Der schmale Beundweg verbindet die Rohrackerstraße mit dem Alosenweg und ist durch gepflegte Gärten gekennzeichnet. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Die geplante Ausweisung von neuen Bauflächen am Beundweg ruft nun die Anwohner auf den Plan. In einem offenen Brief an die Stadtverwaltung legen sie Einspruch gegen die möglichen 12 bis 14 Häuser ein. Aus ihrer Sicht sind die Auswirkungen auf das Stadtteilklima, den dörflichen Charakter und auch für den Artenschutz nicht ausreichend untersucht. „Wir werden vielmehr vor vollendete Tatsachen gestellt“, erklärt Patrizia Santomauro.

Selbst eingefleischten Hedelfingern ist der Beundweg kaum ein Begriff. Er verbindet die Rohrackerstraße mit dem etwa 30 Meter oberhalb gelegenen Alosenweg. Auf der Suche nach Flächen für mögliche Nachverdichtungen sind die Stadtplaner allerdings auf das schmale Sträßchen auf der gegenüberliegenden Seite des Alten Hauses gestoßen. Bereits in den Karten aus den Jahren 1824 und 1835 ist dieser als Erschließungsweg zu den oberhalb am Hang gelegenen Häusern verzeichnet. Derzeit untersucht die Stadt, wie eine weitere Erschließung des sehr steilen Geländes, dass sich zumeist durch schön gepflegte Gärten kennzeichnet, möglich ist. Inzwischen wurde das Gelände vermessungstechnisch aufgenommen und auch die ersten Gespräche mit den Eigentümern der Grundstücke gesucht. Etwa 12 bis 14 Reihen- oder Doppelhäuser sind nach den Schätzungen der Stadtplaner realisierbar. Auf der Grundlage der Vermessungen sollen die Pläne nun weiter ausgearbeitet und bis zum Ende des Jahres ein Aufstellungsbeschluss gefasst werden.

Das stößt bei den direkten Anwohnern auf völliges Unverständnis. In einem offenen Brief an die Stadtverwaltung haben sie Einspruch gegen das neue Wohngebiet eingelegt. Denn „bislang wurde noch in keiner Weise dargestellt, welche Konsequenzen eine solche Bebauung mit sich bringt“, erklärt Santomauro stellvertretend. Unter anderem führen sie die negativen klimatologischen Auswirkungen an. Denn bislang dienen die Grünflächen als Frischluftschneise von den Weinbergen am Lenzenberg und des Rohracker Tales in Richtung Neckartal. „Der Bereich wurde auch offiziell als Frischluftschneise ausgewiesen“, ist Santomauro überzeugt. Eine konkrete Antwort hätten die Eigentümer aber bislang nicht erhalten. Des Weiteren sei unklar, inwieweit auch der Artenschutz bei dem geplanten Wohngebiet bislang berücksichtigt wurde. Die gepflegten Gärten seien schließlich auch Lebensraum für wichtige heimische Tierarten wie verschiedene Insekten, Eidechsen, Eichhörnchen und Singvögel. Einher geht damit auch der besondere Charme eines Weinberg-Weges des kleinen Sträßchens mit den hohen Natursteinmauern auf der Hangseite. Nicht umsonst führten der Weinwander-, der Rössle- und auch der Knausbira-Weg über das kleine Anliegersträßchen. „Eine geplante Bebauung würde dies alles zerstören“, sagt Santomauro.

Und nicht zuletzt stellen die Anwohner in Frage, ob mir dem Projekt die prekäre Situation auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt verbessert werden kann. Durch die sehr steile Hanglage sei der Eingriff ins Gelände, wie auch bereits von den Stadtplanern bestätigt, eine große Herausforderung. Damit sich trotz des enormen Aufwands auch ein Erlös erzielen lasse, kämen nur sehr teure Wohneinheiten in Frage. Anstatt familiengerechter Wohnungsraum entstünden Luxusobjekte für eine elitäre Minderheit.

Insofern müssten zunächst einmal alle Gesichtspunkte genau geprüft und auch veröffentlicht werden, fordern die Anwohner, bevor das neue Wohngebiet am Beundweg weiter vorangetrieben werde.