Der historische Teil des Campus mit dem Schloss - gegründet wurde die Universität Hohenheim im Jahr 1818. Foto: Universität Hohenheim/Maximilian Pircher Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Im nächsten Jahr feiert die Universität Hohenheim ihr 200-jähriges Bestehen. Wie sich der historische Campus, der als schönster im Land gilt, bis ins Jahr 2030 weiterentwickeln soll, wird seit langem diskutiert. Jetzt liegt ein umfassender städtebaulicher Rahmenplan inklusive Mobilitätskonzept vor.

Der Hohenheimer Campus ist geprägt von der weitläufigen Schlossanlage und den dazugehörigen Gärten, die der württembergische Herzog Carl Eugen zusammen mit dem Schloss Ende des 18. Jahrhunderts anlegen ließ. Bereits im 19. Jahrhundert begann die bauliche Ausdehnung mit der Errichtung einzelner, villenartiger Institutsgebäude. Anfang der 1960er-Jahre wurde aus der sporadischen eine gezielte Entwicklung, die zu einer Verdoppelung des Flächenbestandes führte. Die gesamte Anlage hat mittlerweile eine Größe von rund 120 Hektar - und dennoch platzt die Universität Hohenheim aus allen Nähten. Erweiterungen sind trotz der Lage im Grünen kaum möglich. Ein Grund dafür sind unter anderem Denkmal- und Landschaftsschutzbestimmungen.

Dringend benötigt werden auf dem Campus mehr Hörsäle und Labore, aber auch Wohnheimplätze, Mensa, Kita und Stellflächen. Denn die Zahl der Studierenden hat sich innerhalb nur eines Jahrzehnts verdoppelt - auf derzeit rund 10 000. Tendenz steigend. Hinzu kommen mehr als 2000 Mitarbeiter. Gemeinsam haben die Universität, das Finanz- und das Wissenschaftsministerium, das Universitätsbauamt Stuttgart-Hohenheim und die Stadt Stuttgart in den vergangenen Jahren an einem Konzept gefeilt, wie sich die Bildungseinrichtung weiterentwickeln könnte - Ergebnis ist der Masterplan 2030. Es gibt sogar schon ein Architekturmodell des künftigen Hohenheimer Campus. Im Masterplan sind für den Gesamtcampus rund 70 000 Quadratmeter Baufeldfläche für die mittelfristige Planung und weitere 17 200 Quadratmeter als langfristige Reserve vorgesehen.

Erste Bauprojekte des Planes befinden sich bereits in der Umsetzung oder in der Vorbereitung. So wird in den kommenden Monaten die Mensa-Westerweiterung mit über 318 Sitzplätzen fertiggestellt. Im kommenden Jahr ist die Einweihung von Deutschlands modernstem Forschungsgewächshaus auf dem westlichen Campusgelände geplant. Außerdem haben im Frühjahr in der Egilolfstraße die Bauarbeiten für ein neues Studierendenwohnheim mit 253 Plätzen begonnen. Für den Ersatzneubau von Laborflächen hat das Finanzministerium gerade Grünes Licht gegeben. Er wird 2019 fertiggestellt.

Bis Ende 2018 will die Universität darüber hinaus eine Mobilitätsstation für Leihfahrräder, Car-Sharing und Elektromobilität in Betrieb nehmen, 400 zusätzliche Fahrradstellplätze installieren, eine Tempo-30-Zone und ein Parkraummanagement etablieren. Mittelfristig wünscht sich die Universität unter anderem einen verkehrsberuhigten Bereich im Herzen des Campus, eine umsteigefreie Stadtbahnverbindung in die Stuttgarter Innenstadt über eine neue Gleiskurve in Möhringen sowie eine Busverbindung zum Flughafen.

Die Projektpartner bezeichnen die Zusammenarbeit als beispielhaft. „Ich freue mich, dass jetzt die Voraussetzungen für einen dynamischen Aufbruch an der Universität Hohenheim geschaffen sind“, so Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Die Universität Hohenheim konnte in den letzten zehn Jahren die Zahl der Studierenden um 50 Prozent, die der Drittmittel um 33 Prozent und beim wissenschaftlichen Personal um 27 Prozent steigern, während der Zuwachs bei den Nettonutzflächen mit drei Prozent hinter diesen Entwicklungen zurückblieb. „Der Masterplan trägt nun dieser starken Entwicklung Rechnung und wird die Universität Hohenheim in die erfolgreiche Zukunft führen.“

Der Ausschuss für Umwelt und Technik des Stuttgarter Gemeinderates hat den Masterplan jüngst zustimmend zur Kenntnis genommen. Damit sei die Universität Hohenheim nun einen wichtigen Schritt weitergekommen, um diese Herausforderungen auch in Zukunft zu bewältigen, betont Rektor Stephan Dabbert.

Die Ursprünge der Universität reichen bis in das Jahr 1818 zurück: König Wilhelm I. von Württemberg schuf in Hohenheim eine landwirtschaftliche Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt. Sie wurde 1847 zur Landwirtschaftlichen Akademie erhoben. Im 20. Jahrhundert erfuhr die Universität ihren bislang stärksten Ausbau. Seither vereinigen sich die Agrarwissenschaften zusammen mit Natur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zu einem einzigartigen Profil.