Im Kampf gegen Verpackungsmüll wird in Stuttgart jetzt ein Mehrwegsystem für Restaurants mit Takeaway-Food getestet Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (dpa/seb) - Im Kampf gegen Verpackungsmüll wird in der Landeshauptstadt ab Juni unter dem Namen „Recircle Stuttgart“ ein Mehrwegsystem für Restaurants getestet. Kunden können die Speisen wie gewohnt in verschieden großen Behältern mitnehmen. Das Besondere: Die Boxen und Becher landen nach dem Verzehr nicht im Müll, sondern sind pfandpflichtig und können wieder abgegeben werden.

An zahlreichen Ecken in der Innenstadt bietet sich das gleiche Bild: In der Mittagspause wird noch schnell ein Nudelgericht oder ein Müsli verzehrt und die Verpackung bestenfalls in einen Mülleimer entsorgt. Zunächst zehn Gastrobetriebe haben genug von dem Abfall und setzen auf schadstofffreie und wiederverwertbare Boxen für verschiedene Gerichte sowie auf Becher für Müsli und Getränke. Mindestens 100 Mal können die Boxen verwendet werden, so die Mehrweg Initiative Stuttgart. Große Behälter sollen zehn Euro Pfand kosten, kleine sechs.

Das Mehrwegsystem sei in Bern bereits etabliert, hieß es, und solle in Stuttgart zunächst sechs Monate lang getestet werden. Kunden bekommen die Möglichkeit, ihr Essen nicht mehr in Einweg-Verpackungen zu erhalten, sondern es in einen Mehrwegbehälter füllen zu lassen. Das Geschirr kann man dann auch in einem Partnerrestaurant abgeben - oder wieder befüllen lassen. „Durch diesen Kreislauf findet keine Ressourcenverschwendung statt“, hieß es bei Greenpeace Stuttgart, die das Projekt gemeinsam mit Cradle2Cradle initiiert hat, ein Verein, der sich für die müllfreie Herstellung von Produkten einsetzt.

Dass die Idee in Stuttgart nicht nur ein Pilotprojekt bleiben muss, zeigt ein weiteres Beispiel: Freiburg hatte im November als erste Stadt im Südwesten in 15 Geschäften ein Mehrwegsystem für Kaffee zum Mitnehmen gestartet. Inzwischen nehmen 75 Cafés und Bäckereien teil, hieß es bei der Abfallwirtschaft. Als Alternative zum Einwegbecher stellt ihnen die Stadtreinigung Mehrwegbecher aus stabilem, spülmaschinenfestem Kunststoff zur Verfügung - den „Freiburg-Cup“. Kunden könnten diese gegen ein Euro Pfand erhalten und nach dem Konsum wieder zurückgeben.

Auch Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn sind die Pappbecher ein Dorn im Auge. Unter Vorsitz des Stadtoberhauptes diskutierten daher bereits unter anderem Vertreter der Stadtverwaltung, der Bäckerinnung, der Verkehrsbetriebe, der Einkaufszentren, der Dehoga, Logistikunternehmen und Gastronomen darüber, ob in Stuttgart ein System zur Reduzierung der Einweg-Becher eingeführt werden kann. „Ein To-go-Becher ist nur etwa 15 Minuten im Gebrauch - das steht in keinem Verhältnis zum Energieverbrauch“, sagte der OB. „Städte stellt die Becherflut vor große Herausforderungen, die Abfallberge wachsen. Die Frage ist deshalb: Wie können wir diese Verschwendung stoppen?“

Als Diskussionsgrundlage diente dem Runden Tisch nach einem Bericht der Abfallwirtschaft Stuttgart zunächst ein Vortrag der Stadtreinigung Freiburg über den „Freiburg-Cup“. Außerdem stellte die Duale Hochschule Baden-Württemberg ein Konzept über den Aufbau und Betrieb eines Mehrwegbecher-Systems vor. Beide Systeme seien für Stuttgart denkbar, so das Resümee der Teilnehmer am Ende der Diskussionsrunde. Welches dann aber letztlich in Stuttgart eingeführt wird, soll bei einem nächsten Treffen und in Arbeitsgruppen genauer definiert werden.

Weitere Infos gibt es unter www.startnext.de/recircle-stuttgart.