In Eigenarbeit wurde vor 90 Jahren der Gemeinschaftssaal in der Götzenbergstraße 5 errichtet. Foto: Archivfoto: Volker Kraft (z) - Archivfoto: Volker Kraft (z)

Die Liebenzeller Gemeinschaft kann 2020 dreimal feiern: Am Sonntag, 9. Februar, öffnet sie den Gemeinschaftssaal. Er wurde vor 90 Jahren eingeweiht. Die Gemeinschaft selbst existiert seit 100, die EC-Jugend seit 70 Jahren.

UhlbachDie Liebenzeller Gemeinschaft Uhlbach hat dieses Jahr drei Gründe zu feiern: Vor hundert Jahren, kurz nach Ende des ersten Weltkrieges, entschlossen sich viele Uhlbacher, der Glaubensgemeinschaft, die der evangelischen Kirchengemeinde angehört, beizutreten, um noch mehr über Gott zu erfahren und den Glauben auch im Alltag lebendig zu praktizieren.

Die erste Veranstaltung – die Evangelisation – fand 1920 mit Genehmigung der Kirchengemeinde im Kindergarten in der Kleinen Gasse statt. Die Gebrüder Munder verkündeten mit klaren Worten das Evangelium von Jesus Christus. Eigentlich wollten sich die Uhlbacher Gemeinschaft weiterhin im Kindergarten treffen. Nachdem dieses Anliegen abgelehnt wurde, erklärte sich die Witwe Friedericke Ortlieb bereit, die neue entstandene Gemeinschaft in ihrem Haus in der Oberdorfstraße 5 (heute Götzenbergstraße) aufzunehmen. Zusätzlich zu den Gottesdiensten der Kirchengemeinde trafen sich die Interessierten dort, um selbst in der Bibel zu lesen und vertiefende Gespräche zu führen. Zudem wurde viel gesungen, bald auch verschiedene Chöre gegründet.

Die Gemeinschaft wuchs rasch und der Wunsch nach einem eigenen Gemeinschaftssaal wurde laut. Friedericke Ortlieb steuerte einen Teil ihres Gartengrundstücks bei. Im November 1929 begannen 30 Männer aus Rotenberg und Uhlbach mit dem Bau des neuen Gemeinschaftsgebäudes. Vieles wurde in Eigenarbeit erledigt und bereits am 9. Februar 1930 konnte der Saal eingeweiht werden. Die Schulden beliefen sich damals auf 12 000 Mark.

„Seitdem ist das Gebäude in der Götzenbergstraße 5 unser festes Domizil. Es wurde mehrfach umgebaut und renoviert, aber die Türe ist im Prinzip noch aus der Gründerzeit“, sagt Volker Kraft von der Liebenzeller Gemeinschaft. Im Gemeinschaftssaal werden verschiedene Veranstaltung wie Bibel und Brezel, Aufführungen des Weihnachtsmusicals, die Gemeinschaftsstunde an den Sonntagen, die Kinderstunde, die EC-Jungschar, der Teen-Kreis und der Jugendkreis Fellowship gefeiert. „Die vier Angebote für den Nachwuchs bieten wir seit 1950 im Rahmen der EC-Jugendarbeit an, also seit 70 Jahren und damit das dritte Jubiläum“, sagt Kraft. Als 1933 die Nazis ihre totalitäre Diktatur ausbauten, musste sich die bis dahin selbstständige Gemeinschaft einer Vereinigung anschließen, um nicht verboten zu werden. Die Wahl fiel auf den Gemeinschaftsverband der Liebenzeller Mission, blieb aber immer für andere Prediger offen. Bis heute veranstaltet die Gemeinschaft jedes Jahr eine Evangelisation oder eine Allianz-Bibelwoche – oft in Kooperation mit der Kirchengemeinde. Zudem wird dem Multimedia-Zeitalter Rechnung getragen. Mit anderen christlichen Kreisen wurde ProChrist, eine Satellitenübertragung mit Predigten, Theater und Musik ausgestrahlt.

Interessierte können sich einen Eindruck von der Arbeit der Liebenzeller Gemeinschaft bei einem Tag der offenen Tür am Sonntag, 9. Februar, in der Götzenbergstraße 5 verschaffen. Um 11 Uhr kann die Gemeinschaftsstunde erlebt werden. Um 12 Uhr folgt das Mittagessen, bis 17 Uhr stellen sich Gruppen vor, es gibt Spiel und Spaß für Kinder, ein Preisrätsel, sowie Kaffee und Kuchen.