Auch die Mitarbeiter der VfB-Gechäftsstelle verdienen in Zukunft weniger. Foto: dpa - dpa

In der vergangenen Saison war die Mannschaft für den erreichten Tabellenplatz viel zu teuer.

StuttgartDie Kennzahlen der vergangenen Saison sind für Fans des VfB Stuttgart ein numerisches Gruselkabinett: 28, 70, 16, 2. Punkte, Gegentore, Platzierung, künftige Liga. Am Ende stand der Abstieg nach zwei enttäuschenden Relegationsspielen gegen Union Berlin. Und ein paar Tage später machten weitere Zahlen den Abstieg noch ein bisschen bitterer.

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) veröffentlichte von allen 36 Clubs der zwei deutschen Topligen (Saison 2019/2020) die Finanzkennzahlen. Dort ist unter anderem aufgeführt, mit welchem Personalaufwand die Vereine gearbeitet haben. Auf Platz sieben dieser Tabelle mit 83,7 Millionen Euro: der VfB Stuttgart – auf den ersten Blick. Doch es lohnt ein zweiter.

Komplett vergleichbar nämlich sind die Zahlen der unterschiedlichen Clubs nicht. Bei den einen beziehen sich die Angaben rein auf den Lizenzspielerbereich, etwa beim VfL Wolfsburg (rund 128 Millionen Euro) oder bei Borussia Mönchengladbach (rund 83 Millionen Euro). Bei anderen, auch beim VfB, sind die Personalkosten des gesamten Konzerns in der Summe enthalten. So auch beim Krösus der Liga, dem FC Bayern (315 Millionen Euro). Trennt man beim VfB die Bereiche, bleibt dennoch eine ordentliche Summe für den Spieleretat.

Mannschaft, Trainer, Physiotherapeuten, Betreuer – rund 60 Millionen Euro hat der VfB für diese Angestellten im Jahr 2018 (Rückrunde der Saison 2017/2018 und Vorrunde der Saison 2018/2019) ausgegeben. Grob gerechnet erhielt ein VfB-Profi im Schnitt also immer noch über zwei Millionen Euro pro Jahr. Da am Ende der Abstieg stand, ist es kein Wunder, dass Stefan Heim, der Finanzvorstand der VfB AG, am vergangenen Sonntag sagte: „Wir haben kein Mittel-Herkunftsproblem, sondern ein Mittel-Verwendungsproblem.“ Sprich: Für den erreichten Tabellenplatz war die Mannschaft zuletzt viel zu teuer.

Teure Verlängerungen

Das lag zum einen an Großverdienern wie Mario Gomez (seit Januar 2018) oder Holger Badstuber (ab Juli 2018), aber auch an nach Vertragsverlängerungen angehobenen Gehältern wie jene von Timo Baumgartl oder Benjamin Pavard. Das alles legt den Verdacht nahe: Unter Ex-Sportchef Michael Reschke war es wieder ein richtig lohnendes Vergnügen, beim VfB unter Vertrag zu stehen. Finanzchef Heim erscheinen die veröffentlichten Zahlen für den einst angepeilten Platz im sicheren Mittelfeld der Bundesliga-Tabelle aber nicht zu hoch. Entscheidend sei für ihn ohnehin nicht die absolute Summe, sondern die Personalkostenquote im Vergleich zum Gesamtumsatz. Und hier liege der Club in einem guten Bereich – obgleich sich aufgrund der Investitionen in den Kader im Sommer 2018 am Ende ein Minus von 11,3 Millionen Euro im Ergebnis ansammelte – obwohl 2017 die Daimler-Millionen (41,5) geflossen waren. Fortan wird aber ohnehin neu gerechnet.

Nach dem Abstieg rechnet Heim damit, dass „der Umsatz um ein Drittel einbrechen wird“. Aufgefangen wird das unter anderem durch Einsparungen an den Gehältern – nicht nur beim Profiteam. „Jeder Mitarbeiter hat eine Zweitliga-Klausel im Vertrag“, sagte Heim – und benannte damit einen Unterschied zum Abstieg 2016. Damals war der VfB darauf angewiesen, dass die Mitarbeiter freiwillig auf einen Teil ihres Gehalts verzichten. Dies geschah – nach dem Aufstieg 2017 wurden die Angestellten mit einer Prämie entschädigt. Nun ist alles bei allen geregelt. Jegliche Mitarbeiter, auch die Vorstände, müssen Abstriche machen. Wie viele, ist in jedem Fall individuell geregelt.

Auf rund 23 Millionen Euro summierten sich die Personalaufwendungen abseits des Profikaders 2018 – auch weil der VfB im Gegensatz zu anderen Vereinen zahlreiche Geschäftsbereiche unter dem eigenen Dach versammelt, so etwa das Marketing und die Reha-Welt. 220 Mitarbeiter kommen so zusammen, hinzu kommen Spieler, Trainer und Angestellte des Nachwuchsleistungszentrums, das allein rund acht Millionen Euro verschlingt. Sie alle trifft nun der Abstieg finanziell, wobei Heim bereits klarstellte: „Am Nachwuchs sparen wir nicht.“

„Wir werden Partner verlieren.“

Heim und Marketing-Vorstand Jochen Röttgermann besprechen seit der vergangenen Woche mit Banken und Sponsoren die Lage. Auch bei den meisten Partnern war das Thema 2. Bundesliga vorab geregelt. „In einer Vielzahl der Verträge mit Sponsoren ist eine Zweitliga-Klausel enthalten“, sagte Röttgermann, der von „klaren Signalen“ der Treue erzählte, aber auch einräumen musste: „Wir werden den einen oder anderen Partner verlieren.“

Wie auch den einen oder anderen Spieler. Neue werden kommen – was dann auch wieder eine andere Kostenstelle belastet: die der Beraterhonorare. Satte 10,78 Millionen Euro hat der VfB im Jahr 2018 gezahlt – bei sechs Verpflichtungen, fünf Vertragsverlängerungen und zwei Abgängen. In diesem Ranking liegt der VfB übrigens tatsächlich auf Rang sieben.