Zeichnungen von Elke Lehmann und Terrakottafiguren von Silvia Siemes in der Galerie Keim. Foto: Frey - Frey

Unter dem Motto „Zeichnung spricht zur Skulptur“ gibt es derzeit Zeichnungen von Elke Lehmann und Objekte von Silvia Siemes in der Galerie Keim zu sehen.

Bad Cannstatt Malerei und Objektkunst treten in der Galerie Keim in einen besonderen Dialog: „Zeichnung spricht zur Skulptur“ hat Galerist Thomas Niecke die Ausstellung genannt. In der Tat: die Zeichnungen von Elke Lehmann sind in ihrem Duktus und ihrer Ausdruckskraft so lebendig und schwungvoll, dass sie in die direkte Korrespondenz zu den Skulpturen von Silvia Siemes gehen.

Elke Lehmann zeichnet mit Bleistift auf Papier und malt mit Ölfarbe in Kombination. Mal sind es zwei Menschen in einem Körper, dann ein Hund und eine Frau, erinnernd an Rotkäppchen und den bösen Wolf. Und dann gibt es Figuren auf einer Schaukel sitzend, im selben Prinzip gemalt auf Japanpapier. Eines haben sie alle, die Bilder von Lehmann: Sie sind scheinbar leicht dargestellt und in einem äußerst gekonnten Duktus gezeichnet. „Lehmann ist eine brillante Zeichnerin“, sagt Niecke. Sie hat auf dem Weg mit der Straßenbahn zum Atelier Menschen gesehen. Die Gesichter, die Eindrücke, hat sie im Atelier auf ihre Art gezeichnet. Heraus gekommen ist das Projekt „Einundzwanzig Begegnungen“, eine Künstlermappe mit 41 Din A3-Farbdrucken und einem Text von Andrea Lesjak. Die Blätter sind beidseitig bedruckt und können wie in einem Buch durchgeblättert werden. „Die Zeichnungen sind alle im Hinblick darauf entstanden, in einer Mappe zusammengeführt und paarweise einander gegenübergestellt zu werden“, so Niecke.

Die Originalgröße der einzelnen Blätter beträgt DIN A 2. Von ihnen sind auch einige in der Ausstellung zu sehen. Sie wurden mit Bleistift, Buntstift, Ölpastellkreide und Ölfarbe gemalt. Das zum Verdünnen der Ölfarbe verwendete Leinöl sorgt dafür, dass Teile der Zeichnung auf der Rückseite des Blattes zu sehen sind, quasi durchscheinen. „Die Zeichnungen haben dadurch eine Aura“, weiß Niecke. Ein Übersichtsblatt zeigt alle Motive. So lässt sich die ursprüngliche Ordnung immer wieder herstellen.

Zum gemalten Blick auf die Menschen, kommt nun die Sicht der Objektkünstlerin Silvia Siemes. Sie bannt ihre Figuren in Terracotta-Kunst in gedeckten, matten Farben, so dass das Gesicht und der meist nachdenkliche Ausdruck besonders ins Auge sticht. „Die Magie des Sehens von Silvia Siemes entsteht durch die Orientierung an der klassischen menschlichen Figur. Ob halb- oder ganzteilig, ob verkleinert oder lebensgroß, immer haben ihre Terrakottafiguren eine Aura der Gelassenheit“, so Niecke. Daher entsteht seit jeher bei ihren Werken der Untertitel „Bleiben – Warten“.

Mit der zurückhaltenden Engoben-Glasur unterstreicht die Bildhauerin das hinterfragende Menschenbild. In Bewegungsstudien erfasst Siemes die Figur ganzheitlich. Die Figuren geben sich verhalten-distanziert. Die Physiognomie schwankt zwischen Typisierung und Porträthaftigkeit. Die Figuren strahlen eine innere Ruhe aus. „Jede dieser Terrakottafiguren hinterlässt die philosophische Frage: Wer bin ich? Keine ist gleich, jede ein Individuum und das ist auch ihr derzeitiger Erfolg auf dem Kunstmarkt.“

Die Ausstellung „Zeichnung spricht zur Skulptur“ ist noch bis 10. November in der Galerie Keim, Marktstraße 31, zu sehen. Infos unter www.galerie-keim.de.