Enge Straßen bereiten der Sperrmüllabfuhr Probleme. Die Fahrzeuge sind 2,55 Meter breit, um auch sperrige Gegenstände zu pressen. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Enge Straßen machen der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS) das Leben schwer. Für eine Anwohnerin des Klarawegs wurde die Sperrmüllabfuhr zur Tortur. Am Abholtermin drehte das AWS-Fahrzeug einfach um. Der Weg sei zu eng, sie müsse den Sperrmüll 50 Meter weiter an eine Kreuzung tragen, bekam die Bewohnerin als Antwort. Ein Versehen, sagt AWS-Sprecherin Annette Hasselwander. Luginsländer berichten von generellen Abfall-Problemen in den engen Straßen.

Die alleinstehende Frau aus Luginsland hatte alles korrekt gemacht: Sie hatte ihren Sperrmüll rechtzeitig bei der Abfallwirtschaft Stuttgart angemeldet, einen Abholtermin erhalten und ihren nicht mehr benötigten Hausrat feinsäuberlich vor ihr Haus gestellt. Was dann geschah, war für die Luginsländerin und ihre Nachbarn wie ein schlechter Film: Der orange Lastwagen steuerte den Klaraweg an, drehte dann jedoch unverrichteter Dinge ab. Zu eng für ihr Fahrzeug signalisierten die Mitarbeiter. Nach einem Telefonat mit dem zuständigen Amt und letztendlich dort sogar bis zur obersten Instanz erhielt die Luginsländerin folgende Antwort: Der Sperrmüll müsse bis zur nächsten durch das Sperrmüllfahrzeug anfahrbare Stelle geschleppt werden. „In unserem Fall bedeutete dies 50 Meter weit bis zur Kreuzung Klaraweg/Im Weingarten“, sagt die Anwohnerin. Die alleinstehende Dame hatte Glück und eine gut funktionierende Nachbarschaft. Gemeinsam trugen die Nachbarn rund drei Kubikmeter Hausrat - darunter sperrige Gegenstände - an die nächste Straßenecke. „Und dafür zahlt man bei Express-Sperrmüll noch eine stattliche Gebühr“, ärgert sich eine Bürgerin.

Annette Hasselwander, die Sprecherin der Abfallwirtschaft Stuttgart, entschuldigte sich auf Nachfrage unserer Zeitung für den Vorfall. „Ein Versehen. In Fällen, in welchen die schmalen Wohnstraßen das Passieren des großen Sperrmüllfahrzeugs unmöglich macht, holen wir normalerweise den am Grundstück zu ebener Erde und in Fahrbahnnähe bereitgestellten Sperrmüll mit einem Sprinter ab“, erklärt die Pressesprecherin. Anschließend werde der Inhalt in ein großes Fahrzeug umgeladen. Die Abfallsammelfahrzeuge sind normalerweise 2,55 Meter breit. Die orangenen Fahrzeuge benötigen eine Durchfahrtsbreite von mindestens drei Metern. Unrechtmäßig am Fahrbahnrand geparkte Fahrzeuge machen den Fahrern, vor allem an Engstellen sowie im Kurven- und Kreuzungsbereich, das Rangieren schwer. Oftmals dreht die AWS-Crew um, ändert die Tour und versucht es nach einer gewissen Zeit noch einmal. Ein kleineres Fahrzeug, wie von manchen Anwohnern in Luginsland oder auch in Wangen vorgeschlagen, mache aber keinen Sinn. „Der Einsatz eines Mini-Abfallsammelfahrzeuges eignet sich für die Erfassung von Sperrmüll nicht, da die Fahrzeugbreite und die Ladewanne für die Pressung zum Beispiel einer Couch zu gering wären“, erklärt Hasselwander.

Für die Bewohner in so engen Sträßchen wie dem Klara- oder dem Robertweg war das jüngste Sperrmüllerlebnis offenbar kein Einzelfall. „Wir müssen auch unsere Gelben Säcke an die nächste Kreuzung tragen und sie am dortigen Zaun festklemmen, damit sie wie beim Sturm in der vergangenen Woche nicht weggeweht werden“, erzählen Anwohner des Klarawegs. Für die Besitzer des Eckhauses an der Kreuzung sei dies eine Zumutung.