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Die Uhlbacher mögen ihren Culimaten

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Die Uhlbacher mögen ihren Culimaten

Die Versorgungsautomaten haben sich zum Stadtteil-Treff in Uhlbach entwickelt. Ende des Jahres soll das Angebot um ein Café erweitert werden.

Die Uhlbacher mögen ihren Culimaten

Die Betreiberinnen des „Currle Culimats“ Annette Currle (links) und Annette Kienzle-Ehrlich. Fotos: Jürgen Brand

Uhlbach hat knapp 3000 Einwohner, ein Weinbaumuseum und viel Natur, entsprechend viele Ausflügler und Tagestouristen – aber keinen Laden. Das ist in einigen Stuttgarter Stadtteilen immer öfter ein Problem, im schönen Uhlbach schon seit elf Jahren. Damals, 2011, schloss das einstige Uhlbacher Lädle am Uhlbacher Platz, seitdem gibt es eine Lücke in der Nahversorgung. Zwar ist mittwochs von 10 bis 18 Uhr ein kleiner Wochenmarkt auf dem Platz und der Bioland-Hofladen Ortlieb und Lebrechts Gemüsescheune sind tageweise geöffnet. Aber wenn die Uhlbacher mal was beim Einkaufen vergaßen oder etwas ausging und der Nachbar nicht kurzfristig aushelfen konnte, hatten sie ein Problem.Seit einem Jahr ist die Versorgungslücke etwas kleiner geworden – dank des Uhlbacher Culimats im ehemaligen “Hägele”-Haus am Uhlbacher Platz. Seit Mitte Mai 2021 stehen dort zwei große Automaten, sozusagen verpackt im Stil einer großen Übersee-Kiste und gefüllt mit regionalen Leckereien.

Die Idee dafür hatte Annette Currle mitten in der Corona-Pandemie. Sie erzählte ihrer Freundin Annette Kienzle-Ehrlich davon, von Beruf Sängerin und durch Covid-19 plötzlich ohne Engagements. Die beiden recherchierten, wurden bei einem spanischen Automaten-Hersteller fündig, entdeckten einen Lieferanten, der die Automaten importierte und auch mit der entsprechenden Elektronik ausstattete. Der Standort am Uhlbacher Platz war Annette Currle schon angeboten worden. Currles Culimat hat jetzt ein Jahr Automaten-Erfahrung in Uhlbach, hat eine eigene Webseite – www.currles-culimat.de – und die beiden Betreiberinnen haben so manche schöne Geschichte mit ihrer Uhlbacher Nahversorgungslösung erlebt. So werden in dem großen Doppelautomaten zum Beispiel gekühlte Getränke angeboten.

Und natürlich hatten die beiden einfallsreichen Uhlbacherinnen daran gedacht, auch einen Flaschenöffner aufzuhängen. Allerdings machte der sich in der Anfangszeit, warum auch immer, regelmäßig selbstständig und war einfach weg, was so manchen Durstigen vor ein Problem stellte. Das bekam ein anderer Uhlbacher mit – und montierte prompt am nächsten Tag einen anschraubbaren Öffner an die Überseekiste. Seitdem bekommt jeder seine Flasche auf.

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„Wir haben schnell gemerkt, dass sich alle Uhlbacher ein Stück mitverantwortlich dafür gefühlt haben, dass der Culimat funktioniert”, sagt Annette Currle und erzählt gleich noch eine schöne Geschichte: Eines Tages funktionierte einer der Automaten nicht richtig. Er gab zwar die gewünschte Ware aus, allerdings kein Wechselgeld. Und das traf ausgerechnet einen Tagestouristen von weiter her, der dann etwas ratlos vor dem Culimat stand . Ein vorbei kommender Uhlbacher erkannte das Problem – und gab dem Mann einfach die fehlenden sechs Euro aus seinem Geldbeutel. Die bekam er natürlich von den Culimat-Betreiberinnen mit einem großen Dankeschön zurück. „Dieser Mann wäre wahrscheinlich nie wieder nach Uhlbach gekommen”, ist sich Annette Currle sicher. Und jetzt hat er stattdessen eine schöne Ausflugsgeschichte zu erzählen. Zum Start des Culimats hatten sich die beiden Annettes eigentlich den größten Erfolg von frischem Obst und Gemüse erwartet. „Aber das sind einfach keine Artikel für Automaten”, mussten sie bald feststellen, „das wollen die Leute anschauen oder lieber auf dem Markt kaufen”.

Dafür läuft der Verkauf von frischen Eiern aus Esslingen-Rüdern gut. „Die haben extra ihren Hühnerstall vergrößert, damit sie uns beliefern können.” Wein, Fruchtsäfte und Äpfel gehen immer, auch die hausgekochten Currle-Gerichte wie geschmorte Schweinebäckle in Trollingersoße. Ein Renner sind die fertigen Vesperbretter, die Ausflügler sich einfach in den Rucksack stecken und dann irgendwo in den Weinbergen oder an der Grabkapelle genießen können. Und der Eisautomat ist bei allen beliebt. Currle: „Es gab ja wirklich keine Möglichkeit in Uhlbach, sich eine Erfrischung zu kaufen oder sich zu treffen.” Jetzt ist der Eis-Culimat eine feste Anlaufstelle geworden. Und auch der Bezirksvorsteher von Obertürkheim, Kevin Latzel, freut sich über die Automatenidee: „Ich finde, diese Angebotserweiterung ist für den Ort ein Gewinn!“

Auch wenn die Pandemie mit all ihren Einschränkungen langsam vorbei zu sein scheint – der Culimat wird am Uhlbacher Platz bleiben. Und wird sogar noch Gesellschaft durch das lange ersehnte Café bekommen, auch wenn das noch ein bisschen dauert. Annette Currle und Annette Kienzle-Ehrlich haben dafür noch die gelernte Gastronomin Juliane Silberberger mit ins Projekt genommen und haben inzwischen auch die Baugenehmigung für ihr Café bekommen. In dem Tageslokal soll es 50 Plätze drinnen und auch einige draußen auf dem Platz geben, man wird dort Mittagessen bekommen, Kaffee und Kuchen und Eis am Nachmittag, Kleinigkeiten den ganzen Tag über.

Die Grundsanierung der Erdgeschossräume, in denen noch praktisch alles fehlt, soll in etwa zwei Monaten beginnen. Bis dann die Schreiner und Küchenbauer rein können, werden vermutlich etliche Wochen vergehen. Ein genauer Zeitplan sei schwierig, sagt Annette Currle, weil durch Corona und durch den Krieg in der Ukraine so manche Lieferkette unterbrochen sei. Aktuell hoffen sie auf die Café-Eröffnung in Richtung Jahresende. Und dann wird der Uhlbacher Platz noch mehr zum Treffpunkt für alle. Jürgen Brand

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