25 Leserinnen und Leser zu Besuch im Polizeipräsidium auf dem Pragsattel Foto: Kuhn - Kuhn

Notruf. Man wählt die Telefonnummer 110, und dann? 25 Leserinnen und Leser unserer Zeitung erhielten einen exklusiven Einblick ins neue Führungs- und Lagezentrum der Polizei auf dem Pragsattel.

Untertürkheim Alle 90 Sekunden greift in der Landeshauptstadt jemand zum Telefon und wählt die Telefonnummer 110. Notruf! An Spitzentagen gehen über 800 Anrufe im Führungs- und Lagezentrum (FLZ) der Polizei ein. 25 Leser unserer Zeitung – eine der ersten Besuchergruppen überhaupt – erhielten gestern einen exklusiven Einblick „in das Herz der Polizeikommunikation“, wie Polizeisprecher Jens Lauer, die Anfang des Jahres neu eingerichtete Einsatzzentrale auf dem Pragsattel bezeichnet. Für mehrere Millionen Euro wurde das neue Gebäude erstellt. Der graue Kasten schmiegt sich harmonisch ans ehemalige Robert-Bosch-Krankenhaus und passt sich in die Weinberglandschaft ein. Dicke Wände und Sicherheitsvorkehrungen schirmen es ab, modernste Technik, Flachbildschirme und Beamer ermöglichen den Polizeibeamten, den Überblick zu behalten. Wo am Sonntag noch Hektik herrschte, nahmen die Leser Platz: im großen Lageraum – dem Saal für besondere Einsätze. „Am Sonntag saßen hier zusätzliche zu unseren Polizeikollegen noch Mitarbeiter der Stadt, der Stuttgarter Straßenbahnen und des Veranstalters“, berichtet Klaus Zimmermann, der stellvertretende Leiter des FLZ. Die Verantwortlichen überwachten den Verlauf der Deutschland-Tour. „Im Falle einer Katastrophe oder eines Terroranschlags sind wir innerhalb von 15 Minuten komplett einsatzfähig“, so Zimmermann.

Den Polizei-Alltag erlebten die Leser im benachbarten Raum. Sechs Sachbearbeiterinnen und -bearbeiter saßen an ihren Arbeitsplätzen. Sie sind von vier Großbildschirmen umgeben. Sie nehmen die 110-Anrufe der Bürgerinnen und Bürger entgegen, halten Kontakt zu den Polizisten vor Ort und haben das Geschehen im Blick. Ein grünes oder rotes Licht zeigt an, ob der Mitarbeiter gerade im Gespräch ist. Fingerspitzengefühl und klare Ansagen sind erforderlich. „Können Sie mir bitte ihren genauen Standort nennen und vor allem mit mir und nicht mit jemand anderem reden?“, bittet eine Polizeibeamtin eine aufgeregte Anruferin. Ihrem Kollegen wird zeitgleich ein Unfall gemeldet. Automatisch ploppt auf einem der Bildschirme ein Einsatzformular auf, in dem er die Fakten einträgt. Auf dem Nachbarbildschirm wird ihm ein Stadtplanausschnitt des betroffenen Einsatzortes gezeigt. Er leitet die Maßnahmen ein, informiert gegebenenfalls einen Streifenwagen und den Rettungsdienst. Zusätzlich zu echten Notrufen melden sich auch Bürger wegen Kleinigkeiten. „Alle Telefongespräche und Vorgänge werden aufgezeichnet“, erzählt Zimmermann. „Insgesamt haben wir fünf Dienstgruppen, die im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten. Die Arbeitszeiten dauern sieben bis zehn Stunden“, so Zimmermann. Anerkennendes Nicken bei den Lesern. Die Stippvisite in der Zentrale, in der die Notrufe eingehen, hat Eindruck und das sichere Gefühl hinterlassen, im Notfall bei der Polizei gut aufgehoben zu sein.