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Stadtbezirk Mühlhausen: Einkaufen mit gutem Gewissen

Der Wochenmarkt auf dem Kelterplatz in Hofen bietet regionale Produkte wie Gemüse und Obst, Käse, Wurst und Fleisch sowie Wein und fair gehandelte Produkte.

Stadtbezirk Mühlhausen: Einkaufen mit gutem Gewissen

Wer Wert auf regionale Produkte legt, findet auf dem Hofener Wochenmarkt eine beachtliche Auswahl. Fotos: Eva Herschmann

Der Wochenmarkt am Kelterplatz in Hofen, den es seit 2020 gibt, ist nicht groß. Doch wer Wert auf regionale Produkte legt, findet hier eine beachtliche Auswahl. Es gibt Gemüse und Obst, Käse, Wurst und Fleisch sowie Wein – auch für einen Frühschoppen an Ort und Stelle. Und die Wochenmärkte in Hofen und Neugereut, ebenso wie die Hofläden und verschiedene Aktionen im Stadtbezirk, fördern Nachhaltigkeit und Fairtrade. 

Fairer Handel soll weltweit die Positionen der Bauern stärken und Gerechtigkeit steigern. Die Erzeuger bekommen für ihre Produkte wie Kaffee, Kakao oder Blumen einen Mindestpreis, der von einer Fair-Trade-Organisation bestimmt wird. Der Stuttgarter Gemeinderat hatte im Jahr 2013 beschlossen, dass die Landeshauptstadt Fairtrade-Stadt wird, und der Bezirksbeirat Mühlhausen entschied sich 2015, dem Beispiel zu folgen. Als erstes öffentlichkeitswirksames Angebot gab es im darauffolgenden Jahr ein „Faires Frühstück“ im Bezirksamt im Palmschen Schloss. Mittlerweile finden über das Jahr verteilt verschiedene Aktionen statt, die dem Fairtrade-Gedanken dienen. 

Andreas Schröder, der stellvertretende Bezirksvorsteher, leitet seit 2021 die kleine Steuerungsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern aus verschiedenen Einrichtungen und der Bürgerschaft, die sich viermal im Jahr trifft. Ziel ist es, Fairtrade im Stadtbezirk zu unterstützen und auf das Thema aufmerksam zu machen. Beispielsweise mit den fair gehandelten Rosen, die stets am Frauentag im Bezirksamt an Besucherinnen verteilt werden. „Das ist eine bundesweite Aktion, aber in anderen Fairtrade-Kommunen machen sie es am Valentinstag. Wir finden den 8. März passender“, erklärt Andreas Schröder. 

Blumen mit Botschaft

Frische Produkte aus heimischer Erzeugung.
Frische Produkte aus heimischer Erzeugung.

Die Blumengrüße sind nicht nur eine nette Geste, sondern machen auf ein großes Problem aufmerksam. Tausende Menschen müssten Tag für Tag in der Blumen- und Pflanzenindustrie unter schlechten Arbeitsbedingungen mit niedrigen Löhnen und hohem Einsatz von giftigen Pflanzenschutzmitteln arbeiten, erklärt Schröder. „Schön wäre es deshalb, wenn der Blumenladen in Hofen auch wieder Fairtrade-Blumen verkaufen würde. Klar sind die teurer, aber man unterstützt damit ganze Familie und hilft Kinderarbeit vorzubeugen.“ Es sei sinnvoller, den Menschen vor Ort zu helfen, sich ein Leben aufzubauen, damit sie nicht aus ihrer Heimat flüchten müssten. „Dafür gibt man doch gerne ein paar Euro mehr für Blumen aus“, sagt der stellvertretende Bezirksvorsteher. 

Anders als die jährliche Rosenaktion, an der sich bundesweit viele Städte und Gemeinden beteiligen, sind die Weihnachtssterne aus fairer Produktion eine Mühlhausener Erfolgsgeschichte. Seit 2017 – mit zweijähriger Pause während des Pandemiezustands – werden alle Jahre wieder Euphorbia pulcherrima, so der botanische Name des Weihnachtssterns, aus fairer Produktion im Stadtbezirk gegen eine Spende abgegeben. Die in Mühlhausen ansässige Firma Selecta, ein weltweit führender Züchter, Produzent und Vermarkter von Beet- und Balkonpflanzen, Zimmerpflanzen, Stauden und Schnittblumen, stellte für die fünfte Aktion in diesem Winter 650 Weihnachtssterne, die in Uganda fair produziert werden, der Steuerungsgruppe Fairtrade gratis zur Verfügung. Und erstmals beteiligten sich auch die Stadtbezirke Untertürkheim, Stammheim, Degerloch und Stuttgart-West. „Das war diesmal richtig groß“, sagt Andreas Schröder. 

Fairer Handel

Bei Wind und Wetter warben die Ehrenamtlichen der Stadtbezirke für den fairen Handel und die gute Sache – und das erfolgreich. Die Spenden für die fairen Weihnachtssterne, mehr als 1000 Euro, gingen an das SOS-Kinderdorf Stuttgart. „Dort wird Mädchen und Jungen, die nicht länger bei ihren Eltern leben können, die Geborgenheit einer familienähnlichen Betreuung ermöglicht“, sagt Schröder. 

Die Steuerungsgruppe, in der die Jörg-Ratgeb-Schule in Neugereut, die beiden Stadtteilbibliotheken Neugereut und Freiberg, die katholischen und evangelischen Kirchen und Mitglieder des Bezirksbeirats sitzen, schreibt alle zwei Jahre die Bewerbung für die Verlängerung des Fairtrade-Siegels. „Wir haben es erst jetzt wieder bis November 2025 bekommen“, berichtet Andreas Schröder. Fester Bestandteil des Jahresprogramms ist die „Faire Woche“, die in diesem Jahr vom 13. bis 27. September unter der Überschrift „Klimagerechtigkeit“ steht. „Wir machen unter anderem einen Fairtrade-Kaffeeausschank vor dem Bürgerbüro nicht nur für Besucher, um die Wartezeit zu überbrücken, und bei allen Veranstaltungen im Stadtteilhaus Neugereut gibt es faire Crêpes.“ 

Nicht nur Farmer in Afrika, sondern auch die heimischen Landwirte und Erzeuger brauchen Unterstützung. 

Auf den Wochenmärkten immer samstags in Hofen und in Neugereut und in den Hofläden können frisches Obst, Gemüse, Eier und vieles andere von hiesigen Bauersfamilien wie Sperling oder Brust mit gutem Gewissen eingekauft werden, erklärt Andreas Schröder. „Und im Sommer gibt es auf dem Wochenmarkt in Hofen auch mehr Anbieter als im Winter.“ Eva Herrschmann

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