Natalie Chee, Emely Körner, Robert Neumann, Elena Cheah, Paul Pesthy (v.li.) ernteten beim Konzert im Großen Kursaal von Cultur in Cannstatt tosenden Applaus und Bravo-Rufe. Foto: Wenzel Quelle: Unbekannt

(rw) - Am Sonntagabend bescherte der 16-jährige Pianist Robert Neumann den Gästen von „Cultur in Cannstatt“ ein unvergessliches Erlebnis. Der Vorsitzende des Vereins, Manfred Elser, nannte diesen dritten Auftritt des Stuttgarter Ausnahmetalents im Großen Kursaal mit Recht einen der „absoluten Höhepunkte seit 30 Jahren“. Im Januar hat Neumann den „International Classic Musical Award 2017“ bekommen als „eine der vielversprechendsten pianistischen Begabungen“. Jetzt bestätigte der brillante Künstler dieses Urteil in einem atemberaubenden Klavier- und Kammermusikabend, den er zusammen mit dem Hegel-Quartett darbot.

Den ersten Teil bestritt Neumann allein und begeisterte mit ausgesucht virtuosen Stücken von Haydn, Szymanowski und Schubert auf dem mächtigen Steinway-Flügel, auf dem er spielte, als hätte er selber Flügel an den Händen. Mit jugendlicher Leichtigkeit verband er Temperament mit souveräner Präzision und Klangschönheit, mit Gefühlstiefe bei seiner Interpretation von Joseph Haydns Klaviersonate e-moll Hob XVI/34. In wohlbedachtem Wechsel folgten kraftvolle Passagen auf träumerische Melodienfolgen, wechselte sprühende Energie mit behutsamer Entspannung, Übermut mit gezügeltem Temperament und zum Schluss bestätigte ein spitzbübisches Lächeln auf dem Gesicht des Pianisten, dass er damit zufrieden war. Die faszinierten Zuschauer waren es erst recht. Mit den vier Etüden op. 4 von Karol Szymanski erfasste Neumann die polnische Seelentiefe des Chopin-Schülers. Virtuos entfachte er dramatische Leidenschaft, ließ sie artistisch aufwirbeln, vor Kraft vibrieren und in Wehmut versinken. Auch in Franz Schuberts Wandererfantasie bot Neumann die ganze romantische Klang- und Geführspalette mit seinem kraftvollen Spiel und seiner wohlabgestimmten Musikalität.

Für Robert Schumanns erstes Klavierquintett Es-Dur op. 44 hatte sich Neumann erstmals das Hegel- Quartett mit auf die Bühne geholt. Er ergänzte deren Streicherklangwolken aufmerksam und bedacht mit seinen Klavierakkorden zum traumschönen romantischen Orchesterkonzert, bei dem sich alle mit ihren Instrumenten harmonisch einbringen konnten: Nathalie Chee und Emily Körner mit ihren Violinen, Elena Cheah mit ihrem Cello und Paul Pesthy mit seiner Viola und natürlich Neumann, der sich zusehends wohler dabei fühlte. Die Zuhörer lauschten allesamt gebannt den Klängen, die sie wundersam gefangen nahmen, bis sich ihre Begeisterung im Schlussapplaus entlud. Der nächste Klavierabend mit Radoslww Gzdzikowski findet am 5. November im Großen Kursaal bei Cultur in Cannstatt um 20 Uhr statt.