Krimi-Autor Ulrich Esenwein. Quelle: Unbekannt

(if) - Nach seinem ersten Krimi „Schwesterchen, komm stirb für mich“ hat Ulrich Esenwein einen zweiten Krimi vorgelegt: „Verrotten sollst Du - wie das Laub!“ Der ehemalige Ministerialrat aus Winfried Kretschmanns Staatskanzlei geht jetzt nicht auf die Jagd eines Axtmörders. Doch hat der zweite Kriminalfall nicht minder krasse Hintergründe, wenn es um die Tötung einer Frau namens Erna geht.

Der Leser darf wieder von Beginn an den Atem anhalten: Dieses Mal geht es nicht um die Verarbeitung seiner Krankheit: Esenwein erlitt nach fünf Herz-Operationen einen Schlaganfall, nein, jetzt geht es um das Thema Ehe- und Nachbarschaftsstreitigkeiten. Geschichten, davon kann ja fast jeder erzählen, aber keiner so wie Esenwein.

Neid und Hass auf die Nachbarn sind in diesem Krimi das Hauptproblem für einen Konflikt, der darin mündet, dass nicht nur Nachbar Artur stets einen Blick auf die blonde junge Nachbarin in Münster geworfen hat und sie auf Schritt und Tritt verfolgt, nein er hat angesichts des Herbstes und bevorstehenden Laub- und Zweigarbeiten einen hochleistungsfähigen Häcklser gekauft. Doch da landet nicht nur Laub drin. Die Katze des Nachbarn findet eines Tages einen Finger.

Wer da den Weg durch den Häcksler gefunden hat, das darf Sonderermittlerin Katrin Krauß herausfinden. Und sie nimmt auch Kontakt mit der örtlichen Zeitung in Bad Cannstatt auf. Ein Fahndungsfoto von Nachbarin Erna wird gedruckt. Doch keiner weiß, wo Erna Wilms zu finden ist. Ihr Ehemann Artur ist frustriert. Er ist die Schlüsselfigur im Krimi. Als mit der Ehe unzufriedener Mann hat er sich eine Geliebte angeschafft. Doch diese kommt durch einen unglücklichen Zufall um. Warum ist auch nur der Fön in den Swimming Pool gefallen? Jetzt ist Artur ganz allein. Und seine Erna wie vom Erdboden verschwunden.

Doch der Autor lässt den Leser nicht lange auf dem Trockenen. Ein Blick in den Neckar. Dort wird eine Frauenleiche, die mit Betonplatten versenkt wurde, in einem Plastiksack herausgezogen. Der Häcksler, der Garten, die Nachbarn und alles Böse, was sich nur vereinen kann, sind hier beisammen. Sodass der Titel des Buches immer wahrer wird: „Verrotten sollst du - wie das Laub!“

Der Blick auf eine scheinbare Idylle, die im Stuttgarter Stadtbezirk Münster spielt. Dot hat der Autor einige Jahre gelebt. Aber: „Ich habe von 2005 bis 2009 in Münster gelebt und habe mich, vom Verkehrslärm und Dreck des Müllheizkraftwerks abgesehen, dort sehr wohl gefühlt“, sagt Esenwein. Und die Versenkung der Leiche im Neckar lag für ihn nahe: „Ich wohnte in der Nähe des Neckars und war dort und am Max-Eyth-See oft unterwegs.“ Er erinnert sich an Nachbarn, die jedem Rock hinterher gegafft haben und meinten, dass sie alle belehren mussten. Insoweit sei die Fiktion nah an der Realität. Der Leser darf aus dem Krimi für sich herausziehen, dass Rücksicht und Gesprächsbereitschaft von beiden Seiten erfolgen müssen. „Sonst bringt das wenig“, so Esenwein. Es gebe immer Menschen, die von Grund auf böse seien. Beste Grundlage also für den Kriminalstoff, und für die Rücksicht und Verständigung eher Fremdwörter seien. Mit denen komme man nie klar, meint der Autor. Es sei denn, man begebe sich auf die gleiche Ebene hinab und fechte den Streit richtig aus.

Der Mörder richtet sich am Ende selbst. Und die Ermittlerin verlegt ihr Betätigungsfeld in den Enzkreis. Der Leser darf weiter gespannt sein: Katrin Krauß wird weiter ermitteln als normale Ermittlerin bei der Polizeidirektion Pforzheim. Die Liebe hat sie dorthin gebracht.

Der Autor möchte mit dem Krimi den Blick auf die alltäglichen Sorgen unter Nachbarn und Eheleuten lenken und für mehr Verständnis und Toleranz werben. Damit keiner verrotten muss wie das Laub oder von einer Katze gefunden wird. Der Autor hat selbst eine Katze, die der im Krimi ähnlich ist: „An ihr gefällt mir ihr eigener Wille und auch ihre Anhänglichkeit.“

Der Krimi ist stringent und spannend geschrieben, viel Würze in der Kürze. Die Geschichte liest sich noch befreiter und gelöster. Im Nu sind die 78 Seiten verschlungen. Der Autor legt Wert auf ein flottes Voranbringen der Handlung. Die Charaktere sind lebendig beschrieben. 78 Seiten voller Spannung in Bad Cannstatt und Münster. Katrin Krauß sei Dank. Weiter so.

Ulrich Esenwein: Verrotten sollst du, wie das Laub, Pro Business Verlag, ISBN 978-3-86460-656-4, 7,90 Euro.