Die Orgelpfeifen, die die Kreuzkirchenbesucher hinter dem Altar erblicken, sind funktionslos. Sie sind Überbleibsel der ersten Orgel. Quelle: Unbekannt

Von Mathias Kuhn

Die Orgel in der Kreuzkirche feiert einen runden Geburtstag. 1968 wurde sie im Gotteshaus aufgestellt, ersetzte das Vorgängerinstrument. Doch nach 50 Jahren treten Schwachstellen auf. Deswegen haben sich der Kirchengemeinderat und der Förderverein Alte Kirche und Kreuzkirche entschlossen, die Generalüberholung der Orgel zu planen. Mit Benefizaktionen werden Spenden gesammelt.

Optisch passt sie zwar eigentlich nicht ins Hedelfinger Gotteshaus, aber sie erfüllt die Kreuzkirche mit herrlichen Klängen: die imposante Orgel auf der Empore. „Die Kirchengemeinde hatte 1968 die Gelegenheit, die Orgel als Ersatz für die bis dahin bestehende zu erwerben“, erzählt Kantorin Manuela Nägele. Die Hedelfinger griffen zu und sind noch heute froh über die damalige Entscheidung. „Unsere Orgel besitzt drei Manuale sowie mehr als 30 Register, die den Organisten eine Vielzahl von Spielmöglichkeiten eröffnen“, erklärt Nägele. Natürlich begleitet die Hedelfinger Orgel die Gemeinde in Gottesdiensten, sie beweist ihre Klangvielfalt aber auch bei Konzerten der unterschiedlichsten Richtung, zum Beispiel als musikalische Untermalung bei Stummfilmen wie im Benefizkonzert am heutigen Samstag.

Nach 50 Jahren ergeben sich natürlich auch Mängel und Altersschwächen. „So mussten wir bereits einige Registerwippen ersetzen, weil das Material brüchig geworden ist. Es werden weitere folgen“, erklärt Nägele und zeigt auf Kunststoff-Tasten, die kleine Risse haben. Noch mehr Kopfzerbrechen bereiten den Orgelfachleuten die Motoren, die die Pfeifen ansteuern. Jedes Register besitzt einen Motor. Noch hat keines ernste Probleme bereitet. Wenn eines jedoch ausfällt, ist die Orgel praktisch nicht mehr spielfähig. Dem wollen die Hedelfinger vorbeugen. Die Mitglieder des einst zur Unterstützung der Sanierung der Alten Kirche gegründeten Fördervereins haben sich vergangenes Jahr entschieden, ihre Aufgabe auch auf das zweite Kleinod in Hedelfingen, die Kreuzkirche, auszuweiten.

„Als kommendes Projekt haben wir uns die Sanierung der Orgel vorgenommen“, sagt Fördervereinsvorsitzender Professor Eberhard Schwarz. Noch gibt es nur überschlägige Schätzungen. Manuela Nägele geht aber von Kosten in Höhe von mindestens 50 000 Euro aus. „Das Material fällt dabei gar nicht so sehr ins Gewicht. Die Orgelbauer müssen aber viele Stunden reine Handwerksarbeit in die Sanierung investieren“, so Nägele. Motorein- und -ausbau auf engstem Raum. Eventuell werde die Orgel auch mit elektronischen Elementen aufgerüstet und auf einen zeitgemäßen Standard gebracht. „Es gilt die Orgel auch als ein Stück Kulturgut zu erhalten“, sagt Nägele. Die Unesco hat die deutsche Orgelbaukunst vor wenigen Monaten als ein Stück Weltkulturerbe erklärt.

Mit Benefizaktionen sammelt der Förderverein Spenden. Rund 11 500 Euro sind bereits zusammengekommen. Spenden sind immer willkommen: Kirchengemeinde Hedelfingen, Stichwort „Orgel“, Volksbank am Württemberg, IBAN DE 18 6006 0396 0026 7060 08. Ab einer Spende von Euro 20 gibt es eine Spendenbescheinigung und zusätzlich eine Pfeifenpatenschaft mit Urkunde.

Benefizveranstaltung für die Orgelsanierung

Mit einer Reihe von Veranstaltungen wollen der Förderverein und die Kirchengemeinde die Hedelfinger auf die Orgel in der Kreuzkirche aufmerksam machen. In den vergangenen Monaten haben bereits einige Veranstaltungen stattgefunden. In den kommenden zwei Wochen lassen die Hedelfinger zwei weitere Aktionen.

Am heutigen Samstag um 20 Uhr gibt es einen Hör- und Sehgenuss: Orgelkino. Peter Schleicher wird sein virtuoses Improvisationsvermögen an der Orgel zeigen: In der Kreuzkirche wird ein Stummfilmklassiker gezeigt und Schleicher die Bilder live auf der Orgel begleiten, die Filmsequenzen gekonnt untermalen. Der Hedelfinger Ausnahmekünstler und Preisträger internationaler Wettbewerbe nützt das volle Repertoire der Klangfülle der Orgel aus, um, jeweils genau getimt, die Stimmung des Films aufzufangen und den Zuschauer noch mehr in den Bann der Bilder zu ziehen. Wo kann man dies sonst erleben?

Einen musikalisch-kulinarischen Abend veranstaltet das Kantorat der Kirchengemeinde dann am 2. Februar im Gemeindesaal. Es gibt ein Vier-Gänge-Menü von Sonja Lenz von Kultweine-Kochwelten-Kunststücke. Für die „Tischmusik“ sorgen Matthias Nenner vom Chor der Staatsoper (Bariton) und Kirchenmusikdirektorin Manuela Nägele (Klavier). Informationen zum Abendunter Telefon 67 36 813.