Es ist weiterhin geöffnet: Der Pachtvertrag der Gärtnerei Bender an der Augsburger Straße 515 läuft bis Ende 2021. Foto: Hauptmann - Hauptmann

Ein privater Investor plant, an der Augsburger Straße eine private Kindertagesstätte zu errichten. Für die auf einem Teil des Grundstücks ansässige Gärtnerei Bender hätte das Projekt gravierende Auswirkungen.

UntertürkheimWir sind nach wie vor da“, betonen Monika und Michael Bender, Inhaber der gleichnamigen Gärtnerei in Untertürkheim. Seit Bekanntwerden der Pläne eines privaten Investors, auf dem Areal an der Augsburger Straße 515 eine Kindertagesstätte zu errichten, würden viele Kunden besorgt nachfragen, ob sie denn beabsichtigen, den Betrieb aufzugeben. „Aber das wollen wir auf keinen Fall“, stellen beide unmissverständlich klar. „Im Gegenteil. Eigentlich würden wir uns gern vergrößern.“

Seit 2008 ist der Familienbetrieb – die einzige Bioland-Gärtnerei Stuttgarts – in Untertürkheim ansässig. Vier Gewächshäuser mit knapp 1400 Quadratmetern Nutzfläche haben die Benders gepachtet. Dort verkaufen sie im Jahresverlauf rund 800 verschiedene Pflanzensorten, die sie auf Freiflächen im Remstal nach strengen ökologischen Vorgaben anbauen. Spezialisiert sind sie auf Kräuter im Topf – allein 200 Sorten sind im Sortiment. Hinzu kommen Chilis (mehr als 80 Sorten), exotische Kübelpflanzen sowie Gemüse-, Duft- und Zierpflanzen. In der kalten Jahreszeit stehen die Gewächshäuser voller Pflanzen, die Kunden den Profis zum Überwintern anvertrauen.

Familie Bender nutzt nur einen Teil des gesamten Areals einer früheren Gärtnerei. Im vorderen Bereich, direkt an der Augsburger Straße, liegen seit Jahren der ehemalige Verkaufsraum, zwei Foliengewächshäuser und ein Freibereich brach. Die Suche nach einem neuen Nutzer war schwierig. Bis jetzt: Auf dieser Fläche soll den Plänen der Zottele DienstleistungsGmbH zufolge in einer ersten Ausbaustufe ein Gebäude entstehen, das etwa 50 Betreuungsplätze für Kinder im Alter zwischen null und sechs Jahren bieten würde. Einen Bauantrag haben die Crailsheimer bei der Stadt bereits eingereicht – er wurde vorerst aber abgelehnt, weil eine Kindertagesstätte im landwirtschaftlichen Außenbereich rechtlich nicht zulässig ist. Im nächsten Schritt versuchen die Investoren nun, eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten oder die erforderliche Bebauungsplanänderung anzustoßen. Sie planen perspektivisch: In einer zweiten Ausbaustufe sollen noch mal 50 Plätze geschaffen werden.

Der Pachtvertrag der Gärtnerei Bender läuft bis Ende 2021. Was dann passiert, ist offen. „Wir würden natürlich gern weitermachen“, sagen die Firmeninhaber. Einer der Söhne möchte den Betrieb in einigen Jahren übernehmen. Wirtschaftlich laufe es, dank vieler Stammkunden aus den Neckarvororten und darüber hinaus, recht gut: „Wir haben uns einige Nischen geschaffen, in denen wir erfolgreich sind“, sagt Michael Bender stolz. Dass die Gärtnerei in diesem Sommer erstmals geschl ossen war, habe einzig daran gelegen, dass es in den Gewächshäusern schlichtweg zu heiß gewesen sei. „Das Arbeiten dort konnte man niemanden zumuten“, fügt Monika Bender hinzu.

Sollte das Kinderhaus tatsächlich gebaut werden, hätte es bereits in der kleinen Form gravierende Folgen für die Gärtnerei Bender: „Wir hätten keine Parkplä tze mehr und keinen richtigen Eingang.“ Zudem würde der Neubau nicht nur die direkt angrenzenden Gewächshäuser beschatten, sondern auch die Sicht auf den Betrieb komplett versperren. Keine guten Voraussetzungen für den Fortbestand.