Die Stadtverwaltung soll die Pläne für eine Bebauung des Schafhaus-Gebietes wieder fortführen. Der Technikausschuss hat einem interfraktionellen Antrag zugestimmt. Dabei soll auch eine kleine Umfahrung geprüft werden. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

(eh/if) - Die Stadt wird die 2009 eingestellte Planung für das Wohngebiet Schafhaus wieder aufnehmen. Das hat der gemeinderätliche Ausschuss für Umwelt und Technik gestern mehrheitlich beschlossen. Ob die bis zu 250 Wohneinheiten tatsächlich realisiert werden, ist allerdings noch offen.

Nach einer kontroversen Debatte über die sogenannte Zeitstufenliste Wohnen wurde dem fraktionsübergreifenden Antrag von CDU, SPD, FDP und Freien Wählern zugestimmt. „Der Planungsprozess kann damit fortgeführt werden“, sagte Baubürgermeister Peter Pätzold. Die Grünen und die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus hatten sich dagegen ausgesprochen - sie lehnen eine Bebauung der Ackerfläche weiterhin strikt ab, weil das „Flächenfraß par excellence ist“, so Linke-Stadtrat Christoph Ozasek. „Es hatte damals gute Gründe gegeben, den Auslegungsbeschluss zurückzustellen“, erklärte Grünen-Fraktionschef Andreas Winter. „An unserer Meinung hat sich nichts geändert.“ Die anderen Fraktionen hingegen verweisen unisono auf die veränderte Situation: „2017 ist nicht 2009. Der Wohnungsmarkt in Stuttgart hat sich dramatisch verändert“, sagte Martin Körner (SPD). Die im Schafhaus vorgesehen 250 Wohneinheiten entsprächen zwar nur einem Prozent aller in der Zeitstufenliste vorgesehen Wohneinheiten, aber sie seien ein Tropfen auf dem heißen Stein: Immerhin sollen davon 80 Wohnungen öffentlich gefördert werden. Möglicherweise auch mehr, erklärte Pätzold. In die Planung würden neue Bewertungen einfließen, unter anderem das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM). „Das gab es damals noch nicht.“ Ob die Aufsiedlung tatsächlich realisiert wird, entscheiden die Gremien zu einem späteren Zeitpunkt.

Lange Jahre war um das Thema in verschiedenen Ausschüssen, dem Bezirksbeirat Mühlhausen und auf kommunalen Ebenen gestritten worden. Dabei wurden auch einmal Umfahrungspläne geschmiedet, die dann aber wegen der zu hohen Kosten wieder verworfen wurden, bis es Baubürgermeister Mathias Hahn vor ein paar Jahren ad acta legte, weil er im Gemeinderat keine Mehrheit dafür sah. Jetzt hat sich die Sache geändert: Angesichts der Tatsache, dass die Stadt händeringend danach sucht, neuen Wohnraum zu schaffen. In dem Antrag haben sich die Fraktionen ausdrücklich auf die „Zeitstufenliste Wohnen“ berufen, in der das Baugebiet Schafhaus auch aufgeführt ist, aber es noch Hindernisse zu beseitigen gilt. Und das war jahrelang auch der Punkt der Umfahrung. Bereits im Jahr 2003 war der Aufstellungsbeschluss für das Baugebiet Schafhaus für rund 250 Wohneinheiten gefasst worden.

Nach dem Beschluss sollte die Erschließung des Baugebiets Schafhaus über die Straße Weidenbrunnen erfolgen. Dazu gab es über viele Jahre Proteste der Anwohner. Sie sahen sich einer noch stärkeren Verkehrsbelastung gegenübergestellt und erklärten: Kein Baugebiet ohne Umfahrung.

Diesem Wunsch kommt nun der Antrag entgegen, in dem gefordert wird, dass die Stadt die Umfahrung prüft. Als Vorschlag liegt der Bereich der Heidenburgstraße 20 auf dem Tisch entlang der nördlichen Baugebietsgrenze des geplanten Baugebiets mit Anbindung an die L1100, die Aldinger Straße. Dort wird der Anschluss gegebenenfalls über einen Kreisverkehr vorgeschlagen. Somit könne, so die Antragssteller, das Baugebiet Schafhaus neben der Straße Weidenbrunnen auch über die neue Umfahrung erschlossen werden. Dadurch, so erhoffen es sich die Fraktionen, soll der Stadtteil Mühlhausen vom Verkehr entlastet werden. Sie fordern, dass die Stadtverwaltung das Prüfungsergebnis noch im ersten Quartal im Technikausschuss vorstellt.

Die jahrzehntelange Diskussion hat im Ort für Uneinigkeit gesorgt. Bei der Einwohnerversammlung im vergangenen Jahr hatte sich Oberbürgermeister Fritz Kuhn noch zurückhaltend geäußert.