Marie Seidler und Götz Payer konzertierten im Kursaal. Foto: Wenzel - Wenzel

Virtuos und mitreißend war das Konzert mit Marie Seidler und Götz Payer bei Cultur in Cannstatt im Kursaal. Fast zwei Stunden begeisterten sie mit ihrem vielsprachigen Liederabend das Publikum.

Bad CannstattMit ihren geliebten „Nachtviolen“ von Franz Schubert als letzter Zugabe verabschiedete sich am Sonntagabend die Mezzosopranistin Marie Seidler im Kursaal von ihrem dankbaren Publikum, das sie fast zwei Stunden lang mit ihren Liedern beglückt hatte.

Zusammen mit dem souveränen Götz Payer am Flügel hatte die begnadete Sängerin die Zuhörer in ihren Bann geschlagen und sie mit auf eine traumhaft betörende Liedreise durch die europäische Kulturwelt geführt.

Zum zweiten Mal nach 2016 hatte Manfred Elser die zwei sympathischen Künstler zu „Cultur in Cannstatt“ eingeladen und wieder bestätigten die beiden die glückhafte Harmonie von Pianist und Sängerin. Mit selbstverständlicher Perfektion verbanden sie die Klänge des meisterlich gespielten Instruments und den exquisiten Gesang der beseelten Stimme zu einem Erlebnis, das beeindruckte – und einfach schön war.

Mit den Zigeunerliedern von Johannes Brahms (op. 103, Nr. 1 bis 8) eröffnete die Sängerin als opernerprobtes Ensemblemitglied des Stadttheaters Gießen die Vorstellung von romantischer Lebenslust und Leidenschaft mit wohldosierter Unterstützung des hauseigenen Steinway-Flügels. Payer schuf für sie die Klangbühne für die Auftritte einer schönen Stimme, die hingebungsvoll von Liebe sang, selbstbewusst vom ersten Kuss erzählte und ausgelassen zum Tanz aufforderte. Mit präziser Farbigkeit erschuf diese Stimme Bilder eindringlicher Gefühle, war ausgelassen und neckisch, aber konnte auch sehnsuchtsvoll träumen und auf Akkorden schweben, die ihr der sorgsame Pianist vorgab.

Dann wandten sich die beiden Virtuosen dem Kunstlied Hugo Wolfs zu und ließen die Kostbarkeiten aus dessen italienischem und spanischem Liederbuch aufklingen.

Danach wurden alle Lieder in der Originalsprache gesungen. Antonín Dvoráks Volkston (op.73) war natürlich tschechisch. Mit unbefangener Natürlichkeit ließ sich die deutsche Sängerin auch darauf ein und vermittelte ihrem Cannstatter Publikum die Romantik junger Liebe und die Fröhlichkeit des einfachen Volkes genau so klar, wie deren Klagen und Lebensmut, von denen Dvorák seine Landsleute hatte singen lassen.

Ebenso wurde Claude Debussys hocherotische Deutung des antiken Pan-Mythos (Trois Chansons de Bilitis) nur kurz auf Deutsch umrissen; danach waren die Nichtfranzosen auf Melodie, Körpersprache und Tastenlauf angewiesen. Aber auch das allein war schon höchst vergnüglich.

Mit Manuel de Fallas „Siete canciones populares espanolas“ beendeten die zwei Reiseführer ihre Tour am Sonntagabend, die gezeigt hatte, wie gesungener Wohlklang alle Welt erfreut, wenn er von Könnern ihres Fachs dargeboten wird.

Der Verein „Cultur in Cannstatt“ hat bereits das nächste Konzert im Kursaal vorbereitet: Klaviertrios von Schubert und Tschaikowski sind beim Sonntagskonzert am 24. März um 18 Uhr im Kursaal zu hören. Karten für das Konzert gibt es unter Telefon 533024.