Franziska Geißler in ihrer Ausstellung kürzlich im Nestel-Gebäude inmitten ihrer Objekte aus Carbon. Foto: Frey Quelle: Unbekannt

(if) - Seit zehn Jahren lebt die Künstlerin Franziska Geißler schon in Bad Cannstatt. Sie studiert seit dem Jahr 2008 Kunst an der Stuttgarter Kunstakademie und macht sich aber jetzt schon einen Namen mit ihren Werken: Kunst aus Carbon. „Starker Stoff“ nannte sie ihre Ausstellung, die kürzlich in der Galerie Nestel stattfand.

Und da durften die Besucher sich in den Räumen von den optischen Täuschungen faszinieren lassen, die die die Künstlerin aufgebaut oder an der Wand gestaltet hatte. Die 34-Jährige geborene Lichtenfelserin zeigte etwa ein großes Ei aus Carbon ohne Inhalt. Nur die schwarzen Carbonfäden umschreiben den Raum.

„Mich fasziniert die Leichtigkeit des Materials und die räumlich-optische Täuschung“, sagt Geißler. Sie zeigt dreidimensionale Objekte, die auch im Schattenwurf eine interessante Aura verbreiten. So hat sie aus Fasern eine Art Planetenmodell erarbeitet. Es ist ihr wichtig, die Vernetzung aufzuzeigen. Dabei gehe es auch um die sozialen Vernetzungen und Verbindungen.

Carbon ist ein interessantes Material: Es besteht zu 100 Prozent aus Kohlenstoff. „Entstehungsmöglichkeiten für Carbon gibt es viele“, erklärt Gerd Falk vom Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart. Das Institut liefert Geißler den Stoff, aus dem sie ihre Kunstobjekte herstellt.

So entstand auch ein Kunstobjekt im Jahr 2012 mit einem Auto in Originalgröße. Ein Objekt, was es in dieser Form noch nie gegeben hat. Denn nur noch die Form mit dem Carbonfasergespann war zu sehen. Den Inhalt müssen sich die Betrachter dazudenken. Und aus der Kunst wurde noch mehr: Wissenschaft. Denn: „Daraus wurde an der Universität eine neue Entwicklung gemacht“, so Falk. Ohne das Kunstwerk wäre das nicht entstanden. So hat die Kunst die Wissenschaft angestoßen. „Das Auto ist der Technologieträger für das Material“, erklärt Falk. Patente und Doktorarbeiten wurden daraus entwickelt. Das Kunst- und Wissenschaftsobjekt wurde in Paris, Hannover, im Deutschen Museum München und in Stuttgart gezeigt. Geißler ist eine von wenigen Künstlern, die mit diesem Stoff arbeitet und neue Welten kreiert.

Die Fasern werden am Institut für Flugzeugbau verarbeitet. Geißler bekommt sie nass gerollt und hat dann eine Stunde Zeit, sie als Kunstwerk zu verarbeiten. Dann sind die Fasern trocken und gehärtet. So entstanden auch Objekte wie ein Flügel ohne Inhalt oder auch Türme und Stelen.

Auch Glasfaser verarbeitet sie in räumlicher Mehrdimensionalität. Diese Objekte hatte sie vor der Galerie Nestel platziert, mit einem roten Turmobjekt im Schaufenster.

Auch an der Wand hat sie filigrane Carbonfasern mit großer Tiefenwirkung platziert. „Es ist wie eine eigene Welt, die es in der Realität nicht gibt“, beschreibt sie ihre Werke.

Auch so genannte „Gelege“ hat sie geschaffen, Bilder aus Carbonfasern und Kunstharz mit Glasfasergewebe. Daraus entstand beispielsweise die Bilderreihe „Untergrund I, II und III“. Sie schuf in die gelegten Karbonfasern Formen, die wie Panzer Raketen aussehen, Pistolen und Patronen. Das sind Hinweise darauf, dass die Carbonfasern im Militärbereich gerne genutzt werden.

Bei der Herstellung von Carbon werden der Stickstoff und der Wasserstoff eliminiert. Das Carbon wird im Flugzeugbau gebraucht. Es wird dort in allen Bereichen eingesetzt, so Falk. Und in ihren Kunstwerken achtet die Cannstatterin darauf, die dreidimensionale Zeichnung im Raum herzustellen. „Dies gelang mir nicht zuletzt aufgrund des verwendeten Werkstoffs Carbon, das mit der durchsichtigen Netzstruktur den Objekten einen völlig neuen Ausdruck verleiht“, so Geißler. 2010 erhielt sie eine Auszeichnung von den Freunden der Akademie und 2013 ein Stipendium des Cusanuswerks. Sie blickt auf zahlreiche Ausstellungen seit 2009, darunter in Stuttgart, Düsseldorf, München, Berlin, Paris, Hannover und Augsburg.

Weitere Informationen über Franziska Geißler unter www.fanziska-geissler.de.