Foto: Wilhelma - Wilhelma

Stuttgart (red) - Im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart, der mit nun 16 Tieren eine der größten Bonobo-Gruppen in Zoos weltweit hält, hat die erfolgreiche Zucht dieser Menschenaffen einen ungewöhnlich wertvollen Spross hervorgebracht. Denn die frischgebackene Mutter Chimba ist ein Wildfang und hat mit ihren bereits zirka 22 Jahren am vergangenen Freitag hinter den Kulissen erstmals ein Jungtier bekommen. Nach einer Zeit der Zweisamkeit sind die beiden jetzt auch häufiger im Schaubereich zu sehen. „Für uns ist diese Geburt ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk“, sagt Wilhelma-Direktor Dr. Thomas Kölpin. „Es gab keinerlei Garantie, dass Chimba, die einen schweren Lebensweg hatte, irgendwann einmal Mutter werden würde. Ihr Sohn ist ein wichtiger Beitrag zur genetischen Vielfalt der Bonobos in Zoos weltweit.“

Die nächsten Verwandten des Menschen sind in der Natur stark bedroht. Deshalb versuchen die Zoos, für den Erhalt der Tierart eine Reservepopulation aufzubauen. Rund um den Globus leben etwa 200 Bonobos in Zoos, die ihre Tiere untereinander tauschen, damit es nicht zur Inzucht kommt und eine möglichst breite Basis des Erbguts erhalten bleibt. „Für Zoos werden heute keine Tiere mehr gefangen“, betont Kölpin. „Das ist richtig so. Wir wollen die Population in der Natur nicht dezimieren und fördern Artenschutzprojekte vor Ort. Umso wichtiger ist es, wenn doch einmal auf Irrwegen ein Wildfang im Zoo landet und frisches Blut in die Zucht bringt, diese Blutlinie auch zu erhalten.“

Das stärkt die Widerstandskraft der Nachkommen. Die schätzungsweise 1995 geborene Chimba war in Afrika illegal gefangen worden und als Jungtier im Diplomatengepäck über Angola nach Portugal verschleppt worden. Als sie dem Privatmann als Haustier über den Kopf wuchs, gab er sie erwachsen an einen Zoo, wo sie aber nur mit Schimpansen zusammenleben konnte. Die portugiesischen Behörden haben Chimba dort beschlagnahmt, um sie mit Artgenossen vergesellschaften zu können.

Seit Juli 2008 ist sie in der Wilhelma. Ihre bei den Schimpansen angeeigneten Verhaltensweisen musste sie unter Bonobos stark umstellen. Immer noch bekommt sie Wutanfälle. Dann stampft sie wie ein Schimpanse mit den Füßen auf oder dreht sich bevorzugt in Rückenlage wie ein Kreisel um die eigene Achse. „Früher war sie schnell auf 180, als Mutter ist sie viel ruhiger“, berichtet die Tierpflegerin Malisa Fassnacht. „Sie kümmert sich sehr fürsorglich um ihren Sohn, der auch gut bei ihr trinkt. Anfangs hat sie den Kleinen vor neugierigen Blicken der Jungtiere anderer Mütter abgeschirmt. Jetzt hat sie erkannt, dass die nur spielen wollen, und ist geduldiger mit ihnen geworden.“ Einen Namen hat das Jungtier noch nicht bekommen.