Bei der Podiumsdiskussion im Robert-Bosch-Krankenhaus spielte die Diskussion um eine Pflegekammer eine große Rolle. Foto: RBK Quelle: Unbekannt

(red) - Patienten brauchen hochkompetente Pflegekräfte, die mehr als nur die akute Situation und tagesnotwendigen Handlungen vollziehen können. Sie müssen den Menschen mit Pflegebedarf in seinem ganzen Kontext, seiner Vorgeschichte und seinem zukünftigen Versorgungsbedarf vollständig erfassen.

Nie waren Pflegesituationen so komplex und erforderten neben hoher und breiter fachlicher Kompetenz und Empathie eine differenzierte Wahrnehmung und Deutung der häufig vielschichtigen Problematiken in den verschiedensten Pflegesystemen. „Angesichts von Personalnot und Fachkräftemangel ist auch die Pflege selbst aufgefordert, mit starker Stimme aufzutreten und ihren Beitrag für eine zukunftssichere Gesundheitsversorgung der Bevölkerung transparent zu machen“, sagte Ursula Matzke, Pflegedirektorin am Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK).

Um den Pflegekräften eine Stimme zu geben, hat das RBK ein Pflegesymposium veranstaltet. Mehr als 100 Pflegekräfte aus Baden-Württemberg waren der Einladung gefolgt, darunter auch viele Auszubildende in Pflegeberufen. Verschiedene Vorträge setzten am Vormittag Impulse. In ihren einleitenden Worten rief Ursula Matzke die Pflege dazu auf, „sich eine Stimme zu geben, selbst für Aufklärung zu sorgen und sich nicht immer wieder von anderen, die eine bessere Lobby zu scheinen haben, ausbremsen zu lassen.“ Prof. Mark Dominik Alscher, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor, bestätigte die Notwendigkeit von mehr Kontinuität und Kooperation im Gesundheitswesen. Nur so könnten die zukünftigen Herausforderungen an eine qualitativ weiterhin hochwertige Gesundheitsversorgung sichergestellt werden - und dabei seien alle Beteiligten gefordert. Dr. Bernadette Klapper, Leiterin des Themenbereichs Gesundheit der Robert Bosch Stiftung, rief die Pflegenden dazu auf, in der Gesellschaft stärker auf ihre Kompetenzen und pflegerischen Leistungsangebote aufmerksam zu machen, anstatt vor allem Missstände zu benennen.

Dass die politische Einflussnahme der größten Berufsgruppe im Gesundheitswesen in Bewegung kommt, zeigt die Gründung einer Pflegekammer in Rheinland-Pfalz 2016. Deren Präsident, Markus Mai, berichtete über erste Erfahrungen und sprach eine klare Empfehlung für die Pflegenden aus: „Ohne Kammer keine Selbstverwaltung, ohne Selbstverwaltung keine Selbstgestaltung.“ Am Nachmittag nutzten die Teilnehmer die Möglichkeit, Workshops zu besuchen. Themen waren die Herausforderungen und Perspektiven im Intensivbereich, demenzsensibles Krankenhaus, Deeskalationstraining, Führungskräfteentwicklung, naturheilkundliche Anwendungen oder ein Humorworkshop.