Ein bisschen Spaß muss sein. Auch für das Foto in der Volksfestkulisse des Hotels Le M é ridien. Fotos: Rehberger Quelle: Unbekannt

Bad Cannstatt - Schon während des Gesprächs im Foyer des Hotels Le Méridien kommen Gäste vorbei und fragen, ob sie ein Foto machen können. „Das passiert mir täglich“, sagt Roberto Blanco und lacht. Nervt das nicht? „Nein, die Meisten sind sehr nett. Und wenn man zu den Leuten nett ist, kommt das auch zurück. Das hat mir mein Vater beigebracht“, sagt Roberto Blanco, der am Abend im Sonja Merz Zelt auftrat.

Sie kennen Stuttgart gut.

Roberto Blanco: Ja. Als das Hotel hier eröffnet wurde - es hieß damals Interconti - bin ich aufgetreten. Und auch die Staus und Baustellen sind mir bestens vertraut. Seit ich in Deutschland bin, seit 1957, habe noch nie erlebt, dass die Autobahn Frankfurt - Stuttgart - München frei von Baustellen ist. Noch nie.

Der Hurrikan hat Kuba verwüstet, auch Ihr Haus?

Blanco: Mein Haus liegt am Strand und der Hurrikan hat alles rausgespült, was drin war. Eine Welle von sechs Metern ist morgens um 4 Uhr einmal rein und wieder raus und hat alles zerstört. Gott sei Dank wurde niemand verletzt. Mein Schwiegervater war mit zwei Hunden da, aber ein junger Mann hat ihm vorher rausgeholfen. Da war ja kein Licht und kein Strom. Das kann man sich nicht vorstellen. Man sieht es zwar im Fernsehen danach, aber es ist unvorstellbar. Die Häuser meiner Nachbarn, zwei rechts und eines links - alle weg. Unsere Mauern sind stabiler gebaut. Der Aufbau wird schwierig. Es ist nicht wie hier, wo man in den Baumarkt geht und etwas kauft. Wir müssen alles rüberschicken und bei Null anfangen.

Haben Sie Ihren 80. Geburtstag groß gefeiert?

Blanco: Ich hätte gerne eine große Feier gemacht. Der 7. Juni war ein Mittwoch, das war kurz nach den Pfingstferien. Viele meiner Freunde, die kommen wollten, konnten daher nicht, waren mit der Familie unterwegs. Und es war ja mitten in der Woche. Die Arbeit geht am nächsten Tag ja weiter. Also wollte ich am 14. Oktober feiern. Da sind der Urlaub und auch das Oktoberfest vorbei. Aber nachdem, was jetzt auf Kuba passiert ist, können wir nicht feiern. Das Geld, das wir ausgeben wollten für die Feier, geht in das neue Haus. Wir haben ein Konto eingerichtet und bitten unsere Freunde, etwas für unsere Nachbarn zu spenden. Denn die haben gar nichts mehr. Die müssen wieder von vorne anfangen. Das sind keine reichen Leute.

Sind Sie oft dort?

Blanco: Ja, ein bis zwei Mal im Jahr. So oft es die Zeit zulässt. Kurz vor dem Sturm war meine Frau da, wollte ein Stockwerk ausbauen. Ist alles wieder weg. Na ja. Lasst uns von etwas anderem sprechen.

Sie sind immer noch aktiv, stehen auf der Bühne. Wie halten Sie sich fit?

Blanco: Ein spezielles Programm habe ich nicht. Ich habe ein Spezialtrampolin von Bellicon - das hat mir meine Frau geschenkt - auf dem ich mich fithalte. Da schwitze ich mich kaputt. Und dann kommen noch die Gene. Man kann machen, was man will, aber wenn dir der liebe Gott nicht die Gene gegeben hat, nützt alles nicht.

Sie können ja Volksfest und Oktoberfest. Was können Sie dazu sagen?

Blanco: Ich bitte Sie. Das darf man nicht fragen. Das Oktoberfest ist weltbekannt. Wenn ich irgendwo auf der Welt bin und werde gefragt, ‘wo wohnen Sie‘ und ich sage ‘in München‘, kommt gleich ‘Oh München, Oktoberfest‘. Das kann man nicht vergleichen. Das Oktoberfest hat einen ganz anderen Ruf. Da bin ich Patriot. Das ist eine unfaire Frage. Ich war in Brasilien. Da gibt es ein Oktoberfest. Ich war in Japan. Da gibt es ein Oktoberfest, ich war in Hongkong - Oktoberfest, ich war in Shanghai - Oktoberfest, ich war in den USA - Oktoberfest. Also lasst die Kirche bitte im Dorf. Das Volksfest ist ein tolles Fest. Ich war 2007 zur Eröffnung hier.

„Ein bisschen Spaß muss sein“ von 1972 ist einer Ihrer größten Hits. Wie stehen Sie heute dazu?

Blanco: Das ist ein Hit, eine Legende. Jeder träumt davon, einen solchen Hit zu haben. Er stammt von 1972 und wird heute immer noch gespielt. Das ist kein Fluch, das ist ein Segen.

Von „Ein bisschen Spaß muss ein“ gibt es auch eine Heavy-Metal-Version. Haben Ihnen die Aufnahme auch Spaß gemacht?

Blanco: Natürlich. Alles, was ich mache, macht Spaß.

Auf Ihrer Homepage ist von einem neuen Album und einem großen Comeback die Rede.

Blanco: Wieso Comeback? Ich war doch nie weg. Das ist anders gemeint. Es ist eine neue Art von Songs auf dem Album. Das haben wir in Los Angeles aufgenommen. Ich habe immer Platten gemacht, bin seit 61 Jahren im Showgeschäft und immer noch da. Wir haben damit eine neue Richtung gemeint.

Wo fühlen Sie sich zuhause? Was ist für Sie Heimat?

Blanco: Die Welt ist mein Zuhause, mein Wohnzimmer ist Deutschland.

Ans Aufhören verschwenden Sie keine Gedanken, oder?

Blanco: Im Moment nicht. Solange mich die Leute hören wollen. Schauen Sie, Tony Marshall und Bata Illic, die auch jetzt hier aufgetreten sind, die waren nie weg, die Leute wollen sie immer noch sehen. Wir sind noch da, weil das Publikum uns haben will. Es kommen sehr viele neue Leute, die gepusht werden. Aber die bleiben nicht lange. Weil es ist das Publikum, das die Künstler hochhält. Ich fühle mich gut. Wenn ich merke, die Stimme ist nicht mehr da oder körperlich geht es nicht mehr, dann ja. Aber ich fühle mich gut. Und solange es mir gut geht und ich gebucht werde - warum soll ich da aufhören?

Die Fragen stellte Edgar Rehberger.