Pervez Mody verzauberte sein Publikum von Cultur in Cannstatt im Großen Kursaal am neu restaurierten Steinway-Flügel. Foto: Wenzel Quelle: Unbekannt

(rw) - Für Pervez Mody ist es einfach ein Vergnügen, auf einem Steinway-Flügel zu spielen: „Er bietet endlose Möglichkeiten, transzendente Musik zu erschaffen.“ Deshalb war der ideensprühende Künstler auch schnell bereit, der Einladung Manfred Elsers zu einem Klavierabend für Cultur in Cannstatt zu folgen. Am Sonntagabend saß der temperamentvolle Pianist nun also an dem frisch restaurierten Steinway Modell D-274, dem Juwel des Großen Kursaals. Er bestätigte dessen Qualität, seine eigene Virtuosität und entfachte damit Beifallsstürme beim Publikum, das sich immer neue Zugaben erklatschte.

Mody spielte die ersten fünf von Ludwig van Beethovens 11 Bagatellen op. 119, das heißt, er inszenierte die melodischen Kleinigkeiten, die er mit meisterhaftem Spiel aus den Tasten herauszauberte, als abwechslungsreiches musikalisches Kaleidoskop mit optischen Überraschungen. Der welterfahrene indische Pianist, der in Moskau studiert und in Karlsruhe gelehrt hatte, offenbarte die Fröhlichkeit im Werk des „ernsten“ deutschen Komponisten.

In der Sonate Es-Dur op. 31 Nr.3 machte er ebenso beschwingt weiter mit seiner geheimen Zwiesprache mit Beethovens Geist und präsentierte eine köstliche Melange aus Wiener Klassik und italienischem Opernfrohsinn. Unbeschwert begann er in der Strenge des Sonatensatzes beim Allegro mit dem munteren Wechselspiel der Akkorde, belächelte schelmisch die Staccati im Scherzo und zelebrierte ernst das liebliche Menuett, bevor er - Presto con fuoco - mit furiosen Läufen den entfesselten Schlussakzent setzte.

Dann übersprang der extravagante Pianist ein Komponistenjahrhundert und landete als Suchender bei Alexander Skrjabin (1872 - 1915), dem Mystiker unter den Schöpfern synästhetischer moderner Musik. Mit wendiger Hand ließ Mody Skrjabins Nocturne op. 9 „pour la main gauche seul“ ruhig und mit Nachdruck aufsteigen, bevor aus der geheimnisvollen Tondüsternis die Doppelflamme der Leidenschaft des Poème op. 72 - gewissermaßen als Pausensignal - hochloderte. Mit der neunminütigen Sonate Nr.9 op. 68 von Skrjabin ließ Mody dessen „Schwarze Messe“ dunkel aufklingen, aufwirbeln, sich in kraftvollen Explosionen sich entladen und ganz leise ins Unhörbare entschwinden.

Die weich wehenden Préludes op. 33 und die Perlenklänge der 12 Ètudes op. 8 bildeten den Übergang zu Franz Liszts wundersam zarten Consolations Nr. 3. ganz im Stile Chopins.

Mit einem extatischen Feuerwerk der Töne schloss Mody sein faszinierendes Konzert. Dafür bot ihm Liszts Erster Mephisto Walzer die Sprengsätze. Schlag auf Schlag zündete er den Teufelsritt, fegten die Zauberfinger über die Tasten und wirbelten die Tonkapriolen in den Saal, bis alles mit Patschpumm vorbei war.