Nach den Frauen, die Männer im Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus: Fotos von Thomas Wagner und Text von Kristina Patzak. Foto: Andrea Müller-Frank Quelle: Unbekannt

(if) -Seit Jahren beschäftigen sich zwei Cannstatter mit Biografien von Frauen und Männern. Im vergangenen Jahr sind die starken Männer herausgekommen, zwei Jahre zuvor waren es die weisen Frauen. Wer von alledem nichts mitbekommen hat, der hat einmal mehr die Chance, sich in dieses Projekt des Fotografen Thomas Wagner und der Autorin Kristina Patzak zu vertiefen. Thomas Wagner ist ausgebildeter Fotograf und arbeitet seit 2008 selbstständig als Freelancer. Er erstellt Reportagen im In- und Ausland und fotografiert für Zeitungen, Verbände und Firmen. Er liebt seinen Beruf und dessen Vielseitigkeit und geht nie ohne Kamera aus dem Haus. Kristina Patzak ist in Bad Cannstatt aufgewachsen und schrieb die Texte zu den Bildern. Sie ging dabei der Frage nach, wie Männer die körperliche Kraft durch geistige Kräfte ausgleichen. Sie ist seit 20 Jahren ehrenamtliche Sitzwache und engagiert sich in Hospizarbeit und Trauerbegleitung. Sie hat eine eigene Praxis für Wertimaginationstherapie in Bad Cannstatt.

Ihr erstes Projekt, der sich in einem Porträtband niederschlug, hieß „Weise Schönheiten - Schöne Weisheiten“ ältere Frauen im Licht ihrer Einmaligkeit zeigten. In ihrem Buch „Starke Männer - Männerstärken“ blicken 39 Herren zwischen 50 und 101 Jahren auf ihr bewegtes Leben zurück. Patzak und Wagner gehen dabei den Fragen nach, was bleibt, wenn die Muskelkraft des Mannes schwindet und wie Männer zu einer neuen gereiften und geistigen Stärke finden. Ihr im Saladier-Verlag erschienenes Buch zeigt spannende Porträts in Text und Bild und gibt Einblick in unterschiedliche Lebenswelten und -philosophien. Im Stuttgarter Rathaus hatten sie es vorgestellt mit einer Ausstellung.

Im Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus waren sie zuvor gewesen und hatten dort das Frauenbuch herausgebracht.

Und dann kam die Frage nach den Männern. Der haben sich beide gestellt. Patzak hat wieder mit einem Fragebogen versucht, bei den Männern Glaubenssätze, Werte und innere tiefe Erfahrungen aufzudecken. Und zum Titel sagten die beiden: Der Titel hat sich einmal aus dem Titel der Frauen ergeben, quasi als Wortspiel und der Frage, was entwickelt sich innerlich beim Mann, wenn seine körperliche Stärke nachlässt. Ähnlich war der Ansatz auch bei den Frauen. „Sie sind eben nicht alle körperlich stark wirkende Männer. Sie haben teilweise ihre Stärke aus einer starken entwickelten Persönlichkeit herausgeschafft und das war sehr spannend zu sehen und zu erfahren“, so Patzak. Es seien Männer dabei, die die körperliche Stärke durch ihre Stattlichkeit zeigen und trotzdem eine Güte und Feinheit haben.

Erstaunt hat die Autorin bei ihrem Männer-Projekt, dass sie mehr Zeit brauchte bei den Interviews als bei den Frauen. „Die Männer zeigten eine große Nähe und Verbundenheit zu ihren Familien und ihrem Umfeld“, so Patzak. Sie drückten dies so aus: Der Mann sollte mehr auf die Frauen hören, wir sind nicht allein auf der Welt. Ein selbstbewusster Mann kann starke Frauen neben sich stehen lassen. Ich bin gern Mann und bin froh, dass es den Gegenpol Frau gibt. Entsprechend stellte sich dann die Frage bei den Männern: „Wie die einen gut und aktiv mit ihrer körperlichen Vergänglichkeit umgehen und andere nicht. „Das Erstaunliche war, dass wir kein Ziel hatten und dann doch einen gemeinsamen Nenner fanden“, so Patzak. Die Haltung und Lebenseinstellung dieser Menschen sei ein „Ja zum Leben“, sie fühlen sich in der Welt willkommen.

Bei den Männern ist es eher ein Durchhaltevermögen, ein Trotzen der Widrigkeiten. Ihr Leben wurde häufiger durch einen Menschen, der ihre Persönlichkeit, ihre Potenziale erkannte und förderte. Dies war aber auch unabhängig von den Rahmenbedingungen der Zeit oder der Familie. „Das war wahrscheinlich das Erstaunlichste“, so Patzak.

„Stark sind die Männer, wenn sie die innere Stärke mit der körperlichen Stärke in einem „und“ leben“, so die Autorin. Fotograf Thomas Wagner berichtete bei dem Projekt von der Auswahl der Männer, den größeren Teil habe Patzak gefunden, den kleineren Teil er, Bekannte, Freunde und Empfehlungen bis hin zu zufälligen Begegnungen und Zeitungsartikeln. Wichtig war ihm, dass keine gestellten unnatürlichen Bilder entstehen. „Jeder Mann soll sich wohlfühlen bei meiner Arbeit und sich nicht verstellen müssen“, so Wagner. Sie sollten sich auf den Bildern wiedererkennen und gefallen oder eine neue Facette an sich entdecken. Die Vielfalt der Männer hat ihn beim Erstellen der Fotos beeindruckt.

Die Ausstellung im Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus ist bis zum 7. Januar 2018 zu sehen. Der Porträtband„Starke Männer - Männerstärken“, Kristina Patzak (Text) u. Thomas Wagner (Fotos), ISBN 978-3-9817022-2-4, 20 Euro, 104 Seiten, Saladier-Verlag.