Quelle: Unbekannt

Die Geschichte der Welpen aus einem illegalen Tiertransport begann tragisch – und ihre Pechsträhne reißt nicht ab. Ihr slowakischer Besitzer will sie zurück, vorerst sind sie unter Quarantäne.

StuttgartDas Glück schien vollkommen. „Bruno hat sich gut eingelebt, er ist Menschen gegenüber aufgeschlossen und freut sich über andere Hunde“, sagt Neele Otten. Das ist nicht selbstverständlich. Denn Bruno ist einer der 93 Hundewelpen, die zusammen mit 21 Katzenbabys aus einem illegalen Tiertransport befreit wurden und ins Tierheim Botnang kamen. Die Tiere stammen vermutlich aus einer Qualzucht und sollten illegal von der Slowakei nach Spanien geschmuggelt werden.

Neele Otten hatte im Internet davon gelesen. „Das hat mich betroffen gemacht – bei uns hier im Norden gibt es solche Transporte nicht“, sagt die 21-Jährige, die aus Schortens an der Nordsee kommt. Als kurz darauf der Hund ihrer Mutter starb, beschlossen sie, sich um einen Pudelwelpen aus dem Transport zu bewerben. Sie wurden auserwählt, und Otten holte Bruno, der damals noch René hieß, in Stuttgart ab. „Etwas Besseres als Bruno hätte uns nicht passieren können“, sagt die Auszubildende.

Doch dann kam am Dienstag, 15. Mai, eine Mail vom Tierheim Botnang. Darin wurde allen 15 neuen Welpenbesitzern mitgeteilt, dass eine Tollwutquarantäne über die Welpen verhängt worden war: Das Tierheim schreibt von einer „plötzlich verhängten Auflage“; Albrecht Stadler vom Amt für öffentliche Ordnung Stuttgart indes sagt, die Quarantäne sei bereits in der Nacht im April verhängt worden, in der die Tiere ins Tierheim Botnang gebracht wurden.

Für das Tierheim bedeutet diese Quarantäne, dass keines der Tiere mehr vermittelt werden darf: „Diese Welpen müssen noch für Wochen bei uns bleiben. Gar nicht auszudenken, was dies in der so wichtigen Prägephase für jeden einzelnen Welpen bedeutet“, so die Tierheimsleiterin Marion Wünn.

Doch was bedeutet die Quarantäne für die Welpen, die bereits ein Zuhause gefunden haben? „Es könnte sein, dass sich Ihre örtliche Amtsveterinärbehörde bei Ihnen meldet und eine Hausquarantäne auferlegt“, hat Wünn an die Besitzer geschrieben. Bei einer Hausquarantäne dürfen die Tiere vorläufig nicht mit anderen ungeimpften Tieren in direkten Kontakt kommen und müssen außerhalb der Wohnung an der Leine geführt werden.

„Ich war geschockt“, sagt Otten, „es ist für Brunos Entwicklung nicht gut, dass er erst einmal nicht weiter mit anderen Hunden sozialisiert werden darf.“ Zudem sei es schwierig, andere Hundehalter, die man auf dem Spaziergang treffe, damit zu konfrontieren, dass der eigene Hund unter Tollwutquarantäne steht. „Das macht Angst.“ Als Alternative zur Hausquarantäne drohte den Welpen laut Stadler, dass sie für die Dauer der Quarantäne – also etwa für drei Wochen – zurück ins Tierheim hätten müssen. Am Freitag fiel die Entscheidung: Alle 15 bereits vermittelten Hunde kommen in Hausquarantäne. Doch damit nicht genug. Es gibt noch ein Problem: Albrecht Stadler vom Ordnungsamt zufolge hat sich inzwischen der slowakische Besitzer gemeldet. Er fordert seine Welpen zurück.

Tatsächlich sind die Welpen rein rechtlich gesehen momentan noch dessen Eigentum. Der Abteilungsleiter für Sicherheit und Ordnung erklärt das tierschutzrechtliche Vorgehen in solch einem Fall: Zunächst werde eine Beschlagnahmung vollzogen. Der Bescheid darüber muss dem Besitzer zugestellt werden. „Da der Besitzer in der Slowakei sitzt, war das nicht so einfach – und wir haben bis heute keinen Zustellungsnachweis“, so Stadler. Somit konnte der zweite Schritt bisher noch nicht eingeleitet werden: die Veräußerung der Welpen beziehungsweise die Enteignung des Besitzers.

Dieser hat sich nun beim Bundeslandwirtschaftsministerium gemeldet. „Jetzt versuchen wir, darüber mit dem Besitzer in Kontakt zu kommen“, so Stadler – natürlich in der Hoffnung, dass er die Welpen nie mehr zurückbekommt. „Wir haben ja all seine Verfehlungen genaustens dokumentiert.“ Allerdings könne man nicht mit Gewissheit sagen, dass alle Papiere der Welpen gefälscht waren, auch wenn man davon ausgehe. „Es könnte aber theoretisch auch sein, dass einzelne Tiere schon über zwölf Wochen alt waren, somit transportiert werden durften und deshalb echte Ausweise hatten“, sagt Stadler. Solange die Eigentumsfrage nicht geklärt sei, sei es jedenfalls nicht rechtmäßig, dass das Tierheim Botnang die Welpen vermittle.

Petra Veiel, Pressesprecherin des Tierheims Botnang, sagt, sie habe von der Forderung des slowakischen Besitzers noch nie etwas gehört: „Dazu kann ich nichts sagen, das schockiert mich gerade.“

Bruno und seine Leidensgenossen wissen indes gewiss, wohin sie gehören – oder zumindest, wohin sie nicht gehören. Ihnen reicht der bloße Instinkt.