„D‘Lilli (v)erwischt älle“ heißt das neue Stück, das seine erfolgreiche Premiere beim Boulevärle gefeiert hat. Foto: Boulevärle Quelle: Unbekannt

(rw) - Am Samstag - in der Nacht vor Walpurgis - fegte Marion Kühnle als Putzfrau Lilli Pfiffich über die Bühne des Boulevärle. Das war bei der Premiere der turbulenten Kriminalkomödie von Jack Popplewell, die Siegfried Offenwanger als „D‘Lilli (v)erwischt älle“ ins Schwäbische übertragen und nach Stuttgart ins Büro des Richard Münzinger versetzt hat. Dort sieht Lilli den Chef auf einem Stuhl mit einem Messer im Rücken. Doch - als ginge es mit dem Teufel zu - ist die Leiche plötzlich verschwunden, soll auf der Feuerbacher Heide aufgefunden worden sein, kehrt aber quicklebendig ins Büro zurück, wo Münzinger als Mordverdächtiger dann erneut abtaucht.

So viel zum verhexten Hintergrundgeschehen. Vordergründig ergötzte sich das Publikum nachhaltig am verbalen Schlagabtausch zwischen dem in mehrfacher Hinsicht verschnupften Kommissar Harry Becker und seiner sturmflutmäßig agierenden Jugendfreundin Lilli, die alles (besser) weiß, zum Beispiel, dass manchmal „Frauen zu Hydranten“ werden. Als schwäbische Miss Marple beherrscht sie die Szene und löst schließlich den Fall auf nervenzerfetzend komische Art. Doch das letzte Wort behält der liebenswert unbeirrte Kommissar (Günter Fischer). Weil Lilli die Firma gerettet hat, soll sie „stille“ Teilhaberin werden. Da bemerkt Harry trocken: „Das schaffst du nie.“

So entfaltet sich ein unterhaltsames Lustspiel mit Wortwitz, Situationskomik und einer Portion Spannung. Im Büro geht es zu wie auf dem Blocksberg: Frau Münzinger (Simone Henke im abgehobenen Hochdeutsch auf Eleganz bedacht) hat einen Liebhaber, die Chefsekretärin (Katharina Schnierle) himmelt ihren Chef mit selbstvergessener Hingabe an, der tollpatschige Kriminalassistent (Wolfgang Blank) vergisst alles, wenn er nur mit der Sekretärin Vicky (Muriel Magg) irgendwohin verschwinden kann und diese hat (nach eigener Aussage) Männer viel zu gern, als dass sie sie umbringen würde.

Ob Münzinger vom Liebhaber seiner Frau weiß, bleibt unklar, denn Erwin Seydter spielt den Geschäftsmann so souverän, dass erst zum Schluss zum Vorschein kommt, dass er auch Gefühle hat. Dem „Lockenkopf“ West (Christoph Diefental) nimmt man dagegen den mephistophelischen Verführer in jeder Szene ab. So ist es auch er, der die dramatischste Szene des Stückes in Gang setzt, nach der die Lilli gesteht: „So war noch nie a Ma hinter mir her.“

Natürlich endet das Stück mit einer Verhaftung, aber das ist zweitrangig neben dem Spaß, den der schwäbische Hexensabbat allen Zuschauern gemacht hat. Sie dankten es mit frohen Gesichtern und ausgiebigem Beifall.

Die nächsten Aufführungen sind am 5.5., 12.5. und 19.5., Beginn 20 Uhr, Karten unter Telefon 5 49 81 05.