Die Stuttgarter Jugendhaus-Gesellschaft ließ 950 Jugendliche befragen. Schwerpunkt war dabei das Thema „Mitbestimmung“. Fast die Hälfte wäre bereit, für Verbesserungen im Stadtteil aktiv zu werden. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

(red) - Seit zehn Jahren dokumentiert die Stuttgarter Jugendhaus-Gesellschaft (stjg) regelmäßig über ein extern beauftragtes, unabhängiges Institut ihre Besucherkontakte. Auch in diesem Jahr verzeichnet die gemeinnützige Gesellschaft dabei einen Spitzenwert: Die durchschnittliche Verweildauer von Kindern und Jugendlichen in den stjg-Einrichtungen stieg erstmalig auf mehr als zwei Stunden.

Bereits 2015 zählte der Träger mit rund zwei Millionen Besucherkontakten einen Höchstwert, der 2017 sogar geringfügig gesteigert werden konnte. Nachdem die stjg in den vergangenen Jahren konstant gewachsen ist, befindet sie sich nun in einer stabilen Phase. So gleicht das quantitative Ergebnis der Besuchererhebung 2017 mit 2 011 370 Besuchern/Kontakten dem der rückliegenden Zählung (2015: 2 001 982). Insgesamt bewegen sich die Zahlen der evaluierten drei Geschäftsbereiche „Bildung und Betreuung“, „Einrichtungen“ und „Projekte“ im Bereich der Zahlen von 2015. Während die „Einrichtungen“ leicht um zwei Prozent verlieren, steigt das Ergebnis des Schulbereichs „Bildung und Betreuung“ um drei Prozent, die (internationalen) Veranstaltungszahlen sind nahezu unverändert. Damit bleibt das Gesamtergebnis der Zählung für die stjg weiterhin überaus zufriedenstellend.

Stuttgarts Kinder- und Jugendhäuser werden regelmäßig von einem gemischten Publikum für einige Stunden in der Woche aufgesucht. Diese erfreuliche Bilanz erschließt sich aus den Zahlen der Erhebung: Über 80 Prozent der Jugendlichen besuchen mindestens wöchentlich die stjg-Einrichtungen. Täglich frequentiert werden die Häuser von 42 Prozent und damit von so vielen wie nie seit Beginn der Erhebungen vor zehn Jahren. Die Werte deuten auf eine starke Akzeptanz der Kinder- und Jugendhäuser. Auf eine enge Bindung an die Einrichtungen weist zudem ein Drittel der Besucher, das seit mehr als fünf Jahren seinen Stammhäusern die Treue hält. Knapp 50 Prozent der Besucher gehen hingegen erst seit zwei Jahren in die Einrichtungen und dokumentieren damit neben der genannten hohen Bindung einen Wandel in den Einrichtungen. Damit befindet sich in den Einrichtungen eine gesunde Mischung aus Stammpublikum und Nachwuchs. Und diese halten sich dort - auch gemessen am engen Zeitkorsett durch Schule und andere Freizeitaktivitäten - längerfristig auf:

Mit durchschnittlich 2,05 Stunden erreicht die Verweildauer von Kindern und Jugendlichen dort einen bisherigen Spitzenwert (2013 waren es 1:59 Stunden). Gegenüber 2015 verlängerte sich der durchschnittliche Aufenthalt gerade bei Jugendlichen von 1:36 Stunden (2015) auf 1:58 Stunden deutlich. Bei den Kindern liegt er mit 2:13 Stunden fast gleichauf mit 2015 (2:15 Stunden).

Rund 60 Prozent der befragen Jugendlichen bewerten die Jugendhäuser im Vergleich zu ihren sonstigen Freizeitaktivitäten sehr hoch. Nach wie vor dienen die Einrichtungen als Treffpunkt und erfüllen so einen ihrer wichtigsten Zwecke als Anlaufstelle im Stadtteil. „Freunde treffen“ ist für rund 73 Prozent das wichtigste Motiv. Betrachtet man die Antworten zum Thema „Mitbestimmung“ - dem inhaltlichen Schwerpunkt der Befragung 2017 - wird deutlich, dass die Kinder- und Jugendhäuser dabei nicht unwesentliche Impulse setzen. Knapp 77 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Mitbestimmung bei jugendrelevanten Themen gut ist. Mehr als 65 Prozent bejahen die Aussage, dass ihre Einrichtung sie dabei unterstützt.

Handlungsbedarf im eigenen Stadtteil sieht jeder Zweite der Befragten: Sie finden, dass es dort einiges für Jugendliche zu verbessern gäbe. Bekämen sie von der Landeshauptstadt Geld zur Umsetzung eigener Projektideen, würden dies knapp 50 Prozent von ihnen auch sofort aufgreifen. Knapp 70 Prozent zählte dabei gerne auf die Unterstützung ihrer Jugendhäuser - und diese würde ihnen dabei sicherlich immer zugute kommen.

Informationen

Mit den Besuchererhebungen dokumentiert die stjg seit 2007 alle zwei Jahre ihre Besucherkontakte. Unabhängige Experten von Explanandum, Gesellschaft für empirische Sozialforschung mbH, erheben die Daten in den 41 Kinder- und Jugendhäusern sowie in den Geschäftsbereichen „Bildung und Betreuung“ (Schule) und „(Internationale) Veranstaltungen“ (Projekte) der stjg. Darüber hinaus befragen sie im Auftrag der stjg regelmäßig die jugendlichen Nutzer - direkt in den Einrichtungen und online. 2017 haben sich daran insgesamt 944 Jugendliche beteiligt. Neben dem Nutzerverhalten sollen dabei inhaltliche Aussagen zu jeweiligen Schwerpunktthemen gesetzt werden. 2017 lag der Schwerpunkt auf dem Thema „Mitbestimmung“.