) summieren sich jedoch einige Fragezeichen. Als Tabellen-Vierzehnter mit freier Sicht auf die Abstiegszone wäre ein Spieler, der mit den Tricks und Kniffs im Fußball-Oberhaus schon etwas länger vertraut ist, sicher die naheliegendere Lösung gewesen. Dennoch entschied sich der VfB für den U-21-Nationalspieler aus Dänemark. Weil Sportchef Michael Reschke überzeugt ist: „Jacob bringt alle Eigenschaften und die entsprechende Mentalität mit, um sofort eine vielversprechende Option für unser Offensivspiel darzustellen.“

Reschke hätte Larsen gerne für anderthalb Jahre ausgeliehen. Doch da machte der BVB nicht mit. Dennoch ist der Sportvorstand glücklich über den Transfer. „Es geht natürlich auch um die Tiefe des Kaders und um spezielle Spielertypen. Besonders durch seine extreme Schnelligkeit ist Jacob aktuell schon sehr interessant für uns.

Hansi Kleitsch ist sich da nicht so sicher – zumindest in der Frage, ob der Spieler dem VfB in der Kürze der Zeit helfen kann. „Einen jungen Spieler zu verpflichten stellt immer ein Risiko dar“, meint der langjährige Jugendcoach der Stuttgarter, der aktuell im Nachwuchs bei 1899 Hoffenheim aktiv ist. Denn: „Die Toptalente, die sofort performen, sind an einer Hand abzuzählen.“

Eingewöhnungsphasen gestattet der wöchentliche Wahnsinn um Tore und Punkte immer weniger. Eine Erfahrung, die auch schon Larsens ehemalige Teamkollegen aus Dortmund machen mussten. Mit Dzenis Burnic und Orel Mangala feierte der Neu-Stuttgarter in der Jugend der Borussia – unter Trainer Hannes Wolf – große Erfolge, spätestens nach dem Gewinn der deutschen A-Jugend-Meisterschaft 2016 waren sie als goldene Dortmunder Generation in aller Munde. Als „außergewöhnlichen Jahrgang“ pries BVB-Sportdirektor Michael Zorc die Jungspunde, die das Geburtsjahr 1998 auf sich vereinen und von denen es bislang außerdem Christian Pulisic (als Durchstarter beim BVB) und Felix Passlack (Hoffenheim) in die Bundesliga geschafft haben.

Wo für sie der Ernst des Profilebens begann. Um das hohe Dortmunder Einstiegsniveau zu umgehen, heuerten Mangala und Burnic beim VfB an. Wo sie bislang aber noch nicht recht Fuß gefasst haben. Teils wegen Verletzungen, teils wegen der Konkurrenz in der Defensive. Auf sieben Einsätze in der Liga brachte es Mangala, Burnic war bislang fünfmal am Ball.