Das Einsatzboot der Wasserschutzpolizei in voller Fahrt. Foto: Wapo - Wapo

Das Land investiert vier Millionen Euro in die neue Station für die Wasserschutzpolizei Stuttgart. Der Rohbau des dreigeschossigen Gebäudes ist fertiggestellt. Die Beamten können Ende 2018 einziehen.

HedelfingenIhr Stationsbereich ist groß, ihre Aufgaben sind vielfältig: Die Wasserschutzpolizei ist für Ordnung und Sicherheit entlang des Neckars von Plochingen bis Kirchheim/Neckarwestheim zuständig. „75 Flusskilometer inklusive der Uferbereiche, der beiden Häfen in Stuttgart und Plochingen, 13 Schleusen und Wehre sowie mindestens ein Dutzend Anlegestellen von Firmen entlang des Flusses. Wenn wir die Strecke mit unserem Einsatzboot abfahren müssen, benötigen wir praktisch einen Tag“, sagt Stephan Notheis, der Leiter der Stuttgarter Station mit Sitz im Stuttgarter Neckarhafen. Normal liegt sein Büro wenige Meter unterhalb der Hedelfinger Schleuse direkt am Neckar. Doch das 1976 erbaute Flachdachgebäude am oberen Ende der Straße Am Mittelkai war längst nicht mehr zeitgemäß und mit 370 Quadratmetern viel zu klein für die 19 Beamten der Wasserschutzpolizei plus zwei weiteren Mitarbeitern. Teilweise standen auch nur zwei Duschen zur Verfügung und es gab keine getrennten Umkleidekabinen für Männer und Frauen. Im Frühjahr 2017 sind die Wasserschutzpolizisten interimsweise einige Meter weiter in die Büroräume direkt neben der Sonderabfallanlage gezogen. „Wir sind glücklich, dass wir im Hafenbereich bleiben konnten“, sagt Notheis.

Ihr künftiges Domizil können die Beamten bereits besichtigen. Die Sanierung des Altbaus machte wirtschaftlich keinen Sinn. Deswegen wurden der Altbau abgerissen und ein Neubau in Passivbauweise errichtet. „Der Rohbau des nun dreigeschossigen Gebäudes ist fertiggestellt“, sagt Claus Schüßler vom Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg in Schwäbisch Gmünd, der im Auftrag des Finanzministeriums den Neubau betreut. Neben dem Verwaltungsgebäude steht ein zweites, niedereres Gebäude, in dem die Technik und Werkstatt und Garagen für die mobilen Boote unterkommen. Das große Einsatzboot wird weiter wenige Meter von der Dienststelle entfernt am Kai liegen. Dort ist auch die Betankungsstelle, die von allen Dienstbooten, also auch dem Hafenlöschboot und den Booten des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Stuttgart genutzt werden können.

Spezialausbildung als Taucher

„Jetzt geht es an den Innenausbau. Wir hoffen, dass das Gebäude Ende dieses Jahres bezogen werden kann“, so Schüßler. Insgesamt gibt das Land vier Millionen Euro für die dann zeitgemäße Einsatzstelle für die Multifunktions-Beamten aus. Denn die Aufgaben der Männer und Frauen mit der Spezialausbildung für Schifffahrtsrecht und mit dem Bootsführerzeugnis sind vielfältig. Sie eilen an die Untertürkheimer Schleuse, wenn – wie vor wenigen Wochen – eine farbige Flüssigkeit den Fluss verunreinigt, sie nehmen Unfalldaten auf, wenn ein Flussschiff beim Wenden auf Höhe des Minertalbads Leuze etwas beschädigt, sie kümmern sich um den Umweltschutz, entlang des Neckars, aber sie sind auch bei Straftaten und Unfällen im Bereich der beiden Häfen oder entlang des Uferwegs zur Stelle. „In enger Kooperation mit unseren Kollegen der entsprechenden Reviere, der Kriminalpolizei und der zuständigen Behörden.“

Einige Mitarbeiter haben eine Polizeitaucherausbildung abgeschlossen. „Wir suchen und bergen auf Anforderung alles, was man sich vorstellen kann: Werkzeuge, Waffen und Tresore, die im Zusammenhang mit einer Straftat bestehen können, vermisste, verunglückte oder getötete Personen. Zudem sind wir mit den Kollegen vom Kampfmittelbeseitigungsdienst unter Wasser, wenn es um die Suche und Bergung von Weltkriegsmunition geht.“

Der Aufgabenbereich

Die Namensbezeichnung verrate je nach Schreibweise bereits einige Aufgaben, meint Notheis lachend. Als Wasserschutz-Polizei kümmern sich die Mitarbeiter um die Qualität des Wassers. Bei Gewässerverschmutzungen sind die Beamten vor Ort, ermitteln den Verursacher. „Zudem fliegen wir einmal im Monat mit der Hubschrauberstaffel den Neckar ab und wir nehmen Gewässerproben, um den Sauerstoffgehalt und andere Parameter im Blick zu haben“, sagt Notheis.

Wasser-Schutzpolizei stehe wiederum dafür, dass sie eine Schutzpolizei-Ausbildung genossen haben und diese Aufgaben auch entlang des Neckars und in den Häfen erfüllen. Sie ermitteln in Fällen kleinerer Kriminalität wie Vandalismus und Schmierereien, sie untersuchen Betreibsunfälle, verfolgen Drogendelikte, etwa wenn an den publikumsarmen Schleusen gedealt werde und sie sind mit den Kollegen des Zolls auch wegen Arbeitsschutzbestimmungen auf Schiffen unterwegs. Ein wichtiges Standbein seien zudem die Gefahrgut- und Containerkontrollen. Das gelte für die Transporte in den Häfen und auf dem Wasser, aber auch die Weiterverarbeitung in den Hafenbetrieben. Darüber hinaus ist der Tierschutz im Fischerrecht wichtig.