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Bad Cannstatt: Neues Leben im Raumschiff

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Bad Cannstatt: Neues Leben im Raumschiff

Bis zum geplanten Abriss in ein paar Jahren wird die SchwabenBräu-Passage beim Cannstatter Bahnhof von Akteuren aus Kultur und Soziales bespielt.

Bad Cannstatt: Neues Leben im Raumschiff

Künstler, Kulturmacher, das DRK und die Volkshochschule bespielen bis zum geplanten Abriss 2026 als Zwischenmieter die Räumlichkeiten der Schwaben-Bräu-Passage. Foto:eha

Der Ort, so viel steht definitiv fest, hat schon bessere Zeiten erlebt. Einst beherbergte die Schwaben-Bräu-Passage zwischen Bahnhof und Wilhelmsplatz in Bad Cannstatt ein Kino namens Schwaben-Lichtspiele sowie ein gutes Hotel. Filmstars der Wirtschaftswunderzeit wie Luis Trenker, Hans Moser, Heinz Rühmann, Harald Juhnke oder Marianne Koch haben hier übernachtet. Und der brasilianische Fußballstar Pelé, als 1963 sein FC Santos beim VfB spielte.

Nun ist wieder Leben in das lange Zeit vernachlässigte und etwas schmuddelige Gebäude eingezogen, das seit 2020 der Stadt Stuttgart gehört. Künstler, Kulturmacher, das DRK und die Volkshochschule bespielen bis zum geplanten Abriss 2026 als Zwischenmieter die auf drei Stockwerken verteilten Räumlichkeiten. Noch ist draußen wenig von dem zu sehen, was sich drinnen abspielt.

Initiatoren aus dem Kulturbereich stehen hinter dem Konzept

„Das Äußeres sieht schäbiger aus als es die Räume im Gebäude sind“, sagt Isabelle von Gatterburg, die Geschäftsführerin von Backsteinhaus Produktion, die in den oberen Stockwerken eingezogen ist. „Wir fühlen uns dort jedenfalls schon richtig wohl.“ Und die Architektur sei toll, sagt die Tänzerin. „Das Ganze hat etwas von einem Raumschiff.“ Die Stuttgarter Tanztheaterkompanie, die 2007 von Nicki Liszta gegründet wurde, hatte auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten für Büros vom städtischen Liegenschaftsamt die Schwaben-Bräu-Passage angeboten bekommen - mit einem Mietvertrag, der vorerst bis Ende 2025 läuft. „Wir sind Hauptmieter im zweiten und dritten Obergeschoss mit jeweils sieben Räumen pro Etage und einem Gemeinschaftsraum und vermieten die Räumlichkeiten an Künstlerinnen und Künstler“, sagt Isabell von Gatterburg. Auch die Macherinnen und Macher von Current, dem transdisziplinären Festival für Kunst im urbanen Raum in Stuttgart, gehören zu den Untermietern.

Fläche e. V. hat sich ebenfalls im noch etwas tristen Block eingemietet. Der Verein, auch bekannt unter dem Arbeitstitel Prisma nutzt das erste Obergeschoss für ein alternatives Spartenhaus mit Veranstaltungs-, Ausstellungs-, Probe- und Atelierräumen. Der Club Sunny High ist bei ihnen untergekommen. Auch die Palermo Galerie, lange an der Olgastraße ansässig, und Commons Kitchen mit von Supermärkten aussortierten Lebensmitteln, finden hier ein Zuhause auf Zeit. Eine Ateliergemeinschaft nutzt die ehemaligen Büros der Polizisten vom Landeskriminalamt, und im Legal Café können sich Migranten Rat holen.

Bereits im vergangenen Jahr hatten Initiatoren aus dem Kulturbereich - die Initiative Prisma, bestehend aus dem Club Sunny High, der Palermo Galerie und der Ateliergemeinschaft Bahnhofstraße - das Konzept eines alternativen Spartenhauses vorgelegt und mit der Renovierung des ersten Stocks begonnen. Im Erdgeschoss zog Anfang des Jahres das DRK mit seiner Kleiderkammer, einem Second-Hand-Laden für alle, ein. Die Volkshochschule will folgen. Allerdings erst im September. Bis dahin sollte der bestellte Aufzug dann auch geliefert, montiert und einsatzbereit sein. Doch bereits seit Mai tut sich was in der lange vernachlässigten Schwaben-Bräu-Passage. Das Konzept einer zivilgesellschaftlichen Arbeitsstätte, das einen Mehrwert für den Standort und den gesamten Stadtteil bringen soll und vom Gemeinderat der Stadt Stuttgart sowie dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt unterstützt wird, nimmt mit dem Einzug weiterer Akteure immer mehr Gestalt an.

Zusammenarbeit von Kulturamt, Liegenschaftsamt, Wirtschaftsförderung

Ermöglicht wird die neue Nutzung der Räumlichkeiten durch die Zusammenarbeit von Kulturamt, Liegenschaftsamt und Wirtschaftsförderung der Stadt Stuttgart. „Das Ziel aller Beteiligten ist ein belebtes Kreativhaus, das einen Mehrwert für den Standort und den gesamten Stadtteil darstellt“, sagt Marc Gegenfurtner, Leiter des Kulturamts. Und Bernhard Grieb, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, freut sich über die „attraktive Zwischennutzung in der besonderen Lage zwischen Bahnhof und Wilhelmsplatz“.

Ziel sei es, durch das Projekt eine Aufwertung des Areals zu erzeugen, das eine soziale Stabilisierung mit Potenzial für ökonomische Vitalisierung und Imagesteigerung nach sich ziehe, so Grieb weiter. Schließlich werden in Bad Cannstatt im nächsten Jahr Massen von Fußballfans zu den Europameisterschaftsspielen in der Mercedes-Benz-Arena erwartet. Eva Herschmann

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