Die Veitskapelle wurde von 2009 bis 2014 komplett saniert und restauriert. Nun beschmutzen Tauben die Fassade Foto: Olbort - Olbort

Die Fassade der Veitskapelle wird von Tauben beschmutzt. Die Tiere nisten im ausgebrannten Dachstuhl eines Nachbargebäudes und vermehren sich dort zahlreich.

MühlhausenZum Fass ohne Boden hat sich die Verschmutzung der Veitskappelle durch Taubenkot entwickelt. Die Tiere sitzen in Scharen auf dem Dach oder auf den Fenstersimsen des Gebäudes und beschmutzen mit ihrem Kot die Fassade und den Fußweg rund um die Kapelle. Besonders ärgerlich dabei: Die Kapelle wurde von 2009 bis 2014 für rund 2,3 Millionen Euro komplett saniert und restauriert.

Doch weshalb konnten sich Tauben hier so zahlreich ansiedeln? Die Tiere haben nur wenige Meter entfernt eine ideale Brutstätte gefunden: Sie nisten in einem benachbarten Haus, dessen Dachstuhl vor einigen Jahren abgebrannt ist, aber nicht mehr aufgebaut wurde. Stattdessen wurde das Gebälk mit einer Plane notdürftig abgedeckt. Ein ideales Zuhause für die Tiere, die sich hier zahlreich vermehren. „Das Problem hat sich in den letzten zwei Jahren verschlimmert“, sagt Pfarrerin Charlotte Sander. Auch viele Anwohner würden unter den Tauben und ihren Hinterlassenschaften leiden. Er müsse bald eine Lösung für das Problem gefunden werden.

Die Kosten für eine Taubenabwehr muss der Eigentümer, also die Evangelische Kirchengemeinde übernehmen. Denn die Kapelle ist kein städtisches Gebäude und auch die Verkehrssicherheit wird durch den Taubenkot nicht gefährdet, sagt Ann-Katrin Gehrung, Sprecherin der Stadt Stuttgart. Im Kirchengemeinderat wurde das Thema zwar bereits diskutiert, eine Entscheidung wurde aber bisher nicht getroffen, sagt Kirchenpfleger Ernst-Peter Wörz. Er holt derzeit Angebote für die Taubenabwehr ein. Die Kosten betragen zwischen 4500 Euro und 14 500 Euro. „Auch wenn die umfangreiche Taubenabwehr angebracht ist, kann es sein, dass die Tauben einen Weg finden, die Kirche weithin zu beschmutzen“, sagt Wörz. Die Stuttgarter Netze Betriebe wurden indes aktiv und haben an die Leitungen, die zwischen Straßenbeleuchtung und Dach der Veitskapelle gespannt sind, Spikes installiert.

Das Problem mit den ungeliebten Tieren ist auch der Stadtverwaltung bekannt. Mit den Hausbewohnern stehe man deshalb in Kontakt. Um zu verhindern, dass sich weitere Tauben im Dachstuhl einnisten oder dort brüten muss der Dachstuhl dringend wieder aufgebaut werden. Wann dies geschieht, ist jedoch noch unklar. Bisher steht nur eines fest: die Kosten trägt der Eigentümer.

„Sobald renoviert wurde, sollte das Problem gelöst sein“, sagt Gehrung. Denn dann würden die Tiere hier keine Nistmöglichkeit finden und weiter ziehen. Deshalb sind seitens der Stadt keine weiteren Maßnahmen zur Taubenabwehr geplant.

Anders sieht es die Taubenbeauftragte Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer: „Es ist schwer, die standorttreuen Tauben von ihrem Zuhause wegzulocken.“ Daher wäre es wichtig, in der Nähe des abgebrannten Dachstuhles einen Taubenschlag zu bauen – als Ersatz für die jetzige Brutstätte. Außerdem sollten die Eier gegen Kunstattrappen ausgetauscht werden, damit sich die Tauben nicht weiter vermehren können.