Andreas Reikowski an seiner mit Lego-Steinen konstruierten und selbst erfundenen Brücke. Er zollt damit dem Architekten Santiago Calatrava Respekt. Quelle: Unbekannt

(mk) - Das Brandenburger Tor, das US-Capitol, ein orangefarbener Porsche sowie fantastische Städte der Zukunft stehen seit gestern in Untertürkheim - in Miniaturformat sowie mit speziellen Baustoffen konstruiert: Der Stuttgarter Lego-Verein „Schwabenstein 2x4“ stellt bis 16. September seine selbst gebauten Kunstwerke in der Stadtteilbücherei aus und will Jugendliche sowie Erwachsene animieren, etwas selbst zu bauen - Stein auf Stein.

Von wegen Lego-Steine sind nur etwas für Kinder. Bei der Eröffnung der aktuellen Ausstellung „Kunst-Stein trifft Stein-Kunst“ standen auch Erwachsene mit offenem Mund vor den Vitrinen und bewunderten die Kunstwerke und Landschaften, die Andreas Reikowski, Daniel Schäfers sowie weitere Mitglieder des Stuttgart Lego-Vereins konstruiert hatten. Beispielsweise den orangefarbenen Porsche 911 GT3 RS mit geöffneter Motorhaube und Vordertür. „Den hat mein Vater Uwe in 74 Stunden zusammengebaut. Rund 800 Arbeitsschritte benötigt er dazu. Nach 120 Schritten hat mein Vater dann allerdings gemerkt, dass er zuvor ein falsches Eckteil verbaut hatte. Er musste wieder alles auseinanderbauen und fast von vorne beginnen“, erzählt Vereinsboss Daniel Schäfers. Geduld, gutes Vorstellungsvermögen und Kreativität sind gefragt und machen sicherlich auch die Leidenschaft zu den Steinen mit den Noppen aus.

Stadt der Zukunft in Miniatur

Der Porsche stammt aus einem extra aufgelegten Bausatz. Andreas Reikowskis Städte, Landschaften und andere Exponate entstehen dagegen in seinem Kopf. „Legosteine beflügeln meine Fantasie“, sagt der Bahnbedienstete. Er hat ein Faible für Architektur. „Vielleicht ist es meine unerfüllte Liebe. Aber ich bin froh, dass ich als Künstler meine architektonischen Vorstellungen mit Legosteinen umsetzen kann und mich nicht als hauptberuflicher Architekt um den Innenausbau oder Bauvorschriften kümmern muss“, sagt der Rohrackerer lachend. Was er baut, beflügelt die Fantasie der Betrachter. Beim Microscale Projekt entführt er die Büchereibesucher in die Zukunft. Er hat sich überlegt, wie die Stadt der Zukunft aussehen könnte: elegante Wolkenkratzer, ein futuristischer Bahnhof und andere Sehenswürdigkeiten. Seine Steam Punk City ist dagegen eine Stadt, in der es nur Dampfantrieb gab. Faszinierend. Immer wieder entdecken die Betrachter Kleinigkeiten.

„Mit gewöhnlichen Steinen ungewöhnliche Dinge hervorbringen, das ist unser Ziel“, sagt Daniel Schäfers. Eine Lego-Autoverkleidung wird so zu einem Torbogen, eine Autolenkung zum Kreuz auf der Kirche. Schäfer hat eine Ausgrabungsszene mit einem Dinosaurier bei Trossingen gebaut. Bezaubernd. Am liebsten würde man einzelne Teile berühren. Vergebens. Aus Sicherheitsgründen stehen die Kunstwerke in einer Vitrine. Das Brandenburger Tor neben dem Capitol, die Stuttgarter Stadtbibliothek neben einem Teil des Louvres. Kunstwerke, die verwundern und zum Spielen animieren. Der Verein hat eine Kiste mit Legosteinen in der Stadtteilbücherei abgestellt. Nach der Vernissage setzten sich Jugendliche und Erwachsene hin und bauten Türme.

Die Ausstellung kann bis Samstag, 16. September, in der Stadtteilbibliothek Untertürkheim, Strümpfelbacher Straße 45, bestaunt werden. Die Bibliothek ist in den Ferien am Dienstag, 11 bis 19 Uhr, Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr, Freitag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Näheres zum Lego-Verein Stuttgart unter www.schwabenstein.com.